Wie Spielzeug haben die Wassermassen die Autos in der Hochdorfer Tiefgarage aufeinander geschoben. Foto: Horst Rudel, SDMG

Das Unwetter vom Montag hat die Gemeinde Hochdorf schwer getroffen. In einer Tiefgarage in der Bachstraße sind die Fluten über 15 Autos zusammengeschlagen.

Hochdorf - Ihr Eiscafé hat den poetischen Namen Sugar and Spice. Doch die Nacht von Diane Oerkue war geprägt von Wasser und Schweiß. Die Bachstraße in Hochdorf hat ihrem Namen mehr als alle Ehre gemacht – sie wurde am Montag binnen Minuten zu einem reißenden Fluss. „Das Wasser hat überall durch die Mauer gedrückt“, sagt Diane Oerkue. Mit einer Eimerkette, knöcheltief im Schlamm, haben sie und einige Helfer versucht, der Wassermassen gemeinsam Herr zu werden.

Schräg gegenüber hat kein Eimer mehr geholfen. „Das hat keine zwei Minuten gedauert, dann war die Tiefgarage neben der Kreissparkasse bis unters Dach vollgelaufen“, sagt eine Augenzeugin, die in der am meisten betroffenen Häuserzeile in der Bachstraße 3, 5 und 7 wohnt. Sie selbst sei, im ersten Stock wohnend, mit einem blauen Auge davongekommen. Bis auf weiteres zwar ohne Strom und heißes Wasser – aber immerhin in einer trockenen Wohnung.

Dramatische Szenen in der Garage

In der Garage allerdings haben sich dramatische Szenen abgespielt. Auf Geheiß der Feuerwehr haben die Autobesitzer versucht, ihre Fahrzeuge in letzter Minute noch vor den Wassermassen in Sicherheit zu bringen. Zu spät. „Das Wasser ist von oben und von unten gleichzeitig gekommen“, erzählt die Augenzeugin. Die Autos habe es aufeinandergeschoben und dann unter Schlammbergen und Wassermassen begraben. Eine Autofahrerin, die versucht hatte, ihr Auto noch in Sicherheit zu bringen, hatte mit Mühe und Not flüchten können. Sie konnte die Türe erst öffnen, nachdem das Wageninnere vollgelaufen und so ein Gegendruck zu den von außen anbrandenden Wassermassen aufgebaut worden war. Ein Großteil der in der Garage abgestellten Motorräder ist ebenfalls überflutet worden.

„Das ging blitzschnell. Da war nichts mehr zu machen“, sagt auch der Hochdorfer Bürgermeister Gerhard Kuttler. Der ansonsten verdohlt unterirdisch verlaufende Tobelbach sei außer Rand und Band geraten. „Die Gewitterzelle hat sich genau über dem Einzugsgebiet des Baches entladen“, analysiert der Schultes. Bis zu 130 Hilfskräfte seien vom frühen Abend an bis in die Nacht hinein im Einsatz gewesen, um noch schlimmeren Schaden abzuwenden. „Wir haben das Technische Hilfswerk aus Böblingen angefordert, weil die Pumpen unserer Feuerwehr zu schwach waren, um der Wassermassen Herr zu werden“, sagt der Bürgermeister. Zudem hätten die Wehren aus Reichenbach, Notzingen und Plochingen Überlandhilfe geleistet.

Problemzone Bachstraße

Auch wenn die Wucht der Fluten überrascht hat: die tief gelegene Bachstraße ist der neuralgische Punkt auf der Hochwassergefahrenkarte der 4800 Einwohner zählenden Gemeinde. „Wir haben vor Jahren einmal ein Ingenieurbüro mit einer Untersuchung beauftragt. Es kam zu dem Schluss, dass eventuelle Rückhaltemaßnahmen unverhältnismäßig teuer umzusetzen seien, gemessen an den wenigen von einem möglichen Hochwasser betroffenen Häusern“, erinnert sich Kuttler. Zudem hätte die Gemeinde keinen Anspruch auf Zuschüsse gehabt, weil die Wahrscheinlichkeit eines hundertjährigen Hochwassers zu gering eingeschätzt worden sei. Mehr als den Hinweis, dass die Bewohner für den Hochwasserschutz selbst zuständig seien, und das Angebot, sie zu beraten, habe die Gemeinde damals nicht leisten können.

Am Tag danach war die Gefahr im Dorf noch nicht gebannt. „Jetzt geht es darum, die von Treibgut verstopften Abläufe so schnell wie möglich wieder frei zu bekommen“, sagt der Rathauschef mit bangem Blick zum Himmel. Noch haben die Meteorologen keine Entwarnung gegeben.