Der Noch-Geschäftsführer Eberhard Sorg will künftig mehr Golf spielen. Foto: Gottfried Stoppel

Das Backnanger Traditionsunternehmen Sorg Möbel schließt für immer. Möbel Hofmeister aus Bietigheim eröffnet im Sorg-Gebäude in der Stuttgarter Straße auf knapp 3000 Quadratmetern im September einen großes Küchenfachmarkt.

Backnang - Eberhard Sorg ist ein klein bisschen traurig, und er spricht doch zugleich von „einem Sechser im Lotto“. Der Geschäftsführer des Backnanger Möbelhauses Sorg hat zusammen mit seinem Bruder Martin und seinem Vetter Gerhard beschlossen, das 1713 gegründete Traditionsunternehmen für immer zu schließen. Nach gut drei Jahrhunderten im Familienbesitz sei es nun nicht mehr gelungen, einen Nachfolger zu finden, sagt Eberhard Sorg. „Unsere Kinder wollen alle etwas anderes machen.“

Trotzdem macht der 66-jährige gelernte Schreiner und Holzingenieur nicht den Eindruck, dass er sonderlich geknickt ist. Denn das Möbelhaus Hofmeister aus Bietigheim im Kreis Ludwigsburg übernimmt die knapp 3000 Quadratmeter Verkaufsfläche in der Stuttgarter Straße und eröffnet im September in dem Sorg-Gebäude einen Küchenfachmarkt. Man kenne sich seit vielen Jahren, erzählt Sorg, sei Mitglied im gleichen Verband. Vor gut einem Jahr habe der Kollege Frank Hofmeister spontan vorbeigeschaut und auf Nachfrage erklärt, er wolle sich anschauen, wie Sorg die Möbel so präsentiere. Wer weiß, womöglich hatte der Unternehmer aus Bietigheim ja damals schon die Idee mit dem Küchenstudio im Kopf.

Bis Ende Juni Räumungsverkauf im Möbelhaus

Kürzlich jedenfalls hat man sich geeinigt: Hofmeister habe einen langfristige Mietvertrag abgeschlossen, sagt Eberhard Sorg. Bis Ende Juni läuft noch der Räumungsverkauf, im Juli und im August wird umgebaut, dann wird das Küchenstudio mitten in Backnang eröffnet. Eberhard Sorg spricht von einem „Idealfall“. Sein Ziel sei immer gewesen, möglichst die gesamte frei werdende Fläche an nur ein einziges Unternehmen zu vermieten.

Mit dieser Entscheidung endet die gut 300-jährige Geschichte des Backnanger Familienbetriebs. Anno 1713 hatte Johann Georg Sorg im Haus seines Schwiegervaters am Burgplatz eine Schreinerwerkstatt eröffnet. Eberhard Sorg erzählt, das Unternehmen habe einst unter anderem den Sitzungssaal im altehrwürdigen Backnanger Rathaus ausgebaut. Auch die Sitzbänke der Backnanger Stiftskirche, die derzeit generalsaniert wird, seien von Sorg hergestellt worden. Bis 1990 hat Sorg in Backnang Möbel gefertigt, zeitweise standen 110 Beschäftigte auf der Lohnliste. Die Sorgs waren angesehene Backnanger Fabrikanten. „Seit 1962 waren wir als Aussteller auf Möbelmessen“, erzählt Eberhard Sorg, der nach seiner Lehre bei einem Schreiner in Markgröningen und dem Studium in Stuttgart zunächst bei verschiedenen Unternehmen in der Möbelbranche gearbeitet hat. Mitte der 1970er-Jahre ist er dann in den elterlichen Betrieb eingetreten – mit dem Ziel, später die Geschäftsführung zu übernehmen.

Eberhard Sorg kümmert sich um die Immobilien der Familie

Er sei nach der Schulzeit indes nicht gefragt worden, welchen Beruf er denn gerne erlernen würde. Für seinen Vater sei immer klar gewesen: Der Eberhard, der wird Schreiner. Widerrede wäre sicherlich sinnlos gewesen. Sorg sagt heute mit einem Lächeln im Gesicht, ihm wäre es nicht in den Kopf gekommen, den Wunsch des Vaters in den Wind zu schlagen. Ganz anders heute. Er, sein Bruder und sein Vetter hätten immer gesagt, ihre sechs Kinder sollen machen, was sie möchten. Insgeheim haben sie freilich trotzdem gehofft, dass einer der Sprösslinge das Möbelhaus mal übernimmt und die lange Familientradition in der Murrstadt fortführen wird.

Es kommt anders. Alle Mitarbeiter seien versorgt, so Eberhard Sorg. Und er selbst werde künftig mehr Zeit haben zum Golfspielen und reisen. Ganz aufhören zu arbeiten – das komme aber nicht in Frage. Der quietschfidele Mann im Rentenalter will sich zwei Tage die Woche um die Immobilien der Familie kümmern.