Die Heimatforscherin Sonja Mailänder hat einen alten Güllewagen aus einer Scheune gerettet. Foto: z

Die Heimatforscherin Sonja Mailänder hat einen alten Güllewagen aus einer Scheune gerettet, die abgerissen wurde. Nun kommt er ins Museum nach Hohenheim.

Hohenheim - Jetzt ist der Güllewagen zum Glück erst einmal gerettet“, sagt Sonja Mailänder. Und das Deutsche Landwirtschaftsmuseum in Hohenheim ist um eine Errungenschaft reicher. Von dem historischen Exemplar hatte Mailänder über eine Anwohnerin erfahren. Die Heimatforscherin ist in Möhringen bekannt. 2005 hatte die Geografin alte Fotografien in dem Bildband „Möhringen – Ein Rückblick in die Vergangenheit“ zusammengestellt. „Daher kommt auch mein heimatkundliches Interesse“, sagt Mailänder, die in Möhringen aufgewachsen ist. Vor wenigen Jahren hat sie dafür gesorgt, dass eine steinerne Ruhbank, die in einem Garten gefunden worden war, restauriert und an der Märzenbaumstraße aufgestellt wurde.

Bis zum vergangenen Montag stand der Güllewagen in einer Scheune an der Hechinger Straße. Wie Mailänder herausgefunden hat, gehörten das Gerät sowie die Scheune Anfang des 20. Jahrhunderts Hermann Fahrion, der seinen Hof an der Sigmaringer Straße 3 hatte. „Er arbeitete auch in der Landwirtschaft, was aber nicht sein Hauptgeschäft war“, erzählt Mailänder. Fahrion war vor allem Milchsammler. Er brachte die Milch der Möhringer Landwirte in Stuttgart an den Mann.

Reste aus der Vergangenheit erhalten

„Weil das Gebäude am Mittwoch abgerissen werden sollte, bin ich auf das Gelände gegangen und habe mir in der Scheune den Wagen angeschaut“, erzählt die Heimatforscherin. Für sie war sofort klar, das landwirtschaftliche Arbeitsgerät zu retten. Mit ihrer Initiative will Mailänder die Bürger sensibilisieren, genauer hinzusehen, „damit Reste aus der Vergangenheit erhalten bleiben, die in diesem Fall kaputtgegangen wären“. Weil das Grundstück und die Gebäude der Stadt gehören, hat sich die 34-Jährige mit der Verwaltung in Verbindung gesetzt. Sie wollte wissen, was mit dem Gefährt passiert. „Mir wurde gesagt, dass der Wagen mitsamt dem Gebäude in Schutt und Asche gelegt werden würde, wenn keiner ihn wolle“, so Mailänder.

Eine Vorstellung, die sie sich nicht ausmalen wollte. Sie griff zum Telefon und rief unter anderem beim Freilichtmuseum in Beuren an. „Dort war die zuständige Mitarbeiterin am Freitag nicht im Haus“, sagt Mailänder. Der beste Platz für den Wagen wäre ihrer Meinung nach das Heimatmuseum in Möhringen. „Dort habe ich aber erst gar nicht nachgefragt, weil ich weiß, dass überhaupt kein Platz zur Verfügung steht“, erzählt Mailänder, deren Mutter sich im Heimatmuseum engagiert.

Bei Klaus Herrmann, dem Leiter des Deutschen Landwirtschaftsmuseums in Hohenheim, hatte Sonja Mailänder Glück. „Er teilte mir zwar mit, dass er bereits zwei solcher Güllewagen habe“, erzählt die Geografin. „Es freute ihn aber wohl so, dass ich mich für den Wagen engagiere, dass er meinte, er würde das Gerät nehmen.“

Am Montagnachmittag standen drei Mitarbeiter der Hohenheimer Agrartechnik mit zwei Fahrzeugen auf dem Gelände an der Hechinger Straße. „Sie haben den Wagen aus der Scheune gezogen“, erzählt Mailänder, die ebenfalls vor Ort war, alles mit ihrer Kamera dokumentierte und die Männer anschließend nach Hohenheim begleitete.

Scheune wird abgerissen

„Der Wagen steht nun dort im Hof und soll erst einmal abgespritzt werden“, sagt sie. Wo genau er einen Platz bekommt, ist noch nicht klar. Wenn der Güllewagen in der Ausstellung nicht untergebracht wird, will Sonja Mailänder möglicherweise noch einmal mit Klaus Herrmann Rücksprache halten und erneut Kontakt mit der Verwaltung des Beurener Freilichtmuseums aufnehmen.

Unterdessen sind die Scheune und das angrenzende Wohnhaus an der Hechinger Straße am vergangenen Mittwoch komplett abgerissen worden – wie seit 2007 mehrere andere Gebäude zwischen der Sigmaringer Straße und der Dinghofstraße auch. Das 1400 Quadratmeter große Areal ist Teil des Sanierungsgebiets Möhringen 1-Ortsmitte. Die Stadt will das Grundstück an einen Investor verkaufen. Dann wird von der Vergangenheit an dieser Stelle wohl nichts mehr übrig sein. Nichts, bis auf den Güllewagen.