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Der todkranke Lockerbie-Attentäter Abdel Bassit Ali Mohammed al-Megrahi (57) soll rund 21 Jahre nach dem Anschlag vorzeitig freigelassen werden, berichten britische Medien.

London - Der todkranke Lockerbie-Attentäter Abdel Bassit Ali Mohammed al-Megrahi (57) soll rund 21 Jahre nach dem Anschlag vorzeitig freigelassen werden. Der schottische Justizminister Kenny MacAskill werde voraussichtlich in der kommenden Woche eine Begnadigung verkünden, berichten britische Medien.

Die Entlassung des Libyers soll noch vor Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan erfolgen, der Ende nächster Woche beginnt. Die Hinterbliebenen der Opfer reagierten entsetzt auf die Nachricht. Die schottische Regierung wies die Berichte als Spekulation zurück. Bei dem Anschlag über dem Ort Lockerbie starben 1988 270 Menschen.

Es sei noch keine Entscheidung getroffen worden, sagte MacAskill dem Sender BBC. "Ich werde eine Entscheidung treffen, so bald ich kann." Der Justizminister habe sich die Argumente der US-Regierung, der Angehörigen und aller Beteiligten angehört, habe aber auch zu berücksichtigen, dass der Libyer "eindeutig sehr krank ist". Der Justizminister besuchte den Attentäter vor einer Woche im Gefängnis. Al-Megrahi hatte im vergangenen Oktober die Freilassung beantragt und bat Ende Juli um Gnade. Er leidet an Prostata-Krebs im Endstadium. Der zu lebenslanger Haft verurteilte Libyer müsste noch mindestens 20 Jahre im Gefängnis verbringen.

Auch Libyen hatte Anfang Mai eine Überstellung des ehemaligen Geheimdienstagenten von Großbritannien beantragt. Eine Woche zuvor hatten beide Staaten ein Abkommen über den Austausch von Häftlingen unterzeichnet. Al-Megrahi solle als Bedingung den Rest seiner Freiheitsstrafe in seinem Heimatland absitzen, hieß es. Er kann laut Justizminister aber nur ausgeliefert werden, wenn keine Verfahren mehr ausstehen. Ein Gericht in Edinburgh rollte den Fall im April neu auf, nachdem eine Kommission Anzeichen für einen Justizirrtum sah.

Angehörige der Opfer bezeichneten die Verhandlungen über die Freilassung als Einladung für weitere Terroristenangriffe. "Megrahi und Libyens Regierung zeigten überhaupt kein Mitleid für meinen Ehemann", sagte die Amerikanerin Stephanie Bernstein der BBC. Es wäre ein fatales Signal, diesen Mann zu entlassen, meinte sie.

Der Libyer war im Januar 2001 wegen des Terroranschlags auf die Maschine der US-Fluggesellschaft PanAm am 21. Dezember 1988 verurteilt worden. Ein zweiter Verdächtiger wurde freigesprochen.