Foto: Hornbach Werbung

Lyrik für Baumarktkunden? Die Anzeigenkampagne "Hymne des Machens" des Branchenriesen Hornbach hat ein großes Medienecho ausgelöst, Deutschlehrer fordern den Text bereits für ihren Unterricht an.

Stuttgart/Berlin - Lyrik für Baumarktkunden? Die Anzeigenkampagne "Hymne des Machens" des Branchenriesen Hornbach hat ein großes Medienecho ausgelöst, Deutschlehrer fordern den Text bereits für ihren Unterricht an. Wir haben mit Urheber Matthias Storath von der Werbeagentur Heimat in Berlin gesprochen.

Herr Storath, mit Verlaub, waren Sie wirklich nüchtern, als Sie diese Zeilen geschrieben haben?Ich kann Ihnen versichern, ich trinke eigentlich nur Wasser.

Dann erklären Sie mal, was uns der Autor damit sagen will.Die Grundidee der Kampagne war, die Dinge anzupacken und nicht nur darüber zu reden. Das ist die Botschaft, die Hornbach vermitteln will.

Aber was haben Demokratie und Biologie damit zu tun?Wie der Refrain der Hymne sagt, geht es darum, alles zu seinem Projekt zu machen. Konkret kann das der wackelnde Tisch oder der alte Riss sein. Etwas abstrakter aber auch die Demokratie, in dem ich mir etwa ein Schild für einen Protestzug bastle. Oder die Biologie, wenn ich meine Wand im Bad trockenlegen muss, weil sich der Schimmelpilz ausbreitet. Die Aussage ist: Kein Projekt ist zu groß, zu klein oder zu banal.

Ist der klassische Baumarktkunde damit nicht überfordert?Ich bin überzeugt, dass sich auch der muskelbepackte Heimwerker, den viele als Klischee vor sich sehen, auf diese Art ansprechen lässt. Aber die Baumarktkunden sind heute sehr unterschiedlich. Da gehört auch die Frau dazu, die im Haus dekoriert und sich eine schöne Umgebung schaffen will. Und von den Deutschlehrern waren garantiert 90 Prozent schon einmal im Baumarkt.

Wie sind Sie auf die Reimform gekommen?Die Werbung versucht es immer mal wieder mit dem Reim - viele erinnern sich sicher an das famose Zartgemüse aus der Dose. Wir wollten aber keinen Schüttelreim machen, sondern eine zeitgemäße Form finden. Wir nehmen den Kunden ernst. So ist es dann zu dieser Hymne gekommen, die sehr musikalisch daherkommt, einen Rhythmus hat wie moderne Sprechgesänge. Das Heimwerken ist ja fast schon eine Pop-Bewegung, das merkt man vor allem hier in Berlin.

Gesprochen wird das Ganze vom Düsseldorfer Künstler Christoph Steinmeyer - wie ist die Zusammenarbeit entstanden?Wir wollten nicht die bekannten Sprecher der deutschen Werbelandschaft, sondern jemanden finden, der diesen Text versteht und auch entsprechend vortragen kann. Diese Intensität spürt man, auch wenn vielleicht nicht jede Betonung bis ins letzte Detail sitzt.

Die Reaktionen auf die Werbung reichen von "genial" bis "völlig durchgeknallt".Wenn Dinge glatt ins Ohr reingehen, dann beschäftigen sich die Menschen nicht damit. Wenn aber Werbung polarisiert, hat man was richtig gemacht.

Lässt sich der Erfolg in Zahlen ausdrücken?Der Erfolg einer Imagekampagne lässt sich nicht nur im kurzfristigen Kassenerfolg messen, sondern wirkt langfristig. Wenn Sie 20-Prozent-Rabattaktionen machen, ist das natürlich anders, aber dieser Effekt verpufft auch schnell wieder.

Wann werden wir den ersten Gedichtband von ihnen lesen?(lacht) Wenn ich ehrlich bin, stehe ich gar nicht so auf Lyrik, höchstens auf experimentelle Sachen wie die von Ernst Jandl.

Die Hymne des Machens bei Youtube

Blixa Bargeld liest den Hornbach-Prospekt