Ein Sensor am Katzenbachsee funkt automatisch den Pegelstand in die Zentrale. Foto: Ott

Als Lehre aus dem Beinahe-Dammbruch führt die EnBW ein neues Hochwassermanagement für die Parkseen ein, denn so knapp wie im vergangenen Sommer ist man noch nie an einem Dammbruch vorbeigeschlittert.

Vaihingen - So knapp wie vergangenen Sommer darf Büsnau nicht noch einmal an einem Dammbruch vorbeischlittern. „Das hat viele wachgerüttelt, vor allem die Behörden“, sagt Joachim Gelewski von der Netze BW, die Teil der EnBW ist. „Seitdem gibt es eine große Dynamik und alle ziehen an einem Strang, damit wir eine Lösung bekommen.“ Ende Juli hatte es über Vaihingen innerhalb weniger Stunden so stark geschüttet, dass Keller vollliefen und Straßen überflutet wurden. Das Freibadgelände verwandelte sich in einen braunen See. Fast unbemerkt hatte sich derweil im Wald zwischen Lauchhau und Büsnau die Lage dramatisch zugespitzt. Der Damm des Katzenbachsees wurde teilweise weggespült. 30 Stunden lang musste das Technische Hilfswerk das Wasser im See abpumpen.

Ein silbernes Rohr am Entnahmebauwerk, dem in den See ragenden Betonsteg, soll ein solches Szenario künftig verhindern helfen. „Wir haben eine Pegelüberwachung eingebaut, die man über das Internet abrufen kann“, sagt Gelewski. Von außen schaut das armdicke Rohr, das senkrecht im Wasser steht, recht unspektakulär aus. In seinem Inneren verbirgt sich ein Sensor, der den Wasserstand misst, eine Batterie, eine aus dem Handy bekannte Sim-Karte und eine Antenne. Erstmals funkte das Gerät den Wasserstand am 13. März an die Zentrale. Was sich simpel anhört, ist tatsächlich neu. Bislang waren Mitarbeiter an den Katzenbachsee gefahren um den Pegel zu kontrollieren.

Der Fußballplatz ist auch schon unter Wasser gestanden

Das Gerät fügt sich in ein neues Hochwassermanagement für alle Seen und Bäche in der näheren Umgebung ein. Denn der Steinbachsee am Katzenbacher Hof und der Katzenbachsee speisen über Kanäle den Neuen See, der zusammen mit dem Bärensee und dem Pfaffensee bei schönem Wetter viele Jogger und Ausflügler lockt. Von dort aus fließt das Wasser durch den Christophstollen in Richtung Kaltental und durch den Mezgerhaustollen in Richtung Feuerbach. Ein Überlauf leitet das Nass zudem in die Glems, wo es, wie vergangenen Sommer geschehen, nicht nur die Fischteiche im Schattengrund flutet, sondern gleich das ganze Mahdental.

Das, so geht es aus einer Computersimulation der Netze BW hervor, dürfte im Schnitt alle zehn Jahre passieren. Dann werden aber auch andere Flächen überflutet, die meist tief im Wald liegen oder auf einer Wiese zwischen Büsnau und den Regenrückhaltebecken nahe der Uni. Ärgerlich für den TSV Jahn Büsnau: Der Fußballplatz des Vereins wird ebenfalls überspült.

An sich ist das nicht neu, die Büsnauer Kicker wissen davon ein Lied zu singen. Aber ein Dammbruch des Katzenbachsees hatte in der mehr als 200-jährigen Geschichte des Bauwerks noch nie gedroht.

Die EnBW will eine komplette Überwachung

Die EnBW-Tochter will dem mit einer ganzen Reihe von Sensoren begegnen. Vier weitere der silbernen Rohre sollen auch an den übrigen Seen installiert werden. „Bis Ende des Jahres wollen wir damit fertig sein“, sagt Gelewski. Dann könnten die Techniker erkennen, wie viel Wasser sie von einem See in den anderen leiten können, ohne dort an die Grenzen zu stoßen. Letztlich, so Gelewski, „wollen wir eine komplette Überwachung“.

Und die soll auch noch schneller und transparenter zu haben sein als bisher. So sollen auch das Amt für Umweltschutz, die Stadt Leonberg und die Universität per Internet jederzeit auf die Pegelstände zugreifen können. Entsprechendes soll bei einem Treffen mit den Beteiligten besprochen werden. Gleich bleibt indes der schon bestehende Notfallplan, der automatisch unter anderem an die Polizei und die Feuerwehr weitergeleitet wird. Überschreitet zum Beispiel der Neue See einen Pegel von 418,41 Meter über dem Meeresspiegel, muss die L 1187 zwischen dem Schattengrund und dem Glemseck gesperrt werden.

Insgesamt kosten die Maßnahmen die Netze BW 430 000 Euro. Größter Posten ist mit 300 000 Euro die Reparatur des Katzenbachsee-Damms, die bereits eine Woche nach dem Starkregen abgeschlossen war. 80 000 Euro werden für die Neugestaltung des Überlaufs an eben diesem See ausgegeben. Im Grunde ist das nur eine Senke in der Dammkrone. Deren Querschnitt war bislang aber recht klein. Im Juli 2013 hatte sich dort angespültes Holz verfangen und den Abfluss blockiert. Das Denkmalamt hat inzwischen zugestimmt, den 1812 entworfenen Überlauf neu gestalten zu dürfen. Und auch das Umweltamt hat nun keine Einwände mehr, wenn es darum geht, die Bäume links und rechts davon zu fällen. Die Sensoren selbst sind noch das Günstigste. Sie kosten 50 000 Euro.