Der baden-württembergische Landtag rückt in seiner jährlichen Gedenkstunde jeweils eine Opfergruppe in den Mittelpunkt (Symbolbild). Foto: dpa/Christoph Schmidt

Muhterem Aras, die baden-württembergische Landtagspräsidentin, würdigt am Mittwoch den Widerstand der Zeugen Jehovas gegen den Nationalsozialismus. Sie erinnerte, dass die Zeugen Jehovas schon damals die NS-Ideologie als „Herrschaft des Teufels auf Erden“ bezeichnet hätten.

Stuttgart - Die baden-württembergische Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) hat den Widerstand der Zeugen Jehovas gegen den Nationalsozialismus gewürdigt. Die Haltung der Angehörigen dieses Glaubens könne „Vorbild sein für die Auseinandersetzung mit Hass, Ausgrenzung und der Gefahr rechtsextremer Gewalt“, sagte Aras laut Redemanuskript am Mittwoch in Stuttgart in einer digitalen Gedenkstunde des Landtags für die Opfer des Nationalsozialismus. Sie erinnerte daran, dass die Zeugen Jehovas schon damals die NS-Ideologie als „Herrschaft des Teufels auf Erden“ bezeichnet hätten.

Die Verfolgungsgeschichte der Zeugen Jehovas sei zwar gut dokumentiert, aber nur schwach im öffentlichen Bewusstsein verankert, sagte Aras. Vom Gedenktag erhoffe sie sich einen weiteren Impuls für die Forschung, wie es ihn nach 2016 für lesbische NS-Opfer gegeben habe. Die Landtagspräsidentin rief dazu auf, das Leiden der Zeugen Jehovas in der NS-Zeit „vorbehaltlos anzunehmen - ungeachtet der Kontroversen um manche Haltung der Glaubensgemeinschaft“.

Der Historiker Hans Hesse sagte, dass in Nazi-Deutschland rund 10.700 Zeugen Jehovas von Verfolgung betroffen gewesen seien. Etwa 950 seien ermordet worden, darunter 300 Kriegsdienstverweigerer. Vor Kriegsbeginn sei ein erheblicher Anteil der Gefangenen in Konzentrationslagern Mitglieder der Zeugen Jehovas gewesen - alleine im KZ Moringen bei Göttingen zeitweise mehr als 40 Prozent.

Der baden-württembergische Landtag rückt in seiner jährlichen Gedenkstunde jeweils eine Opfergruppe in den Mittelpunkt.