OB Fritz Kuhn (links) und Regionalpräsident Thomas Bopp (Mitte) freuen sich über die einstimmige Wahl von Andreas Hofer zum Intendanten der Internationalen Bauausstellung 2027. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Am Freitag gewählt, am Montag die offizielle Vorstellung: Andreas Hofer, Architekt aus Zürich, ist der künstlerische Leiter der Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart. „Er brennt für die IBA“, sagt Regionalpräsident Thomas Bopp.

Stuttgart - Mehr als wohnen heißt die Baugenossenschaft in Zürich, bei der Andreas Hofer in der Geschäftsleitung sitzt. Noch. Denn der Schweizer Architekt, der mit einem Partner das Büro Archipel betreibt, wird nach seiner einstimmigen Wahl zum Intendanten der Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart von der Limmat an den Neckar ziehen. „Ich werde ab sofort hier sein und will schnell in die Gänge kommen“, sagte der Schweizer bei seiner Vorstellung am Montag. Es gebe eine „hervorragende Vorarbeit“ für die IBA, doch nun gelte es, sich auf bestimmte Themen zu fokussieren. Dabei wird gewiss der Wohnungsbau eine Rolle spielen. Hofer wird als künstlerisch-inhaltlicher Leiter, so lässt sich sein erster, von sympathischer Zurückhaltung geprägter Auftritt interpretieren, aber mehr als Wohnen in den Fokus rücken.

Bopp: Er brennt für die IBA

Aus mehr als 60 Bewerberinnen und Bewerbern, von denen sich zuletzt drei am Freitag im Aufsichtsrat vorstellten, war Hofer ausgewählt worden. Regionalpräsident und Aufsichtsratsvorsitzender Thomas Bopp sagte: „Wir haben Hofer als visionären Macher kennengelernt. Er brennt für die IBA“. Hofer stehe vor „keinen einfachen Aufgabenstellung“, assistierte Oberbürgermeister Fritz Kuhn, stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats. Doch Hofer habe „absolut überzeugt" mit seinen Vorstellungen, wie man das Visionäre umsetzen könne.

In diesem Zusammenhang betonte Kuhn, dass die Verschiebung der S-21-Inbetriebnahme auf 2025 keine negativen Auswirkungen auf die IBA habe. „Ich werde oft gefragt, ob nach der Entscheidung der Bahn die IBA nicht gefährdet ist. Die klare Antwort ist Nein“, sagte er. Zwar komme das Gleisvorfeld nicht als Präsentationsfläche in Frage, „doch wir werden die S-21-Flächen im Kontext der IBA zeigen“, sagte Kuhn. Eine IBA müsse in der Lage sein, „solchen Schwierigkeiten zu begegnen“. Er habe die Verwaltung beauftragt, weitere Flächen aufzuzeigen, die für die IBA in Frage kämen – beispielsweise das bahnhofsnahe Gelände C 1 von S 21, aber auch das ehemalige IBM-Areal in Stuttgart-Vaihingen.

Hofer will „mit Realismus“ an die Aufgabe herangehen

So konkret äußerte sich Hofer verständlicherweise nicht. Er sei immer noch „überwältigt“ von seiner Wahl und habe „große Lust“, an dem faszinierenden Projekt zu arbeiten. Die „Komplexität des städtischen Raums“ habe ihn Zeit seines Berufslebens begleitet, in Zürich habe er seit Anfang der 1990er Jahre Erfahrungen in städtischen Entwicklungsprozessen und innovativem Städtebau gemacht – etwa in den Projekten Kraftwerk 1 und „Mehr als wohnen“. Für ihn sei es „unglaublich spannend“, dies nun im Raum Stuttgart umzusetzen. Er wolle „mit Realismus“ an die Aufgabe herangehen: „Wir müssen beispielsweise zur Kenntnis nehmen, dass es in Ballungsräumen zu 50 Prozent Einpersonenhaushalte gibt". Man habe strukturelle Probleme gebaut, „die wir korrigieren müssen“. Auch wenn sich Hofer in der konkreten Benennung von Themen merkbar zurückhielt, wurden Erwartungen formuliert. Eine regionale IBA müsse sich mit verdichtetem Bauen in kleinen Kommunen befassen, meinte Bopp. Kuhn sucht Antworten auf die Fragen, wie „Arm und Reich in einem Quartier zusammenleben“ und neue Wohnformen mit weniger Platzbedarf aussehen. Da fiel Hofer (Jahrgang 1962) die Antwort auf die Kritik der FDP („Altmännertrend“) schon leichter. „Bis vor kurzem war ich ein junger Wilder, das muss ein schneller Alterungsprozess sein“, meinte er. Bopp verwies darauf, dass die Regionalversammlung mit den Stimmen der FDP die Satzung mit dem Wahlverfahren gebilligt habe. Er wolle „nicht jeden Blödsinn kommentieren“, sagte er, „aber das Durchschnittsalter der FDP-Fraktion liegt fünf Jahre höher als das von Hofer.“