Gewinner unter sich: Kate Winslet (beste weibliche Hauptrolle), Sean Penn (beste männliche Hauptrolle) und Penelope Cruz (beste weibliche Nebenrolle). Foto: AP

Mitten in der Weltwirtschaftskrise hat das Sozialmärchen "Slumdog Millionär" bei der 81. Oscar-Verleihung in Los Angeles triumphiert.

Los Angeles/Frankfurt - Mitten in der Weltwirtschaftskrise hat das Sozialmärchen "Slumdog Millionär" bei der 81. Oscar-Verleihung in Los Angeles triumphiert: Acht Oscars, darunter denjenigen für den besten Film des Kinojahres 2008, gewann die von dem Briten Danny Boyle inszenierte Geschichte eines bettelarmen indischen Waisenjungen aus Bombay, der in einer TV-Rateshow sein Glück macht. Der deutsche Kurzspielfilm "Spielzeugland" gewann die begehrte Auszeichnung, "Der Baader Meinhof Komplex" ging leer aus.

Zweite große Gewinnerin der Preisvergabe in der Nacht zum Montag (MEZ) war die 33-jährige englische Schauspielerin Kate Winslet, die nach fünf vergeblichen Anläufen endlich den Oscar für ihre Hauptrolle in der Literaturverfilmung "Der Vorleser" nach dem Bestseller des deutschen Autoren Bernhard Schlink erhielt. Der Amerikaner Sean Penn konnte für seine Darstellung eines ermordeten homosexuellen Politikers in dem Film "Milk" bereits seinen zweiten Hauptrollen-Oscar entgegen nehmen.

Für Nebenrollen wurden der im Januar 2008 im Alter von nur 28 Jahren verstorbene Australier Heath Ledger für "The Dark Knight" und die Spanierin Penelope Cruz für "Vicky Cristina Barcelona" ausgezeichnet. Eindeutiger Verlierer der glamourösen Zeremonie im Kodak Theatre von Los Angeles, die erstmals von dem australischen Schauspieler Hugh Jackman moderiert wurde, war das in dreizehn Kategorien nominierte Kinoepos "Der seltsame Fall des Benjamin Button" von David Fincher mit Superstar Brad Pitt. Doch der Film um einen Mann, der alt geboren und immer jünger wird, konnte am Ende nur enttäuschende drei Oscars in Nebenkategorien verbuchen.

Oscar für toten Australier emotionaler Höhepunkt

Die besonders wertvollen Auszeichnungen konnte sich fast allesamt der in Indien mit weitgehend unbekannten Darstellern gedrehte "Slumdog Millionär" sichern: Danny Boyle für die Regie, Simon Beaufoy für das beste adaptierte Drehbuch sowie der indische Komponist A.R. Rahman für die Filmmusik und den Filmsong. Der zweifache Oscar-Gewinner Rahman bekannte bei der Übergabe des Preises gerührt: "Mein ganzes Leben hatte ich die Wahl zwischen Hass und Liebe. Ich wählte die Liebe, und nun bin ich hier."

Eine Überraschung gab es bei der Preisvergabe für die nichtenglischsprachigen Filme, unter denen der israelische Beitrag "Waltz with Bashir" als haushoher Favorit galt. Doch es siegte der japanische Film "Okuribito" von Masahiro Motoki über einen Cellisten, der bei Begräbnissen spielt. Ohne Chance war der deutsche Beitrag "Der Baader Meinhof Komplex", der es aber immerhin unter die letzten fünf ausländischen Produktionen bringen konnte.

Erfolgreicher war hingegen der Berliner Jochen Alexander Freydank, dessen bereits vielfach ausgezeichneter Kurzspielfilm "Spielzeugland" nicht ganz unerwartet nun auch mit dem Oscar belohnt wurde. "Spielzeugland" spielt in der Nazi-Zeit und erzählt die Geschichte einer Mutter, die ihrem kleinen Sohn die Wahrheit über die Deportation jüdischer Nachbarn verheimlichen will. Der Kurzfilm wurde mit einem Etat von nur 30.000 Euro an fünf Tagen in und um Berlin gedreht.

Emotionaler Höhepunkt der Oscar-Verleihung war die posthume Auszeichnung für den Schauspieler Heath Ledger: Seine aus Australien angereiste Familie nahm den Oscar für den toten Sohn entgegen. Die Goldstatuette wird in den Besitz von Ledgers dreijähriger Tochter Matilda aus seiner Verbindung mit einer Schauspielerin übergehen, wenn das kleine Mädchen 18 Jahre alt wird.

"Slumdog Millionär" großer Oscar-Gewinner

Die Oscar-Preisträger 2009

Bester Film: "Slumdog Millionär"

Hauptdarstellerin: Kate Winslet, "Der Vorleser"

Hauptdarsteller: Sean Penn, "Milk"

Nebendarstellerin: Penélope Cruz, "Vicky Cristina Barcelona"

Nebendarsteller: Heath Ledger, "The Dark Knight"

Regie: Danny Boyle, "Slumdog Millionär"

Nicht-englischsprachiger Film: "Departures" (Japan)

Adaptiertes Drehbuch: Simon Beaufoy, "Slumdog Millionär"

Original-Drehbuch: Dustin Lance Black, "Milk"

Kamera: Anthony Dod Mantle, "Slumdog Millionär"

Schnitt: Chris Dickens, "Slumdog Millionär"

Ausstattung: Donald Graham Burt und Victor J. Zolfo, "Der seltsame Fall des Benjamin Button"

Kostümdesign: Michael O'Connor, "Die Herzogin"

Ton: Ian Tapp, Richard Pryke und Resul Pookutty, "Slumdog Millionär"

Ton-Schnitt: Richard King, "The Dark Knight"

Make-Up: Greg Cannom, "Der seltsame Fall des Benjamin Button"

Spezial-Effekte: Eric Barba, Steve Preeg, Burt Dalton und Craig Barron, "Der seltsame Fall des Benjamin Button"

Filmmusik: A.R. Rahman, "Slumdog Millinär"

Original-Song: "Jai Ho" von A.R. Rahman und Gulzar, "Slumdog Millionär"

Kurzfilm: Jochen Alexander Freydank, "Spielzeugland"

Animationsfilm: Andrew Stanton, WALL-E (Walt Disney)

Animations-Kurzfilm: Kunio Kato, "La Maison en Petits Cubes"

Dokumentarfilm: James Marsh und Simon Chinn, "Man on Wire"

Kurz-Dokumentarfilm: Megan Mylan, "Smile Pinki"

Ehren-Oscar für das Lebenswerk: Jerry Lewis