Ein Glas Wasser reicht bei der Hitze nicht, drei bis vier Liter sollten es sein. Foto: Jürgen Brand

Die Stadt Stuttgart startet am Montag einen Test mit kühlender Funktionskleidung, Hitzesprudel gibt es auch für die städtischen Beschäftigten – und auch für die Kunden in vielen Einzelhandelsgeschäften.

S-Mitte - Dienstagmittag, Schlossplatz, die Temperatur nähert sich der 30-Grad-Grenze. Schattenplätze sind gefragt, Wasser ist begehrt, im Saturn in den Königsbau-Passagen werden die mobilen Klimageräte knapp. Die Bauarbeiter auf der Dauerbaustelle hinter dem Rathaus werden auf Schildern deutlich darauf hingewiesen, dass sie auf ausreichenden UV-Schutz achten sollen. Zusätzliche Kühlwesten werden ihnen von ihrem Arbeitgeber vermutlich noch nicht zur Verfügung gestellt – aber das ist auch ganz neu in Stuttgart.

Die Stadt Stuttgart hat für Mitarbeiter solche Westen bei dem Hersteller pervormance international GmbH in Ulm bestellt, der erste Trageversuch soll am kommenden Montag, 1. Juli, beginnen. Das Unternehmen hat sich auf „Kühlfunktionstextilien“ spezialisiert, mit Hilfe eines speziellen 3-D-Vlieses, das Wasser bindet, soll der Körper anhaltend angenehm gekühlt werden. Angeboten werden Shorts, Shirts, Kappen und die Westen, die städtische Mitarbeiter ausprobieren dürfen. Dabei ist ein Intensiv-Test vorprogrammiert, die Hitze soll Anfang nächster Woche noch anhalten.

Eigene Betriebsanweisung für kostenloses Wasser

Auch sonst macht die Stadt als Arbeitgeber einiges für ihre weit mehr als 10 000 Mitarbeiter, vor allem für die, die draußen arbeiten müssen. Es wird früher angefangen zu arbeiten, die Stadt stellt kostenlos Arbeitskleidung von Sandalen über Caps bis hin zu Sonnenbrillen mit UV-Schutz zur Verfügung, ebenso Sonnenschutzcreme und sogenannten Hitzesprudel. Dafür gibt es eine aus dem Jahr 2011 stammende Betriebsanweisung mit dem Titel „Arbeiten im Freien bei Hitze“, nach der es kostenloses Wasser bei einer Lufttemperatur von 26 Grad und mehr für alle Beschäftigten ohne Mengenbegrenzung gibt. Dafür, dass genug Wasser da ist, sind die Vorgesetzten verantwortlich. Das Tiefbauamt hat spezielle Sommer-Warnschutzhosen angeschafft, die aus leichterem Stoff sind und mehr Lüftungsöffnungen haben. Außerdem dürfen mehr Arbeitspausen im Schatten eingelegt werden.

Für das Leben in der Innenstadt selbst gibt es keine städtischen Hitze-Sonderregelungen wie etwa in Amsterdam. Dort dürfen Gastronomen an heißen Tagen mehr Tische und Stühle nach draußen stellen, als ihnen sonst erlaubt ist. Die Grenze dafür liegt bei 28 Grad. In Stuttgart sieht man für eine solche Regelung keinen Bedarf – schließlich rät auch das Gesundheitsamt für besonders heiße Tage, sich eher in gekühlten Räumen drinnen aufzuhalten.

Refill-Stellen in der City

Auch mit einem anderen Angebot hat Amsterdam Stuttgart etwas voraus: Laut einer Sprecherin der Stadt Amsterdam gibt es dort mehr als 500 Orte, an denen man kostenlos Trinkwasser bekommt oder seine Flasche füllen kann. Die meisten davon befinden sich direkt im Stadtzentrum, wo auch die meisten Touristen unterwegs sind.

In der Stuttgarter Innenstadt gibt es neben einigen Trinkwasserbrunnen auch etliche Fachgeschäfte, die ihren Kunden kostenlos Wasser anbieten. „Das gehört bei uns zum guten Ton und Service und wird in den meisten Einzelhandelsbetrieben so gehandhabt“, schreibt Christoph Achenbach von Lederwaren Acker. Direkt in Stuttgart-Mitte gibt es zurzeit außerdem rund 20 Geschäfte und Unternehmen, die sich an der Initiative Refill beteiligen. Wo ein entsprechender Aufkleber an der Tür oder Scheibe zu finden ist, kann man seine mitgebrachte Flasche kostenlos mit Leitungswasser auffüllen.