Shelagh Keeley hat einen 150-minütigen Video über deb „Colonial Garden in Lissabon gedreht. Foto: ifa

Zoos und botanische Gärten dienten immer auch dem Sammeln und Systematisieren. Die neue Ausstellung in der ifa-Galerie Stuttgart macht es aber nicht einfach, sich in die Thematik einzufinden.

Stuttgart - Der Titel klingt verführerisch: „Eine Welt in der Stadt. Zoologische und botanische Gärten“. Wer in der Ifa-Galerie Stuttgart allerdings Grünes und Blühendes erwartet, wird enttäuscht werden. Denn in der Ausstellung, die der Kurator Kaiwan Mehta aus Mumbai zusammengestellt hat, geht es nur am Rande um Flora und Fauna, sondern, so die Ankündigung, um die „Präsentation und Wahrnehmung von Kultur und Natur, auch in postkolonialen Zusammenhängen.“

Das klingt ambitioniert, in erster Linie kommt die Schau aber etwas unsinnlich daher. Zum Auftakt hat der Kurator Material gesammelt rund ums liebe Vieh – ein historisches Bilderbuch etwa, das durch einen zoologischen Garten geleitet, oder Aufklärungskarten mit klischierten Angaben über die „Menschen der Welt“. Fotografien zeigen, wie unterschiedlich Tiere fressen, die einen reißen, die anderen schlingen, manche kauen. In einem auf einem Tisch festgeklebten Ordner werden auch allerhand Texte bereitgestellt, etwa Auszüge aus John Bergers „Why Look At Animals“ – wobei es eher unwahrscheinlich ist, dass sich jemand durch die vielen Seiten in englischer Sprache durcharbeiten wird.

Sahej Rahel hat für ihre Videoarbeit „Saras“ eine verwitterte Steinbüste gefilmt, die sich kaum merklich bewegt – sozusagen Film als Standbild. Die englische Autorin Ruth Padel ist dagegen mit Gedichten vertreten, die in Vitrinen ausgelegt wurden und sich mit Tieren befassen, zum Beispiel mit Füchsen, denen auf der Straße weniger Lebensjahre vergönnt sind als in Gefangenschaft im Zoo. „Die Schnäbel alle parallel, rötliche Kompassnadeln“, schreibt Ruth Padel an anderer Stelle über Streifengänse am Himmel, „ausgerichtet auf einen Kristall, und peilen so den wolkenverhangenen Gipfel an.“

Aus Gips nachgebildete Tiere beim Schlafen

Shelagh Keeley aus Toronto hat für die Ifa-Ausstellung unter anderem die Wilhelma und Schloss Rosenstein besucht und präsentiert eine Wand mit verschiedensten Zeichnungen, Blättern, Formaten, die mal Organisches, mal freie Formfindungen, Strukturen oder Raster zeigen. Jitish Kallats klassische Skulpturen fallen dagegen in ihrer Klarheit und Einfachheit aus der Ausstellung heraus: Der indische Künstler hat aus Gips kleine Tiere nachgebildet – schlafend. Die Giraffe hat den Kopf auf ihren Hinterleib gelegt, das Nashorn sich entspannt auf die Seite gerollt, der Bär liegt bäuchlings, der Affe hat eine Pfote wie ein Kissen unter den Schädel geschoben. Diese anrührende Schar zeigt die Verwundbarkeit des Tiers.

Sonia Mehra Chawla hat sich zumindest in die echte Natur gewagt und ist mit der Videokamera durch einen Mangrovensumpf gefahren. Der Zusammenhang mit botanischen und zoologischen Gärten mag sich nicht ohne Weiteres erschließen, aber es ist ein meditativer Streifzug durch einen besonderen Naturschauplatz dieser Erde mit Höhlen aus Stämmen und Ästen.