Pauschalreisen sind gefragt: Die Geschäfte der Reisebranche laufen in diesem Sommer sehr gut. Foto: dpa/Clara Margais

Das Geschäft mit den schönsten Wochen des Jahres läuft auf Hochtouren. Die Nachfrage ist groß nach den Pandemiejahren mit ihren Reisebeschränkungen. Ganz ungetrübt ist die Freude der Veranstalter aber nicht.

Nach zwei harten Coronajahren feiert die Reisebranche ein Comeback. Veranstalter profitieren von der Reiselust der Menschen in Deutschland, die bislang auch nicht durch die rekordverdächtige Inflation getrübt wird. „Es gibt nach mehr als zwei Jahren Pandemie enorm viel aufgestaute Reiselust“, berichtet beispielsweise Ingo Burmester, Zentraleuropa-Chef von DER Touristik. Trotz rasant gestiegener Energiekosten müssen sich Sonnenhungrige nach Einschätzung von Branchenvertretern in der Wintersaison 2022/23 nicht auf große Preissprünge bei Pauschalreisen einstellen.

Lücke zum Vorkrisenniveau wird immer kleiner

Hotels, Pensionen, Campingplätze und Co. in Deutschland sind auf Erholungskurs. Im Juni lagen die Übernachtungszahlen nur um 3,4 Prozent unter dem Niveau des Juni 2019. Die Lücke zum Vorkrisenniveau ist seit Anfang 2022 beständig kleiner geworden. „Inwiefern die gestiegenen Lebenshaltungskosten die Reiselust im Herbst und Winter beeinflussen werden, bleibt abzuwarten“, sagte Norbert Kunz, Geschäftsführer des Deutschen Tourismusverbands (DTV).

Veranstalter Alltours hat im laufenden Geschäftsjahr nach eigenen Angaben bereits das Vorkrisenniveau überschritten. „In der aktuellen Sommersaison verzeichnen wir einen Anstieg von zehn Prozent bei den Gästen und ein Umsatzplus von über 20 Prozent“, berichtete Alltours-Inhaber Willi Verhuven. „Denn unsere Kundinnen und Kunden gönnen sich mehr, buchen höherwertige Hotels und mehr All-inclusive-Angebote.“

Die Pauschalreise ist wieder da

FTI-Chef Ralph Schiller sieht insbesondere ein Comeback der Pauschalreise. „Rechnet man es anhand des Trends hoch, werden in diesem Geschäftsjahr bei uns im Schnitt 15 Prozent mehr Pauschalreisen als noch vor der Pandemie gebucht werden“, sagte der Manager jüngst. In den jüngsten Monaten hat seinen Angaben zufolge die Nachfrage sogar um bis zu 25 Prozent höher als im Vergleichszeitraum 2018/19 gelegen.

Auf Preissprünge in der bevorstehenden Wintersaison müssen sich Urlauber Burmester zufolge trotz der gestiegenen Energiepreise nicht einstellen. „Es zeichnet sich ein weitgehend preisstabiles Bild ab“, sagt der Manager von DER Touristik. Hotel- und Flugkapazitäten für die Wintersaison 2022/23 wurden wie in der Branche üblich vor Monaten zu damaligen Preisen und damit entsprechend günstiger eingekauft.

Preise für Winterurlaube steigen moderat

„Bei hoher Inflation kaufen wir als Veranstalter im Schnitt günstiger ein als Buchungsportale, die Preise zum aktuellen Zeitpunkt verlangen. Die hohe Inflation begünstigt tendenziell also die Pauschalreise“, erläutert Burmester. Alltours-Inhaber Verhuven spricht von einem moderaten Anstieg der Preise für den Winterurlaub von bisher durchschnittlich drei Prozent.

Unmut bereitet das Chaos an den Flughäfen zur Hauptreisezeit. „Die Airlines haben Anfang des Jahres für den Sommer viel mehr Flüge angeboten, als sie mit ihrem Personal hätten bedienen können. Das ist schon ein bisschen fahrlässig“, “, sagte Ingo Lies, Gründer und Chef von Chamäleon Reisen. Die Flughäfen hätten es ebenfalls laufen lassen. Lies zufolge gingen bei dem auf nachhaltige Reisen spezialisierten Anbieter vermehrt Anrufe und Mails verunsicherter Kunden ein. Auch sei die Nachfrage nach den starken Monaten April bis Juni mit Buchungen weit über Vor-Corona-Niveau von Ende Juni an abgeflacht.

Nach Einschätzung von FTI-Chef Schiller war der aktuelle Urlaubsreiseboom zwar schwer vorherzusehen. Aber: „Fehlende Vorbereitung auf die Haupturlaubszeit und übertriebene Sparmaßnahmen sind unserer Ansicht nach Gründe für die chaotischen Zustände etwa an den Flughäfen.“