Die deutschen Unternehmen sind weiter bester Laune. Der Ifo-Index klettert auf den höchsten Stand seit eineinhalb Jahren. Doch die Risiken sind nicht kleiner geworden. Brandherde, die auch deutsche Firmen treffen könnten, gibt es weiter mehr als genug. Foto: dpa

Die deutschen Unternehmen sind weiter bester Laune. Der Ifo-Index klettert auf den höchsten Stand seit eineinhalb Jahren. Doch die Risiken sind nicht kleiner geworden. Brandherde, die auch deutsche Firmen treffen könnten, gibt es weiter mehr als genug.

München - Die Stimmung der deutschen Wirtschaft ist so gut wie seit eineinhalb Jahren nicht mehr. Bereits zum vierten Mal in Folge verbesserte sich im August der Ifo-Geschäftsklimaindex und kletterte überraschend deutlich von 106,2 auf 107,5 Punkte. Das ist ein Jahreshöchststand und belegt den Optimismus in den Chefetagen vieler Unternehmen. Für die Konjunktur erwarten Experten nun eine Trendwende. Es geht wieder nach oben. „Die deutsche Wirtschaft schaltet einen Gang höher“, sagte Ifo-Konjunkturchef Kai Carstensen am Dienstag in München. Fachleute hatten 107 Punkte glatt erwartet.

Fakt ist: Viele Industriebetriebe verfügen über prall gefüllte Auftragsbücher, die Auslastung ist hoch, die Erwartungen der Firmen haben sich deutlich erhöht. „Das ist kein Zweckoptimismus“, sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe. Die deutsche Industrie habe in den vergangenen Jahren viel gelernt. Die Abhängigkeit von einzelnen Märkten wurde verringert, heute wird in viele Regionen exportiert. Krisen, ob in Europa oder Ländern in Übersee lassen sich so besser abfedern. Zwar blieben viele Risiken. „Aber Risiken haben sie immer.“ Derzeit sei die Lage ausgesprochen gut - und die Zuversicht groß.

Die dramatische Zuspitzung der Lage in Syrien spielt in der aktuellen Umfrage noch keine Rolle. Der Konflikt trieb zuletzt den Ölpreis wieder nach oben. Das könnte für die Wirtschaft weltweit ein Problem werden. Welche Folgen der Konflikt aber tatsächlich haben werde, sei reine Spekulation, warnte Wohlrabe. Auch die unsichere Lage in Ländern wie etwa Brasilien müsse nicht zwangsläufig die ganze Wirtschaft treffen. „Auch die Eurokrise geht weiter, dennoch geht es den weitaus meisten Unternehmen hierzulande sehr gut. Die Firmen bewerteten im August nicht nur ihre aktuelle Lage besser, auch die Erwartungen an die kommenden Monaten hat sich deutlich aufgehellt.

Deutschland bleibt die Wachstumslok für den Euroraum

Deutschland bleibt damit die Wachstumslok für den schwächelnden Euroraum. Das stimmt auch Experten zuversichtlich. „Die erneute Verbesserung des Geschäftsklimas passt ins Bild. Die Konjunktur hat im zweiten Quartal überzeugt, eineinhalb Jahre Rezession in Europa sind erst einmal vorbei“, sagte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. 2014 rechnet er für Deutschland mit einem Wachstum von 2 Prozent - „sofern sich Europa weiter aus der Rezession herausarbeiten kann“.

Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, traut den Daten nur bedingt, gerade die Lage in den aufstrebenden Staaten wie Indien oder Brasilien sei unsicher. „Trotz des starken Ifo-Geschäftsklimas stellt sich die Frage, ob die deutsche Konjunktur den zunehmenden Problemen in den Emerging Markets (Schwellenländern) trotzen wird“, sagte Krämer. „Man sollte die jüngsten sehr starken deutschen Konjunkturzahlen nicht bedenkenlos in die Zukunft fortschreiben.“ Dennoch dürfte es im zweiten Halbjahr weiter solide bergauf gehen.

Auch der Volkswirt der Berenberg Bank, Christian Schulz, warnt, dass nicht alles in der Weltwirtschaft derzeit rund laufe. Doch er betont zugleich, dass die Lage in der krisengeschüttelten Eurozone inzwischen sehr viel stabiler sei. Das Risiko eines Zusammenbruchs habe sich deutlich verringert. Das gebe den Firmen hierzulande mehr Selbstvertrauen und Zuversicht. Das zeigen die Ifo-Zahlen deutlich. Die Geschäftserwartungen kletterten von 102,4 auf 103,3 Punkte und damit ebenfalls stärker als von Fachleuten vorhergesagt.

Insgesamt steht der Ifo-Index so gut da wie seit April 2012 nicht mehr. 2013 hatte der Wert zuletzt im Februar mit 107,4 Punkten auf ähnlich hohem Niveau gelegen. Den letzten deutlichen Rückgang hatte es im Januar gegeben. Seither ging es lediglich im März und April zweimal in Folge leicht abwärts. Nach drei Veränderungen in eine Richtung sprechen Volkswirte von einer möglichen Trendwende. Der Index wird monatlich durch die Befragung von 7000 Firmen ermittelt und gilt als wichtigstes Barometer für die deutsche Wirtschaft.