Ende Oktober begann in Kernen eine rätselhafte Brandserie – die jetzt offenbar aufgeklärt ist. Foto: 7aktuell.de/Simon Adomat

Der Kommandant der Feuerwehr Kernen tritt Gerüchten entgegen, nach denen es sich beim festgenommenen mutmaßlichen Holzstapel-Zündler um einen Feuerwehrmann handeln soll. Die Polizei stärkt ihm den Rücken.

Rems-Murr-Kreis - Der mutmaßliche Urheber der mehr als 30 Holzstapel-Brände in der Region stammt nicht aus den Reihen der Feuerwehr. Das hat Andreas Wersch, der Kommandant der Brandschützer in Kernen, ausdrücklich betont. Offenbar wollte der für die CDU in Gemeinderat und Kreistag vertretene Feuerwehr-Chef mit der Aussage mögliche Spekulationen im Ort bereits im Keim ersticken. Ein Sprecher der Polizei bestätigt, dass es sich bei dem jetzt Festgenommenen, den man für die Zündeleien verantwortlich hält, um keinen Feuerwehrmann handelt.

Außerdem wies Andreas Wersch bei einer Versammlung der Abteilung Rommelshausen am Freitag auch darauf hin, dass der mutmaßliche Brandstifter seines Wissens erst seit kurzer Zeit in Rommelshausen lebe. Der 38 Jahre alte Verdächtige war am Mittwoch nach langwierigen Ermittlungen festgenommen worden und sitzt in Untersuchungshaft. In seiner Wohnung wurden offenbar zur Brandserie passende Spuren sichergestellt. Laut der Polizei war der Mann bisher strafrechtlich nicht in Erscheinung getreten. Über ein Motiv ist nichts bekannt.

Das sagt ein Profiler zu Brandstiftern bei der Feuerwehr:

Weshalb sich die Feuerwehr in Kernen von Gerüchten abgrenzen will, liegt auf der Hand: Im Rems-Murr-Kreis stand zuletzt ein Mitglied der Feuerwehr in Kirchberg an der Murr unter Verdacht, unter anderem im Ortsteil Frühmesshof einen Schaden in sechsstelliger Höhe angerichtet zu haben. Noch am Brandort wurde damals ein 20 Jahre alter Feuerwehrmann festgenommen. Der Fall fand in bundesweiten Medien Beachtung.

Das Klischee, dass Feuerwehrleute oft selbst Brände legen, treffe nicht zu, sagte in einem früheren Interview mit unserer Zeitung indes Andreas Tröster, Profiler des Landeskriminalamts Baden-Württemberg. „Häufig ist es nicht, aber solche Einzelfälle entfalten natürlich eine große Strahlkraft – und die Wahrnehmung wird dadurch verzerrt“, so Tröster. Über die Motive im Kirchberger Fall ist noch nichts bekannt – möglich seien beispielsweise Faszination durch Feuer, übersteigertes Geltungsbedürfnis oder der Reiz daran, Macht auszuüben. Der 20-Jährige aus Kirchberg sitzt laut der Polizei ebenfalls noch in Untersuchungshaft. Ihm werden sechs Brandstiftungen vorgeworfen, allein bei dem Feuer in dem Kirchberger Weiler gehen die Ermittler von 200 000 Euro Schaden aus.

Bei der Serie von Holzstapel-Bränden ist von deutlich geringeren Sachwerten die Rede. Dennoch summiert sich der von dem Zündler verursachte Schaden auf weit mehr als 50 000 Euro. Ob der 38-Jährige für alle 32 Brandstiftungen infrage kommt, ist unklar. Teils im Abstand von nur wenigen Stunden war nicht nur an Rems und Murr, sondern auch in den Kreisen Esslingen, Ludwigsburg und Böblingen zur Trocknung gelagertes Brennholz in Flammen aufgegangen. Auch Stuttgarter Stadtteile suchte der zeitweise sogar mit der Hilfe von Polizeihubschraubern gejagte Feuerteufel heim.

Darum geht die Arbeit der EG Holzstapel weiter:

Ihren Auftakt hatte die Serie im Oktober in Kernen genommen, als binnen weniger Tage vier gleich gelagerte Fälle aktenkundig geworden waren. Den letzten Brand, der dem Mann zugerechnet wird, gab es vor einer Woche in Hildrizhausen (Kreis Böblingen). Nach der Festnahme hatte die Polizei erst von einem Tatverdächtigen aus einer Kreisgemeinde gesprochen. Später wurde bekannt, dass der Mann „im Fellbacher Raum“ wohnte.

Die Ermittlungsgruppe „Holzstapel“, die zur Jagd auf den Serienbrandstifter gegründet worden war, besteht laut einem Sprecher der Polizei Aalen nach wie vor. „Da der Tatverdächtige sich zu den Vorwürfen nicht äußert, läuft das jetzt auf Ermittlungsarbeit hinaus“, so ein Sprecher. Die Polizei muss nun herausfinden, ob dem 38-Jährigen womöglich noch mehr Brandstiftungen nachgewiesen werden können – zum Beispiel in Fällen, die sich vor dem bislang angenommen Beginn der Serie oder in Zuständigkeitsbereich anderer Polizeipräsidien ereignet haben.