In vielen Familien gehört Geflügel zum Weihnachtsfest. Das das kann in diesem Jahr teuer werden. Foto: dpa/Jan Woitas

Ob Gänsebraten mit Knödeln oder Würstchen mit Kartoffelsalat – nicht nur das Lieblingsessen der Deutschen an Heiligabend wird teuer, auch das ganze Fest.

Für viele gehört der Gänsebraten zum Weihnachtsfest, für andere darf es ein einfacheres Gericht sein. Egal, was auf den Tisch kommt, Verbraucher müssen angesichts der hohen Inflation tiefer in die Tasche greifen. Doch wie viel teurer kommt das Weihnachtsessen samt Kerzenduft und Tannengrün wirklich?

Experten zufolge müssen Verbraucher in diesem Jahr für eine frische Weihnachtsgans drei bis fünf Euro pro Kilo mehr bezahlen, im Durchschnitt etwa 20 Prozent mehr. Nach Angaben des Bundesverbandes Bäuerliche Gänsehaltung (BBG) kostet eine frische Gans aus Deutschland zwischen 17 und 20 Euro je Kilo. Beim Tegerhof in Stuttgart-Degerloch beispielsweise liegt der Preis pro Kilo bei 18,90 Euro, das sind zwei Euro mehr als im vergangenen Jahr.

Höhere Kosten und die Vogelgrippe belasten

„Die Preise für Futter und Energie sind deutlich gestiegen“, sagt Friedrich Haag, einer der Betreiber, so dass man die Kosten weitergeben müsse. Sämtliche Freilandgänse sind bereits seit Ende November reserviert, deshalb hat sich der Tegerhof kurzfristig mit dem Klosterhof Knäpple aus Habsthal (Kreis Sigmaringen) zusammengetan, bei dem noch nicht alle Freilandgänse vergriffen sind. Er verlangt fürs Kilo 21,90 Euro.

„Gänsebraten ist für viele ein traditionelles Weihnachtsessen. Gerade in diesen unsicheren Zeiten sind Traditionen wichtig, denn sie geben Sicherheit“, sagt Helga Futterknecht, Geschäftsführerin vom Geflügelwirtschaftsverband Baden-Württemberg. Die meisten bäuerlichen Betriebe im Land vermarkteten ihre Gänse direkt an Stammkunden – Privatleute und Gaststätten. „Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass Restaurants die Gans von der Speisekarte nehmen“, sagt sie. Dann stünden die Gänsehalter im Regen. Sie kennt solche Fälle, will aber keine Namen nennen. Ein Gastwirt, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, sagt: „Eine Gans rechnet sich wirtschaftlich eigentlich nicht. Aber wir müssen das Gericht anbieten, weil das die Gäste erwarten.“

Mehr als 80 Prozent der Weihnachtsgänse aus Osteuropa

Nicht nur die höheren Kosten treiben die Preise, auch die Vogelgrippe spielt eine Rolle. Viele Gänse vor allem in Niedersachsen und Ostdeutschland mussten gekeult werden. Fehlen Elterntiere, gibt es weniger Küken und damit geringere Bestände.

Mehr als 80 Prozent der in Deutschland verkauften Weihnachtsgänse kommen aus Polen und Ungarn – aufgrund geringerer Tierwohlstandards haben Erzeuger dort in der Regel geringere Aufwendungen. In Supermärkten und Discountern gibt es tiefgefrorene polnische Gänse für 9,99 Euro pro Kilo, im Wochenangebot bei Aldi sogar für 7,49 Euro. Der Gänsebraten kommt damit gerade mal halb so teuer wie von einer frischen Freilandgans aus Deutschland. Etliche Verbraucher setzen in diesem Jahr zudem statt auf Gans auf Entenbraten.

Weihnachtskarpfen und Käsefondue sind auch teurer

Wer Würstchen mit Kartoffelsalat wählt, kommt zwar günstiger weg, bleibt von der Teuerung aber nicht verschont. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes waren Lebensmittel in Baden-Württemberg im November um 20,4 Prozent teurer als vor einem Jahr. Kartoffeln und Fleisch waren im Vorjahresvergleich mehr als 25 beziehungsweise gut 20 Prozent teurer, Geflügel sogar gut 30 Prozent. Bei Wurst liegen die Preise rund 16 Prozent höher, bei Fisch und Meeresfrüchten etwa 17 Prozent, bei Käse mehr als 27 Prozent. Wer also auf Lachs, den Weihnachtskarpfen, Raclette oder das Käsefondue setzt, muss auch mehr ausgeben.

Die Energiepreise für Herd und Backofen kommen noch obendrauf. Ebenso die Getränke: Während die Preise für Wein und Bier laut Statistischem Landesamt um rund 8,8 beziehungsweise mehr als 12,2 Prozent gestiegen sind, verteuerten sich Mineralwasser, Limonaden und Säfte um 8,7 Prozent.

Doch was wäre ein Fest ohne Tannenbaum, Kerzen, Lebkuchen, Stollen, Früchtebrot und Plätzchen? Die Zutaten für die Weihnachtsbäckerei wie Eier, Mehl, Zucker und Butter haben sich zwischen 20 und mehr als 60 Prozent verteuert. Das schlägt sich in den Preisen nieder, denn Bäckereien kämpfen mit höheren Rohstoff-, Energiekosten und Löhnen. Im Schnitt sind Lebkuchen und Stollen um 20 bis 25 Prozent teurer.

Teures Weihnachtsgebäck, stabile Preise bei Tannenbäumen

Entwarnung gibt es bei den Tannenbäumen. Für eine Nordmanntanne liegen die Preise pro Meter bei 20 bis 27 Euro und damit auf Vorjahresniveau, heißt es beim Verband natürlicher Weihnachtsbaum mit Sitz im niedersächsischen Moisburg. Blautannen kommen auf 12 bis 16 Euro je Meter, Fichten sind mit 9 bis 12 Euro etwas günstiger.

Auch Kerzen gehören zum Weihnachtsfest. Die Nachfrage ist hoch, und viele Unternehmen arbeiten an der Kapazitätsgrenze – doch nicht nur wegen Weihnachten. „Kerzen werden immer dann besonders gerne gekauft, wenn die Menschen Sorgen und Nöte haben“, sagt Stefan Thomann vom europäischen Kerzenherstellerverband ECMA. Entsprechend hoch sei die Nachfrage seit Beginn der Coronapandemie. Die sei nahtlos in den Ukrainekrieg und die Energiekrise übergegangen, so dass die Sorgen nicht kleiner geworden seien, nur anders. Die Preise seien gestiegen. Zahlen nennt er nicht. Mancherorts ist von 50 Prozent und noch mehr die Rede.

Auch bei Kerzen seien die Beschaffungspreise für Rohstoffe und Verpackung stark gestiegen sowie die Energiepreise, sagt Thomann. Bei der Herstellung wird viel Energie benötigt, weil das Material zum Gießen und Pressen der Kerzen geschmolzen beziehungsweise flüssig gehalten werden muss. Im vergangenen Jahr lag der Kerzenverbrauch in Deutschland bei rund 201 000 Tonnen – ein Plus von elf Prozent.

Kostenfalle: Baumkerzen

Lichterketten
LED-Lichterketten brauchen im Vergleich zu konventionellen Glüh- oder Halogenlampen nur etwa ein Zehntel des Stroms und halten rund 100-mal länger. Der Umstieg zahle sich aus, meldet die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hin.

Baumkerzen
Verbraucherschützer warnen vor LED-Baumkerzen, die kabellos per Batterie und Fernbedienung zum Leuchten gebracht werden. Der Batteriestrom sei 300-mal teurer als Strom aus der Steckdose. Daher könne die dreiwöchige Beleuchtung des Baums mit LED-Kerzen bei einer Nutzungsdauer von acht Stunden am Tag etwa 25 Euro kosten, so die Beispielrechnung. Außerdem hielten die Batterien nicht lange und müssten mehrmals in der Weihnachtszeit ausgewechselt werden, wodurch zusätzlich Sondermüll anfalle.

Farbtemperatur
LED-Lampen können für eine gemütliche Atmosphäre sorgen, entscheidend ist die Farbtemperatur, die auf der Packung in Kelvin (K) angegeben wird. Lampen, die weniger als 3000 K haben, bedeuten warmweißes, gelbliches und somit gemütliches Licht. Erst bei einer Farbtemperatur von über 5000 K wirkt das Licht bläulich kalt.