Muss die Maske in den Hohenheimer Gärten wirklich sein? Die Uni bejaht. Foto: privat/Uni Hohenheim

Seit Ende April müssen Besucher der Hohenheimer Gärten Mund und Nase bedecken. Das lässt die Gemüter mitunter ziemlich hochkochen. Selbst an der Uni ist das Thema umstritten.

Hohenheim - Seine Hohenheimer Gärten will Helmut Erens nicht missen. Mindestens alle zwei, drei Tage geht er dort mit seiner Frau spazieren. Der Birkacher ist 83 Jahre alt, aber seine Schritte sind stramm. „Wir als ältere Menschen, wie so viele, nutzen den Park, um uns zu bewegen, frische Luft zu schnappen und uns an der Natur zu freuen“, sagt er. Dass er dabei neuerdings eine Maske über Mund und Nase ziehen muss, missfällt ihm. Aber er tut es. Weil der Uni-Rektor es verordnet hat.

Ende April hat die Hochschule neue Regeln verkündet. Im 30-Hektar-Park gilt neben dem 1,50-Meter-Abstandsgebot neuerdings eine Mundschutzpflicht. Zudem wurden weiße Einbahn-Pfeile auf den Boden gemalt, nach denen sich Spaziergänger richten sollen. Auch aufs bestehende Picknick- und Spielverbot weisen Schilder explizit hin. Einzuhalten sei all dies, um „die Hohenheimer Gärten trotz Kontaktverbot auch weiterhin für Sie als Erholungsraum geöffnet halten zu können“. Sprich: Sollte das Ganze nicht fruchten, behält man sich vor, das Gelände für Besucher zu schließen.

Warum akzeptieren nicht alle die Regeln?

Seither wird das Thema kontrovers diskutiert. Bei Facebook spricht ein Mann von „blindwütigem, hysterischem Aktionismus“. „Man kann auch alles übertreiben“, findet ein anderer. Eine Frau zeigt wiederum Verständnis und schreibt: „Ist halt kein öffentlicher Park, sondern Universitätsgelände, das freundlicherweise und ohne Eintritt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.“ Eine andere Frau findet „schade, dass manche Menschen Regeln einfach nicht akzeptieren wollen, wenn sie nicht dahinterstehen“. Bei der Uni ist ebenfalls per E-Mail Kritik aufgeschlagen. „Es gab Proteste“, sagt die Sprecherin Dorothea Elsner, auch intern werde debattiert. „Das Thema ist sehr emotional.“

Während sich am ersten Wochenende nach der Einführung der Maskenpflicht noch so gut wie keiner daran hielt, sind es laut Helmut Erens mittlerweile mehr. „Vor allem die älteren Leute richten sich danach“, jüngere aber sehe er eher ohne Schutz. Er spricht von einer Generationsfrage. Wen der Senior dort indes noch nie angetroffen hat: Sicherheitsleute. Die kontrollieren laut der Uni-Sprecherin „relativ engmaschig“ und gehen gegebenenfalls auf Personen zu, der Rentner allerdings hat das nach eigenen Angaben noch nie beobachtet, „nein, leider nein“.

Man müsse den Verstößen unbedingt nachgehen

Dorothea Elsner relativiert. Gerade bei durchwachsenem Wetter wie jüngst seien die Securitys „nicht allgegenwärtig. Sie kontrollieren bestimmte Bereiche, wo wir wissen, dass es häufiger Probleme gibt, und zu Schwerpunktzeiten“. Belastbare Erfahrungswerte, wie gut oder schlecht die Regeln eingehalten werden, habe man daher noch nicht. Nichtsdestotrotz habe man den Standarddienst sowohl personell als auch zeitlich aufgestockt, das sei ein „ziemlicher Kostenfaktor“. Helmut Erens wiederum findet: wenn schon, denn schon. „Wenn sich Leute dort falsch verhalten, muss man diesem nachgehen“ – und nicht allen drohen, den Park zu schließen.

Die Ankündigung sieht der Senior ohnehin kritisch. „Ich weiß nicht, ob das durchgeführt werden kann oder ob das eine lose Drohung ist“, immerhin werde die Uni durch die öffentliche Hand finanziert. Auch ob eine Maskenpflicht im Freien verhängt werden kann, zieht er in Zweifel. Dorothea Elsner erklärt, dass die Gärten, die viele für öffentlich halten, primär eine wissenschaftliche Anlage sind. „Es gilt das Hausrecht“, sagt sie, und mit der Maskenpflicht halte sich der Rektor an die Corona-Verordnung des Landes, die eine Bedeckung überall dort vorsieht, wo Abstände nicht durchgehend einzuhalten sind. Derartige Stellen gebe es im Park durchaus.