Willy Spindler mit einer seiner Schlangen Foto:  

Nach Drohung, die Käfige zu öffnen, kontrolliert Aufsichtsbehörde die „Crocodile Brothers“.

Ilsfeld - Bei einer Kontrollaktion haben Mitarbeiter des Heilbronner Landratsamts am Freitag die Terrarien der Reptilien-Schau „Crocodile Brothers“ überprüft. Auslöser der unangekündigten Visite war die Drohung von Schausteller Willy Spindler (48), seine Tiere aus Geldnot in die freie Wildbahn zu entlassen. Die ursprünglich aus dem Ostalbkreis stammende Krokodil-Show reist mit etwa 300 Echsen, Schlangen und Skorpionen durchs Land. Mit der Ankündigung wollte der bei den Aufsichtsbehörden als nicht mehr zuverlässig eingestufte Chef vor Gericht eine Aufhebung des über die Echsen-Ausstellung verhängten Auftrittsverbots erzwingen.

Die Nachbarn einer Kältetechnik-Firma im Gewerbegebiet Auenstein-West konnten deshalb am Freitag ein Großaufgebot aus Tierärzten und Ordnungshütern bestaunen: Kurz vor 13.30 Uhr rückten gleich mehrere Polizeifahrzeuge in dem Industrieareal an der Autobahn an. Flankiert von vier Streifenbeamten in Einsatzschutzwesten nahmen die Veterinäre die in mobilen Containern untergebrachten Reptiliengehege unter die Lupe. Auch die Leiterin des Gesundheitsamts und Dezernatschef Adrian Mehler waren vor Ort.

Behörden schrecken von Beschlagnahme der 300 Reptilien zurück

Das Ergebnis der Kontrolle unterscheidet sich freilich nicht wesentlich von in anderen Landkreisen gemachten Erfahrungen: Die Tierhaltung des 48-jährigen Schaustellers ist nicht zu beanstanden. Allenfalls kleinere Auflagen seien dem Reptilienzoo zu machen, erklärte Hubert Waldenberger, Sprecher der Heilbronner Kreisbehörde, am Freitag auf Nachfrage. Dem wegen Körperverletzung vorbestraften Willy Spindler die Echsen weg zu nehmen kommt für das Landratsamt bisher nicht in Frage: „Wir sehen keine Gefahr im Verzug“, betonte Waldenberger. An diesem Standpunkt ändert offenbar auch die Drohung nichts, die die Kontroll-behörde am Freitag aufgeschreckt hatte.

Um seiner Forderung nach einer einstweiligen Verfügung zusätzliche Brisanz zu verleihen, hatte Reptilienchef Spindler in einem Brief ans Heilbronner Amtsgericht auf seine „sehr ernste Lage“ hingewiesen. „Ich halte gefährliche Raubtiere und müsste sie freilassen, wenn es binnen drei Tagen keine gerichtliche Anhörung ergibt“, heißt es in dem Schreiben. Auch in einem Telefonat mit unserer Zeitung bekräftigte Willy Spindler seine verzweifelte Situation: „Bevor ich die Tiere verhungern lasse, schenke ich ihnen lieber die Freiheit.“

Weshalb die Aufsichtsbehörden von einer Beschlagnahme der 300 Reptilien zurückschrecken, liegt auf der Hand. Bis zu einerjuristischen Klärung müsste die öffentliche Hand für die Unterbringung aufkommen – laut Experten ist wöchentlich mit deutlich vierstelligen Beträgen zu rechnen. Schon als das Landratsamt Ludwigsburg nach einem Echsen-Hotel suchte, lehnte die Stuttgarter Wilhelma dankend ab, die Tierschutzvereine der Umgebung sahen sich mit der Pflege von Alligator & Co überfordert. Jetzt muss mög-licherweise das Verwaltungsgericht über den Entzug der Reisegewerbekarte und der Ausstellungserlaubnis entscheiden – die Odyssee des Reptilienzoos geht vorerst weiter.