Palmen biegen sich im Wind bei der Ankunft des Hurrikans „Dorian“ in Freeport auf den Bahamas. Foto: dpa

Abgedeckte Dächer, Sturmfluten, sieben Meter hohe Wellen: Mit voller Wucht erreichte „Dorian“ als Hurrikan der Kategorie 5 die Bahamas. Dort schwächte er sich leicht ab. Entwarnung gilt für US-Südostküste aber nicht - im Gegenteil.

Miami - Wegen des gefährlichen Wirbelsturms „Dorian“ werden große Teile der US-Südostküste evakuiert. Die gesamten Küstenlinien der Staaten South Carolina und Georgia sowie Teile der Ostküste Floridas sollten angesichts des heranziehenden Hurrikans der Stärke 5 geräumt werden. Auf den Bahamas richtete „Dorian“ schon große Schäden an.

Hunderttausende Menschen mussten wegen der verpflichtenden Evakuierungsanordnungen ihre Häuser verlassen. Alleine in South Carolina waren beinahe eine Million Menschen betroffen. Für viele ist es das vierte Mal in vier Jahren. Gouverneur Henry McMaster sagte, er wisse, dass einige Menschen darüber nicht glücklich seien. Aber „wir glauben, wir können jeden am Leben erhalten“, sagte er. Damit die Menschen sich im Inland bewegen können, sollte die Fahrtrichtung auf größeren Küstenhighways umgelenkt werden.

Schon die dritte Evakuierung seit 2016

In Georgia ist es seit 2016 das dritte Mal, dass für das gesamte Küstengebiet eine Hurrikan-Räumungsanordnung erlassen wurde. An der 160 Kilometer umfassenden Küste leben fast 540 000 Menschen. Gouverneur Brian Kemp teilte mit, die Ansage gelte ab Montagmittag für alle Bewohner östlich eines Autobahnabschnitts der Interstate 95 an der Atlantikküste.

In Florida gab es trotz der Anordnung, die eine Abreise ab Sonntag oder Montag vorsah, am Wochenende noch relativ wenig Verkehr - anders als 2017, als Hurrikan „Irma“ für ein Verkehrschaos sorgte. Vorhersagen vom Sonntagabend sahen eine Gefahr für die Ostküste Floridas, weshalb Bewohner nach Westflorida fliehen könnten.

„Dorian“ war am Sonntagmittag mit voller Wucht im Norden der Bahamas bei Elbow Cay auf Land getroffen. Andauernde Windgeschwindigkeiten erreichten 295 Kilometer pro Stunde. Berichte über Tote gab es zunächst nicht, aber auf den nördlichen Inseln des Archipels rissen Windböen von mehr als 350 Kilometern pro Stunde Dächer weg, wirbelten Autos aufs Dach und knickten Strommasten um. „Es ist verheerend“, sagte Joy Jibrilu, Generaldirektorin des Tourismus- und Luftfahrtministeriums der Bahamas. „Es ist von großem Schaden an Gebäuden und Infrastruktur berichtet worden.“

Meeresspiegel steigt zeitweise um sieben Meter

An der Küste lag der Meeresspiegel sieben Meter über dem üblichen Niveau, viele Bewohner und Touristen flüchteten entweder auf andere Inseln oder verbarrikadierten sich in Schulen, Kirchen und Notunterkünften. Ministerpräsident Hubert Minnis sagte, in Teilen Abacos „kann man nicht den Unterschied zwischen dem Beginn der Straße und dem Beginn des Ozeans erkennen“. Bewohner der Insel Grand Bahama wurden aufgerufen, ihre Häuser nicht zu verlassen, wenn das Auge des Sturms über die Insel ziehe. Auch die Bewohner von Abacos, wo der Hurrikan zuerst auf Land traf, sollten noch bis Montag in den Häuser ausharren. Das Sturmzentrum war gegen Mitternacht etwa 70 Kilometer östlich von Freeport auf Grand Bahama, und etwa 210 Kilometer östlich von West Palm Beach in Florida.

Dem Hurrikanwarnzentrum zufolge war „Dorian“ der zweitstärkste Hurrikan im Atlantik seit 1935. Am späten Sonntagabend hatte die Kraft des Wirbelsturms leicht nachgelassen, „Dorian“ blieb aber ein Hurrikan der Stufe 5 mit andauernden Windgeschwindigkeiten von bis zu 285 Kilometern pro Stunde. Er bewegte sich mit etwa neun Kilometern pro Stunde in Richtung Westen vorwärts. Es wurde erwartet, dass die Bahamas noch am Sonntag und Montag betroffen sein sollten. Stellenweise sollte „Dorian“ bis zu 1000 Liter Regen pro Quadratmeter abladen, wie der Meteorologe Ryan Maue prognostizierte.

Laut Vorhersagen könnte „Dorian“ seinen bisherigen Westkurs in Richtung Nordosten ändern. Das Nationale Hurrikanzentrum NHC teilte mit, das Auge könnte über dem Atlantik bleiben und am Mittwochnachmittag nordöstlich parallel zur Küste von South Carolina entlangziehen. Behörden warnten, dass der Sturm trotzdem heftige Auswirkungen haben würde, auch wenn sein Zentrum nicht auf Land treffe. Derartige Vorhersagen sind schwierig zu treffen, bei nur geringer Abweichung könnte die US-Südostküste schwer getroffen werden. Das Hurrikanzentrum warnte im Laufe der Woche vor lebensgefährlichen Sturmfluten und gefährlichen Winden entlang der Ostküste Floridas sowie entlang der Küsten von Georgia, South und North Carolina.