Täglich mehrmals Gassi gehen gehört zur Hundehaltung Foto: Lichtgut/Julian Rettig/Julian Rettig

Die neue Verordnung soll vor allem die Situation von Tieren in Zwingern verbessern. Die Kontrolle ist allerdings schwer.

Stuttgart - Wenn Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner täglichen, ausreichenden Auslauf, Bewegung und Betreuung für Hunde künftig gesetzlich festschreibt, ist schnell von einer „Gassipflicht“ die Rede. De facto geht es in dieser Verordnung vor allem um Hunde, die in Zwingern festgehalten werden. In der Stuttgarter Innenstadt ist das angesichts des teuren Guts Wohnraum wohl eher die Ausnahme. Was schon häufiger vorkommt: Ganz große Hunde werden in ganz kleinen Wohnungen gehalten. Ein Vergleich zur Zwingerhaltung ist da für viele naheliegend.

Was solche Situationen in der Stadt betrifft, lebt und arbeitet Peter Stanberg hier quasi im Auge des Hurrikans. Die Schule des Vorstands des Verbands der professionellen Hundetrainer heißt „Schwierige Hunde“, und sie ist eingezwängt zwischen Hauptstätter Straße und Filderstraße in der Kolbstraße – mehr Marienplatz geht kaum noch.

Gesetzesregelung schafft Klarheit

Wie bei vielen solcher politischen Vorstöße erkennt Stanberg die gute Absicht, sieht aber auch das Problem: Wer will das kontrollieren? Dennoch begrüßt er Klöckners Vorstoß: „Jetzt ist eine gesetzliche Grundlage da, nach der klar gehandelt werden kann, und bei Verstößen ist Bußgeld fällig.“ Ob ein Hund schlecht gehalten wird, war bisher vor allem eine Sache des Veterinäramts.

„Dieses Amt hat nicht das richtige Instrumentarium für solche Entscheidungen, und der Entscheidungsweg war sehr lang“, so Stanberg. Was diese eher feststellen können: Mangelernährung oder Krankheiten und Infektionen, die nicht oder ungenügend behandelt werden. Die Verpflichtung der Halter, den Hunden mindestens zweimal täglich für insgesamt mindestens eine Stunde Auslauf im Freien zu geben, hat da eine andere Qualität. Stanberg: „Ob ein großer Hund in einer 40- oder 90-Quadratmeter-Wohnung gehalten wird, ist nicht das Entscheidende: Wichtig ist, dass sie beschäftigt werden, dass sie Abwechslung und Ausgleich haben. Und das ist von Hund zu Hund verschieden: Einer läuft gerne lange Strecken, ein anderer kürzere, andere wieder kuscheln lieber. Das herauszufinden und mit dem Halter abzustimmen, ist eine der Aufgaben seiner Schule „Schwierige Hunde“, und das sei auch in einem so dichten Wohnraum wie dem Marienplatz möglich. Wobei Stanberg zugibt: „Von einem großen Schäferhund rate ich ab in dieser sehr verdichteten Wohngegend.“

Die Kommunikation mit Welpen lernen

Ein anderes Thema der CDU-Politikerin liegt Stanberg ebenso am Herzen: Mindestens vier Stunden täglich sollen sich private und professionelle Hundezüchter demnach künftig um Welpen kümmern. „Viele kommen auch mit Welpen zu mir, weil sie nicht zurechtkommen. Sie verstehen sie nicht und können nicht mit deren Bedürfnissen zurechtkommen“, so Stanberg.

Da seien auch Menschen mit teils erheblichen Biss- und Kratzwunden dabei. „Sie reden mit ihren Welpen, so wie sie es mit Menschen gewohnt sind, aber Hunde kommunizieren anders“, erklärt Stanberg. Dieses Wissen gehöre eben zum richtigen Umgang mit Welpen. Auch Sandra Vischer, Vorstand des Vereins der Hundefreunde Vaihingen, begrüßt das Vorhaben Klöckners: „Wir machen zwar vor allem Hundesport, aber dazu gehören natürlich auch Tipps zur guten Hundehaltung. Und regelmäßig Gassi gehen ist da ganz wichtig. Das ist eine gute Voraussetzung, damit das notwendige Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Hund entsteht. Dass es da künftig ein Gesetz gibt, ist schon sehr hilfreich.“ Einen Hund den ganzen Tag in einer Wohnung zu lassen oder gar in einem Auto, schade den Vierbeinern.

Keine Kettenhunde mehr

Vischer begrüßt auch, dass die Anbindehaltung grundsätzlich nicht mehr erlaubt sein soll. „Solche Kettenhunde gibt es wohl kaum noch in der Stadt“, meint Vischer: „Aber wer weiß schon, wie hoch die Dunkelziffer ist.“ Und außerdem: Was ist das, wenn ein Hund allein in der Wohnung den ganzen Tag über an einen Heizkörper angeleint ist?“