Szene eines Unterrichts in der Grundschule. Foto: dpa

Nicht wenige, die ein Studium fürs Grundschullehramt beginnen, ziehen es auch durch. Die grüne Wissenschaftsministerin Theresia Bauer ist zuversichtlich, dass die Reform der Lehrerbildung bald wirkt. Der Landtags-SPD ist das zu wenig.

Stuttgart - Das Ressort von Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) setzt darauf, dass sich die Quote der Studienabbrecher beim Grundschullehramt durch die Reform der Lehrerbildung verringern wird. Das geht aus einer Antwort auf einen Parlamentsantrag des SPD-Landtagsabgeordneten Daniel Born hervor, die unserer Zeitung vorliegt. Eine darin erwähnte Befragung an den Universitäten Greifswald und Rostock nennt den fehlenden Bezug zur beruflichen Praxis als eine zentrale Ursache, ein Lehramtsstudium abzubrechen und in andere Studiengänge zu wechseln. Laut Wissenschaftsministerium kommen zudem „die individuelle Lebensplanung der Studierenden, sich ändernde Berufswünsche oder auch spätere Verdienstmöglichkeiten“ als Ursachen infrage.

Zum Wintersemester 2015/16 hat die damals noch grün-rote Landesregierung die Lehrerbildung von Staatsexamens- auf Bachelor- und Masterstudiengänge umgestellt. Man sei „zuversichtlich“, dass diese Reform und die damit verbundene Stärkung des Praxisbezugs „Wirkung zeigen“ werde, so Bauers Ressort. Dass die Ministerin vor allem auf den Faktor Zeit setzt, stellt Born jedoch nicht zufrieden: Es fehlten „massiv Grundschullehrkräfte an unseren Schulen“.

Wie hoch die Abbruchquote ist, weiß bislang niemand so genau

Der Sozialdemokrat verweist auf einen Briefwechsel zwischen Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) und Bauer von vor einem halben Jahr, in dem es um die hohe Abbrecherquote beim Grundschullehramt und die Ursachenforschung ging. Beide Ministerien hätten seitdem geschlafen, kritisiert Born: „Weder Kultusministerin Eisenmann noch Wissenschaftsministerin Bauer gehen ernsthaft auf Ursachensuche.“

Verlässliche Zahlen für die Abbruchquote gibt es bislang nicht. Laut Modellrechnungen des Kultusministeriums kommen 45 Prozent derer, die noch auf Grundschullehramt alter Prägung studiert haben, nie an den Schulen an. Der überwiegende Teil dieser Personen bricht demzufolge das Studium an den pädagogischen Hochschulen ab oder orientiert sich um. Der andere Teil beendet das Studium, absolviert aber kein Referendariat oder scheitert in diesem.

SPD: Bauers Beteuerungen sind zu wenig

Um konkrete Gründe für Abbrüche und Wechsel zu erheben, sieht das Wissenschaftsministerium wissenschaftliche Studien „grundsätzlich positiv“. Bezogen auf das Grundschullehramt befinde man sich mit den pädagogischen Hochschulen bereits im Austausch, um Fragen der Datenerhebung zu klären. Born geht das zu langsam. „Uns reichen bei diesem dringlichen Thema weder die Beteuerungen von Wissenschaftsministerin Bauer, eine grundsätzlich positive Haltung zu Studien bei Schwund- und Abbruchquoten im Lehramtsstudium zu haben und erste Gespräche mit den pädagogischen Hochschulen zu führen“, sagt er, „noch sehen wir irgendwelche Aktivitäten bei Kultusministerin Eisenmann.“

Eine Sprecherin des Kultusressorts weist darauf hin, dass Eisenmann ihre Amtskollegin im Februar gebeten habe, der Problematik durch empirische Befragungen auf den Grund zu gehen, um gemeinsam nach Lösungen suchen zu können. Bislang lägen hierzu aber keine Ergebnisse vor.