Die Strecken führen zum Teil durch sensible Bereiche der Wälder. Foto: privat

Illegale Trails in den Wäldern der Storchengemeinde sorgen vermehrt für Kopfzerbrechen. Die Jäger wollen nun mit allen Beteiligten eine Lösung erarbeiten.

Großbottwar - Der Wald dient für viele Menschen als Erholungs- und Freizeitort. Spaziergänger, Reiter, Wanderer – und in jüngster Zeit immer häufiger auch Downhill-Radfahrer verbringen dort ihre Zeit. „Es ist absolut akzeptabel, dort Sport auszuüben“, betont der Kreisjägermeister Peter Ulmer. „Aber das sollte im Rahmen und mit der Natur stattfinden.“ Genau das ist aber derzeit in und um Großbottwar der Haken. Illegale Trails bereiten den Jagdpächtern Kopfzerbrechen, denn die Fahrten durch den Wald bringen viele Problemen mit sich. Für die soll nun eine Lösung gefunden werden – und zwar per Aufklärung, so Jagdpächter Erik Müller: „Verständnis für den Wald ist der Punkt.“

Die Folgen der Trails bekommen die Jäger nämlich tagtäglich zu spüren – und nicht immer sind diese auch unmittelbar. „Wenn die Strecken oft wechseln, kann sich das Wild nicht darauf einstellen“, führt Jäger Reinhold Häußler eine seiner Beobachtungen an. Die Folge sei es, dass die Tiere aus dem Wald auf die Felder und in die Weinberge flüchten und dort für Schäden sorgen. Diese addieren sich über die Zeit und können schließlich schnell bis in die Tausende ansteigen. Und auch die Bejagung selbst wird erschwert, da selbst in der Dämmerung zum Teil noch Radfahrer im Wald unterwegs sind, so der Jäger Andreas Keller: „Und dann ist nun mal die Hauptjagdzeit.“

Den Jägern geht es aber nicht nur um das Wild. Dass sie sich genau jetzt an die Öffentlichkeit wenden, habe einen ganz speziellen Grund, so Peter Ulmer: „Jetzt ist Brut- und Setzzeit im Wald und besonderer Schutz gefragt.“ In dieser sensiblen Phase haben Bodenbrüter ihr Gelege und Jungwild ist unterwegs. Und das sei nur die „sichtbare Tierwelt“, so Reinhold Häußler: „Wenn es um ein Rehkitz geht, ist jeder sensibel. Aber vom ganzen Rest spricht kaum jemand.“ Dieser „ganze Rest“, damit meinen die Jäger vor allem Waldtiere wie Salamander, Käfer, Kröten oder Molche. Denn immer wieder würden auch Biotope durchradelt. „Der Radler denkt vielleicht er fährt nur etwas Laub platt“, so Erik Müller. „Aber es hat eben auch Lurchi erwischt.“ Dass dahinter böse Absicht steckt glauben die Jagdpächter nicht: „Das geschieht sicherlich oft auch einfach aus Unwissen.“ Deshalb soll jetzt genau an diesem Punkt angesetzt werden.

Die Ideallösung haben die Jäger dabei noch nicht gefunden, aber Ideen gibt es. Eine ist es, Infoschilder aufzustellen, die auf diese „unsichtbaren“ Waldbewohner hinweisen. Auch ein Flyer sei denkbar. Doch alleine könnten sie das Problem nicht lösen, betont Erik Müller: „Unser Ziel ist es, alle Beteiligten an einen Tisch zu bringen. Und das ohne Vorbehalte.“ Auch die Beteiligung der Trailsurfers als örtlicher Mountainbike-Verein sei ihnen dabei wichtig: „Die wissen eher, wie man die Biker erreichen kann.“ Diese seien ja meist anonym unterwegs. Zumal das Problem der illegalen Trails auch oft auf den Verein zurückfalle, dem Mitschuld am Fehlverhalten anderer zugewiesen werde. Auch Naturschutzverbände, Gemeinde, Landwirte und Privatwaldbesitzer sollen dabei mit ins Boot geholt werden, um ein gemeinsames Projekt auf die Beine zu stellen. „Das ist der steinigste Weg“, so Müller. „Aber auch der nachhaltigste.“