Die Feuerwehr rät, für das Entfernen einen Experten zu beauftragen. Foto: dpa/Matthias Merz

Sommerzeit ist Wespenzeit. Die fliegenden Biester lassen sich auch gerne an Häusern oder im heimischen Garten nieder – was nicht jedem gefällt. Wer das Nest entfernen möchte, sollte folgendes beachten.

Stuttgart - Während die einen lasch mit der Hand nach ihnen schlagen, lösen Wespen bei einigen Menschen regelrecht Panik aus. Knüppeldick kommt es für diejenigen dann auch, wenn sich die stechenden Insekten in ihrer Nähe ihr Nest einrichten. So wundert es nicht, dass mit den unterschiedlichsten Methoden gegen die Wespen vorgegangen wird. Schnelle Hilfe bietet in diesen Fällen die Feuerwehr. Doch darf ich die Einsatzkräfte wegen eines Wespennests zur Hilfe rufen? Ein Experte gibt die Antwort.

Darf ich wegen eines Wespennests die Feuerwehr rufen?

„Grundsätzlich ist die Feuerwehr bei Wespen nicht zuständig“, informiert Christopher Haigis von der Feuerwehr Stuttgart. Ausnahmen gebe es nur, wenn vom Wespennest eine Gefahr ausgeht, vor allem bei Allergikern. „Wichtig ist, dass Allergiker ihr Notfallset immer bei sich haben“, mahnt Haigis. Zuständig sei die Feuerwehr Stuttgart auch bei Nestern an öffentlichen Gebäuden, zum Beispiel Bezirksämtern, Schulen oder Kindergärten. Diese Einsätze seien jedoch kostenpflichtig. Im Privatbereich empfiehlt er, für die Entfernung eines Wespennests eine Schädlingsbekämpfungsfirma anzufragen. Wichtig sei aber auch zu wissen, dass Wespen wichtig für das biologische Gleichgewicht seien, da sie große Mengen an Ungeziefer verzehren. Oft werden bei einer Vernichtung auch die harmlosen Arten mitgetötet, erklärt Haigis.

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Wie verhalte ich mich, wenn ich ein Nest entdecke?

Nach dem Motto „Tust Du mir nichts, tu ich dir nichts“ könne man mit einem Wespennest ohne Probleme leben, sagt Christopher Haigis. Er rät davon ab, das Nest zu erschüttern, hinein zu pusten oder darin herum zu stochern. Auch hektische Bewegungen sollten im Nestbereich vermieden werden. Außerdem erklärt er: „Wichtig ist zu wissen, dass ein Nest nur ein Jahr bewohnt ist und im nächsten Jahr nicht wieder besiedelt wird.“ Vor Hornissen brauche man aufgrund ihrer Größe nicht mehr Angst zu haben, als vor einer Wespe: „Eine Hornisse ist nicht gefährlicher als eine Wespe und eher noch auf Flucht eingestellt.“

Wie geht die Feuerwehr bei Insektennestern vor?

Das oberste Ziel der Feuerwehr sei die Aufklärung und Sensibilisierung, sagt Haigis. Deshalb berate die Feuerwehr am Telefon oder im Einzelfall auch vor Ort. Das Nest könne oft dann auch an der Stelle bleiben. Jährlich berate die Integrierte Leitstelle in Stuttgart etwa 800 Fälle zum Thema Stechinsekten, sagt Haigis.

In welchen Fällen werden die Nester entfernt?

Bei Hornissen, harmlosen Wespenarten und Hummeln, die sich gerne im Sandbereich auf Spielplätzen aufhalten, werde eine Umsiedlung angestrebt. Gerade bei Hornissen, die meist hinter Verkleidungen oder in Rollladenkästen nisten, sei eine Umsiedlung sehr zeitaufwendig. Das Nest muss dafür freigelegt werden, die Flugtiere und die Königin abgefangen und die Waben in einen Hornissenkasten geklebt werden. Dann muss der Kasten mehrere Kilometer entfernte vom Ursprungsplatz aufgehängt und die Tiere wieder zum Nest geführt werden. Da Hornissen durch ihre Ausscheidungen Schäden an Gebäuden verursachen können, sei eine Vor-Ort-Beratung wichtig, sagt Haigis. Bei den lästigeren Wespenarten, dazu zählen die Deutsche und die Gemeine Wespe, sei eine Umsiedlung aufgrund des Nistplatzes im Dunkeln und der Größe nicht möglich. Daher werden diese Nester meist vernichtet, wenn das Nest nicht bleiben kann. Bienenschwärme werden gerne von Imkern geholt, erklärt der Feuerwehr-Experte.

Wie schützen sich die Einsatzkräfte der Feuerwehr vor Stichen?

Sowohl die Feuerwehrbeamten als auch die Mitarbeiter des Rettungsdienstes in der Integrierten Leitstelle in Stuttgart haben eine Schulung zu Stechinsekten, sagt Haigis. Beamte, die vor Ort mit den Insekten umgehen, seien umfangreich geschult. Als Ausrüstung werde ein normaler Imkeranzug verwendet.

Tipps der Feuerwehr zum Umgang mit Wespennestern:

• Fliegengitter an den Fenstern verhindern, dass Stechinsekten in die Wohnung gelangen.

• Hornissen werden nachts vom Licht angezogen. Verirrt sich eine in die Wohnung, reicht es, das Licht auszuschalten und das Fenster geöffnet zu lassen, damit sie wieder nach draußen findet.

• Eine ungünstige Flugbahn von Wespen kann mit einer Spanplatte oder einem anderen Gegenstand umgeleitet werden.

• Im Freien sollten Speisen und Getränke bedeckt werden. Ein Wespenstich im Hals ist gefährlich. Daher vor dem Trinken noch einmal in die Flasche schauen.

• Ein nützliches Mittel gegen Wespen kann eine Sprühflasche mit Wasser sein. So wird den Wespen vorgetäuscht, dass es regnet.

• Insektennester nicht selbst entfernen! Wenn das Entfernen eines Nestes unumgänglich ist, sollte ein Fachmann beauftragt werden. Dieser weiß, welche Arten entfernt werden dürfen und welche unter Naturschutz stehen und einer Genehmigung bedürfen. Wer selbst Hand anlegt, riskiert hohe Geldstrafen, warnt die Feuerwehr. Außerdem geht man so das Risiko ein, von mehreren Tieren gestochen zu werden.