TV-Satiriker mit Hang zur Exzentrik: Jan Böhmermann mischt sich immer wieder in die Politik ein. Foto: dpa

Hatte der TV-Satiriker Jan Böhmermann auch bei dem Ibiza-Video seine Finger im Spiel? Nun hat er eine Website unter dem Namen „DoTheyKnowItsEurope.eu“ eingerichtet – mit einem Countdown. Das heizt die Erwartungen weiter an.

Stuttgart - Der TV-Satiriker Jan Böhmermann („Neo Magazin Royale“) heizt Spekulationen an, dass er enger mit den Enthüllungen rund um das „Ibiza-Video“ verbunden ist als bisher bekannt: Am Montag veröffentlichte er per Twitter den Weblink „DoTheyKnowItsEurope.eu“. Auf der zugehörigen Seite ist ein Countdown geschaltet, der am frühen Mittwochabend ablaufen wird. Ein Sprecher Böhmermanns hatte am Wochenende bestätigt, dass dieser von dem Filmmaterial vor der Berichterstattung durch „Spiegel“ und „Süddeutsche Zeitung“ Kenntnis hatte.

Böhmermann selbst gibt derzeit auf Fragen keine Auskunft. Seine nächste Sendung ist im Programm von ZDF Neo an diesem Donnerstag um 22.15 Uhr. Hierfür hat er ebenfalls per Twitter ein „Special“ angekündigt, ohne Details anzugeben. In österreichischen Medien wird inzwischen gemutmaßt, dass die gesamte Video-Aktion gegen die FPÖ-Parteispitze von Böhmermann geplant und verantwortet wurde.

Journalisten-Verbände rechtfertigen Veröffentlichung

Derweil hat eine journalistische Debatte über das Video eingesetzt: Dürfen Medien heimlich gemachte Bilder zeigen, die in privatem Rahmen entstanden sind? Enthüllungsjournalist Günter Wallraff bezeichnet die Veröffentlichung als „gelungenen Coup“. Für Tina Groll ist sie eine „Sternstunde für den Journalismus“, wie die Vorsitzende der Journalisten-Union (dju) sagte. Auch Frank Überall, Vorsitzender des Journalisten-Verbands (DJV), hält sie für richtig. Natürlich sei es eine Abwägungsfrage, ob ein nicht genehmigter Mitschnitt veröffentlicht werden dürfe, sagt er. „Ich glaube, hier ist es so eindeutig, diese Aussagen von einer Person des öffentlichen Lebens, dass das an dieser Stelle gedeckt ist.“ Es wäre „völlig undenkbar, dass Journalisten eine solche ,Falle’ stellen“, sagte Überall. „Das entspricht nicht den ethischen Regeln einer Recherche. Aber wir haben es hier mit einem Video zu tun, das in der Welt ist.“ Zudem werde der Inhalt des Videos von den Protagonisten nicht bestritten.