Im September 2021 soll das Hölderlinhaus in neuem Glanz erstrahlen. Foto:  

Das Projekt Bildungszentrum nimmt eine weitere Hürde, im Dezember sollen die Arbeiten in Nürtingen beginnen.

Nürtingen - Holprig ist der Weg bisher gewesen, doch jetzt steht die Ampel für die Modernisierung des Nürtinger Hölderlinhauses auf Grün. Bei zwei Gegenstimmen hat der Gemeinderat der weiterentwickelten Planung des Büros Aldinger Architekten zugestimmt. Das Gebäude in der Neckarsteige, in dem der Dichter Friedrich Hölderlin aufgewachsen ist, soll das Herzstück des Bildungszentrums am Schlossberg werden.

Das Gebäude wird entkernt

Die Planer haben ihren Entwurf leicht modifiziert. „Wir sind etwas sensibler an die Bausubstanz herangegangen als beim ersten Entwurf“, so der Architekt Jörg Aldinger. So wird nun etwas mehr der historischen Bausubstanz erhalten als bisher vorgesehen. Im Grundsatz aber bleibt es bei der Entkernung des Gebäudes und der Haus-in-Haus-Lösung mit einer Holzkonstruktion im Inneren.

Im Dezember soll es mit der Rohbau-Entkernung losgehen. Laut dem Zeitplan wird die Modernisierung des Hölderlinhauses Ende September 2021 abgeschlossen sein. Damit kann das sanierte Gebäude zwar nicht wie ursprünglich gewünscht der Öffentlichkeit pünktlich zum 250. Geburtstag des Dichters im nächsten März präsentiert werden. Doch wird Friedrich Hölderlin künftig mit einer Dauerausstellung in der Neckarsteige 1 verortet sein. So will Nürtingen sein Profil als „Heimatstadt Hölderlins“ schärfen.

Dauerausstellung nicht nur für Spezialisten

Auf 120 Quadratmetern Fläche sieht das Konzept in der Beletage, in der sich die Wohnräume der Familie befanden, die Ausstellung vor. Dort soll das Leben und Werk so vermittelt werden, dass Hölderlinkenner und Zufallsbesucher gleichermaßen angesprochen werden. 250 000 Euro sind hierfür vorgesehen.

In dem Herzstück des Bildungszentrums wird die Volkshochschule ihr Domizil beziehen. Indem das Gebäude aufgestockt wird, bekommt die VHS mehr Platz und somit bessere Entwicklungsmöglichkeiten. In den nächsten Schritten sollen dann auch die Schlossbergschule und das Gebäude der Musikschule als weitere Bausteine des Bildungszentrums saniert werden.

Stadt bekommt 2,7 Millionen Euro Zuschuss

Die Modernisierung des Hölderlinhauses hatte sich immer wieder verzögert, unter anderem weil es der Stadt am nötigen Geld fehlte. Für das Vorhaben sind Kosten in Höhe von rund 5,4 Millionen Euro veranschlagt. Für das Projekt hat die Stadt Nürtingen die Zusage für 2,7 Millionen-Euro-Zuschuss aus dem Förderprogramm „Soziale Integration im Quartier“.

Bis zuletzt hat der örtliche Verein Hölderlin-Nürtingen gegen das Modernisierungsvorhaben gekämpft. Für ihn ist eine Entkernung des Gebäudes gleichbedeutend mit der Zerstörung eines Denkmals. Zwar hat das Hölderlinhaus keinen Denkmalstatus, doch ist das Gebäude aus Vereinssicht sehr wohl eines. Mit einer Aufsichtsbeschwerde zielte der Verein darauf ab, das Gebäude doch noch in den Rang eines offiziellen Denkmals er erheben, um so die Entkernung zu verhindern.

Ministerium weist Aufsichtsbeschwerde zurück

Das Wirtschaftsministerium als oberste Denkmalbehörde des Landes wies die Beschwerde vor wenigen Tagen jedoch ab. Nach Überzeugung der Denkmalschützer hat das im Laufe der Zeit mehrfach umgebaute Haus so viel an originaler Bausubstanz verloren, dass es nicht als Denkmal gelistet werden kann.

Indessen ist noch eine weitere Aufsichtsbeschwerde gegen die Stadtverwaltung beim Regierungspräsidium anhängig. Eingereicht hat sie die Gemeinderatsfraktion NT 14, die unter anderem ein intransparentes Wettbewerbsverfahren bemängelt. Im Gemeinderat übten mehrere Stadträte Kritik an dieser Beschwerde. Der Stadtrat Michael Medla (SPD) beispielsweise missbilligte diesen Schritt als Versuch, einen mit breiter Mehrheit demokratisch gefassten Beschluss auf Umwegen doch noch zu Fall zu bringen.