Neue Nachbarn für Schlösslesfeld: Wo jetzt noch Getreide wächst, sollen schon bald neue Wohnungen entstehen. Foto: factum/Granville

Das Gebiet Gämsenberg darf bebaut werden. Dass die Ludwigsburger Grünen dafür die bisherige Grünschneise aufgeben, ist nur eine der Besonderheiten bei diesem Projekt.

Ludwigsburg - Wäre es nach dem Willen der Gemeinderats-CDU und dem des Bauunternehmers Pflugfelder gegangen, wäre das Gelände am Ludwigsburger Gämsenbergschon seit Jahren bebaut – und zwar mit noblen Villen. Jetzt hat der Bauausschuss zwar grünes Licht für eine Bebauung gegeben, aber neben Eigentumsapartments sollen auch preisgünstige Mietwohnungen entstehen. Alles andere wäre in Zeiten der Wohnungsnot unverantwortlich, so der Tenor im Gemeinderat.

Mit einer Baufläche von bis zu 1,25 Hektar zählt das jetzt freigegebene Gelände zu den kleineren Baugebieten in der Stadt. Zum Vergleich: Das zuletzt bebaute Areal auf den Neckarterrassen ist 41 Hektar groß. In einem Architektenwettbewerb soll nun nicht nur die passende Ästhetik gefunden, sondern auch ausgelotet werden, wie viele Wohneinheiten dort entstehen können. Vorgabe sei es, Ein- bis Fünf-Zimmerwohnungen in bis zu dreigeschossigen Häusern zu bauen, erläuterte Anne Mayer-Dukart vom Stadtplanungsamt.

Weniger Architekten

„Wir wollten immer, dass das Gebiet komplett von privaten Unternehmern entwickelt wird und dass die Stadt ihre Anteile verkauft“, sagte CDU-Stadtrat Reinhold Noz. Doch nun werden die Firma Pflugfelder, die Stadt Ludwigsburg und ihr Tochterunternehmen Wohnungsbau Ludwigsburg GmbH (WBL) gemeinsame Sache machen. Was eine der Kröten ist, die die CDU nach Aussage von Noz schlucken musste, um in dem Gebiet am nördlichen Rand zum Schlösslesfeld endlich voranzukommen.

„Auch wir schlucken so manche Kröte“, sagte Dieter Juranek (SPD). Denn seine Fraktion sei lange Zeit gegen eine Bebauung des Grünzugs gewesen. „Wegen des Drucks am Wohnungsmarkt haben wir uns aber breit schlagen lassen“, sagte Juranek. Auch Elfriede Steinwand (Grüne) erklärte, dass ihre Fraktion diese Grünschneise in Neckarnähe nur ungern für eine Bebauung freigebe. Einzig Elga Burckhardt (Lubu) lehnt eine Bebauung nach wie vor ab.

Da man sich nun aber dazu durchgerungen hat, soll auch möglichst bald gebaut werden. „Um das Verfahren zu straffen, möchten wir einen Wettbewerb für 30 Architekturbüros ausloben“, sagte Stadtplaner Martin Kurt.

So bekomme man auf Anhieb „realisierungsfähige Entwürfe“ und nicht nur eine Stadtplanung. Und so könne nach einer Preisgerichtssitzung im Januar noch im Jahr 2019 das Bebauungsplanverfahren eingeleitet werden. Die relativ große Zahl von 30 Architektenbüros stieß auf Kritik. Der Freie Wähler Andreas Rothacker beantragte, die Kosten für das Verfahren zu deckeln und die Zahl der Büros auf 20 zu beschränken. Eine Idee, die auch andere Fraktionen überzeugte. Am Ende wurde der Beschluss entsprechend abgeändert.

Mehr Stellplätze?

Einen weiteren Kritikpunkt fand die CDU in der Vorgabe für Autostellplätze: Das Konzept fordert pro Wohneinheit einen Parkplatz. „Wir würden den Stellplatzschlüssel gern auf 1,5 erhöhen“, sagte Reinhold Noz. Steinwand kritisierte den Vorstoß als „manische Forderung“ nach immer mehr Parkplätzen.

Angesichts der Topografie müsse man sich beschränken, erklärte Michael Ilk. Denn auch für die geringere Zahl müsse ein Tiefgarage gebaut werden. „Das verursacht natürlich hohe Kosten“, sagte der Baubürgermeister. Stattdessen schlug er vor, dass WBL und Pflugfelder den Anwohnern ein zusätzliches Mobilitätsangebot machen sollten. „Ähnlich sind wir schon beim Baywa-Areal verfahren“, sagte Ilk. „Wenn wir ein Car-Sharing-Angebot machen können, hält das die Kosten im Zaum.“

Die Firma Pflugfelder und die Wohnungsbau Ludwigsburg sind Eigentümer der Flächen. Die Kosten des Wettbewerbs sollen entsprechend der Anteile umgelegt werden. Während das private Unternehmen dazu verpflichtet wurde, 20 Prozent der Wohnungen als preisgünstige anzubieten, lautet der Auftrag für die WBL, einen Anteil von 30 Prozent als Sozialwohnungen zu realisieren.