Über Whatsapp bekommen Erstsemester schnelle Infos zum Studium. Foto: HFT Stuttgart

Mehr als 500 Erstsemester der Hochschule für Technik nutzen deren Infokanal Whatsapp. Per Smartphone erfahren die „Neuen“, wie das läuft mit Semesterticket und Studienausweis. Manche bedanken sich sogar für die Infos.

Stuttgart - Mittlerweile sind rund 4000 Studierende an der Hochschule für Technik (HFT) eingeschrieben. Auch 884 Erstsemester gehören dazu. Für sie hat das Wintersemester bereits an diesem Montag begonnen. Um sie zu informieren, geht die Hochschule neue Wege. „Wir haben eine Whatsapp-Gruppe gestartet“, berichtet die Hochschulsprecherin Petra Dabelstein. Das heißt, mittlerweile gibt es bereits zwei Gruppen und wahrscheinlich bald noch eine dritte. 500 Erstsemester hätten sich für die Teilnahme gemeldet, und täglich würden es mehr. „Wir haben mit dem Ansturm nicht gerechnet.“ Da sei zum Beispiel die Frage nach dem Studiticket aufgetaucht. „Wir antworten einmal an alle“, sagt Dabelstein. „Manche bedanken sich sogar für die Infos.“ Manche Antworten auf die Fragen der Anfänger kämen auch von älteren Semestern oder Masterstudenten.

Ziel des Whatsapp-Angebots sei es, den Studierenden das Ankommen in der Hochschule zu erleichtern. Da die meisten Studierenden ohnehin regelmäßig ihr Smartphone nutzten, könne man über diesen Kanal schnell und unkompliziert eine große Gruppe zeitgleich erreichen. Und aus der Großgruppe heraus bildeten sich dann von ganz allein eigene, kleinere Whatsapp-Gruppen mit Leuten aus dem gleichen Studienfach. Die HFT-Sprecherin betont aber, die Teilnahme an der Whatsapp-Gruppe sei freiwillig. „Es entsteht natürlich keinem Studierenden ein Nachteil, der nicht in die Whatsapp-Gruppe geht“, versichert sie. „Alle Infos gibt es auch auf den klassischen Kanälen.“ Die Whatsapp-Gruppe soll es bis kurz vor Weihnachten geben. „Dann gehen wir davon aus, dass die Erstsemester hier angekommen sind“, sagt Dabelstein. Zum Sommersemester im März starte dann wieder die nächste Gruppe.

Studiert wird weiterhin klassisch: mit Live-Dozenten

Studiert wird an der HFT allerdings auch weiterhin klassisch: mit Live-Dozenten. Bevor es jedoch ans Eingemachte geht, wird den Erstsemestern jetzt in einer umfassenden Vorbereitungswoche in Workshops vermittelt, wie man sein Studium organisiert, was für Lerntechniken es gibt und wie man sein Selbst- und Zeitmanagement verbessern kann.

Die Zahl der Studierenden wächst. Grund dafür sind die Ausbauprogramme des Landes. So startet jetzt neu der Masterstudiengang Wirtschaftspsychologie. Der Andrang war groß: 86 Bewerber wollten, 24 dürfen starten. Völlig überraschend kommt die große Nachfrage nicht. Denn der vor fünf Jahren gegründete Bachelor Wirtschaftspsychologie hat sich inzwischen zum Spitzenreiter unter den 14 Bachelorstudiengängen entwickelt: 1214 Bewerber, vor allem Bewerberinnen, drängten auf 36 Plätze. Rektor Rainer Franke erklärt den Andrang: „Wir sind die einzige staatliche Hochschule, die das in Baden-Württemberg anbietet – damit haben wir eine richtige Marktlücke getroffen.“ Eine vierstellige Nachfrage verzeichnet an der HFT ansonsten nur noch der BWL-Bachelor – mit 1104 Bewerbern auf 50 Plätze. Weiterer Zuwachs an Studierenden ist in einem Jahr programmiert: Dann soll der Masterstudiengang Umweltorientierte Logistik starten.

Hochschule freut sich auf Neubau – und kämpft weiter mit Raumengpass

Doch schon seit mehr als zehn Jahren kämpft die Hochschule mit ihrem Raumdefizit. Kompensiert wird es bisher mit vielen Anmietungen. So ist die HFT derzeit auf neun Gebäude in der Innenstadt verteilt. Franke hofft, dass der Neubau für die Architektur-Fakultät – südlich der Breitscheidstraße zwischen Kiene- und Büchsenstraße, gegenüber der Stuttgarter Liederhalle – noch im Wintersemester sukzessive bezogen werden kann. Die Möbel seien schon drin. Doch damit sei der Raumengpass noch nicht beseitigt: „Durch unser Wachstum ist ein neues Defizit entstanden“, sagt Franke. Konkret sei die HFT von 2200 Studierenden im Jahr 2005 auf aktuell 4000 Studierende gewachsen. Das aktuelle Raumdefizit schätzt Franke auf „mehrere tausend Quadratmeter“. Und von dem zweiten Bauabschnitt sei bisher nicht die Rede. Doch auch mit den Bestandsbauten stehe es nicht zum besten: „Wir haben unsere Hörsäle im Bau 1 (erstellt im Jahr 1873) aus eigenen Mitteln renoviert“, berichtet der Rektor. „Man hat uns im Februar gesagt, dass für den Bauunterhalt in diesem Jahr nichts mehr da ist.“ Das Geld erwirtschafte die Hochschule, in dem sie ihre Räume abends und am Wochenende untervermiete.

Bei ihrem Ziel, räumlich sichtbarer zu werden, setzt die HFT nicht nur auf den Neubau. „Wir setzen auch große Hoffnungen auf den Masterplan Campus Innenstadt“, sagt Franke – „als gemeinsames Entwicklungsprojekt von Stadt, Land und Hochschulen, mit dem Stadtgarten als Zentrum“. In der Tat macht der Park mit den lieblos zugeschütteten und teilweise mit Unkraut überwachsenen ehemaligen Brunnenflächen und den gestalterisch wenig schlüssigen Wegeverbindungen zum Teil einen trostlosen Eindruck. „Das Potenzial dieses Stadtgartens und seiner Umgebung wird bei weitem nicht ausgeschöpft“, stellt Franke fest. Davon betroffen seien auch die Nachbarn Uni Stuttgart und Duale Hochschule Baden-Württemberg. „Die Sichtbarkeit der Hochschulen zu verbessern“, ist Franke überzeugt, „müsste doch auch im Sinne der Stadt sein“.