Daniel Hartwich und Sonja Zietlow moderieren „Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“ – umgangssprachlich auch das „Dschungelcamp“ genannt. Foto: MG RTL D / Stefan Menne

Gehören Sie auch zu den Menschen, die den Untergang des Abendlandes beschreien, nur weil RTL mal wieder zwölf Möchtegern-Prominente in den Dschungel schickt? Dann lesen Sie bitte hier weiter.

Stuttgart - Jetzt kommen Sie schon wieder! Sie finden, das Dschungelcamp sei die niveauloseste Sendung aller Zeiten? Wir verblöden total, weil wir zwei Wochen lang täglich RTL einschalten? Oder sehen es als „Zeitverschwendung im Fernsehen“, wie der Kollege in seinem Text die Dschungelshow bezeichnet?

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Ist ja auch einfach: Privatfernsehen mit seinen Shows einfach über einen Kamm scheren und dabei noch auf die Niveaulosigkeit des Fernsehens einzudreschen. Selten ist die Welt so schön schwarz-weiß wie in den Momenten, in denen man sich zwangsläufig als Dschungel-Verweigerer oder Dschungel-Zuschauer outen muss. Also dann: Wie schon im vergangenen Jahr werde ich auch 2018 täglich vor dem Fernseher sitzen – und zwar aus folgenden Gründen:

1. Endlich eine RTL-Show ohne Skript

Ja, es gab mal eine Zeit, da funktionierten auch „Bauer sucht Frau“ oder „Der Bachelor“ ohne Skript. Diese Zeiten sind vorbei. Die meisten RTL-Shows zielen darauf Leute vorzuführen – und das am liebsten nach Drehbuch. Macht das Dschungelcamp auch, sagen Sie jetzt. Stimmt. Aber: Die Teilnehmer werden für ihre Teilnahme verdammt gut bezahlt. Und sie wissen im besten Fall vorher, worauf sie sich einlassen.

2. Das RTL-Autorenteam

Nicht immer ist es von Vorteil, Privates und Berufliches zu vereinen. Beim Dschungelcamp hingegen funktioniert die Kombination perfekt: Die Moderatorin Sonja Zietlow ist mit dem Autoren Jens Oliver Haas verheiratet, der die (teilweise bitterbösen) Gags für das Moderatorenduo Zietlow und Hartwich verfasst. Er bekommt dabei Unterstützung von Micky Beisenherz, seines Zeichens unter anderem Autor bei der Heute-Show des ZDF.

„Wir dürfen den Schenkelklopfer machen, um das vermeintliche RTL-Publikum abzuholen. Wir dürfen aber auch den Intellektuellenwitz machen, um die oberen zehn Prozent abzuholen, um unsere hohe Akademikerquote zu erfüllen. Schließlich haben wir den höchsten Anteil an Akademikern im gesamten RTL-Programm“, sagte Haas in einem Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

3. Seinem natürlichen Voyeurismus nachgehen

Sind wir nicht alle von Natur aus ein bisschen voyeuristisch veranlagt? Natürlich hat ein Großteil von uns das im alltäglichen Leben im Griff und gibt dem nicht nach. Zwei Wochen lang im Januar dürfen wir voyeuristisch sein – ohne schlechtes Gewissen. Schließlich haben es die Teilnehmer nicht anders gewollt.

4. Flucht aus der Realität

Die Kollegen nerven? Der Chef verlangt zu viel? Die Frau hat eine Affäre mit dem besten Freund? Es läuft gerade nicht so in Ihrem Leben, wie es sein sollte? Na dann, ab vor den Fernseher und jeden Tag ab 22.15 Uhr denken: So schlimm ist mein Leben dann doch nicht.

5. Gute Unterhaltung

Wenn man sich dann mal auf „Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“ einlässt, ist es schlichtweg eine gute Unterhaltungsshow. Sie ist witzig, man fiebert mit den Kandidaten mit, man wird Teil des Ganzen, kurzum: Die Dschungelshow packt die Zuschauer bei ihren Gefühlen. Welche deutsche TV-Show schafft das heute gleich nochmal? Eben.