Subtropische Luft treibt die Temperaturen in Stuttgart so richtig hoch. Foto: Leif Piechowski

Subtropische Luftmassen aus Algerien lassen in Stuttgart die Thermometer auf Rekordwerte steigen. Und glaubt man der Siebenschläferregel, geht es auch so weiter.

Stuttgart - Beim Wetter ist es wie beim Blick in den Spiegel – so richtig passen will es so gut wie nie. Ist die Haut zu glatt, fühlen sich manche ein wenig zu milchbubihaft, zeigen sich Krater und Augenringe, ist das auch nicht wirklich prickelnd. Und beim Wetter hadert der Mensch ja bekanntlich besonders gerne. Für alle, die Hitze nicht so richtig vertragen, gibt es die nächsten Tage jetzt genug Grund zur Klage und den Regengott anzurufen. Es wird heiß im Kessel, rekordverdächtig heiß. „Wir bekommen subtropische Luftmassen aus Algerien und Marokko, die an der Vorderseite eines Tiefs über Nordspanien über Frankreich zu uns kommen“, erklärt Andreas Pfaffenzeller die aktuelle Wetterlage. Für den Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Stuttgart ist dieses Wetterszenario an sich nicht ungewöhnlich, die Intensität dagegen schon. „Die zu erwartenden Werte sind schon sehr hoch“, sagt Pfaffenzeller.

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Stimmt die DWD Prognose werden auch viele Stuttgarter Temperaturrekorde purzeln. Der bisher heißeste 25. Juni wurde 2006 mit 33 Grad registriert, beim 26. Juni war der Spitzenwert nur 30,7 Grad im Jahr 1976 und auch der Rekordwert für den Donnerstag (27. Juni) stammt aus dem Jahr 1976 und betrug 31,2 Grad. Diese Marken werden wohl alle fallen, erwartet werden für Dienstag 35 Grad, für Mittwoch bis zu 38 und für Donnerstag 36 Grad. In den drei Tagen fällt ziemlich sicher auch der Rekordwert für den gesamten Juni. Der heißeste Tag im ersten Sommermonat seit Aufzeichnungsbeginn 1951 war mit 36,0 Grad der 18. Juni 2002. „Der Wert wird sich höchstwahrscheinlich am Mittwoch erledigen“, sagt Andreas Pfaffenzeller.

Der Juni ist oft ein eher nasser und kühlerer Monat

Es ist sogar möglich, dass Stuttgarts bisheriger Gesamtrekord schon bald Geschichte ist. Am 7. August 2015 wurden an der DWD-Wetterstation am Schnarrenberg 38,8 Grad gemessen, der höchste an dieser Station jemals ermittelte Wert. In der 100 Höhenmeter tiefer liegenden und dicht bebauten Innenstadt dürften es damals über 40 Grad gewesen sein. Am Mittwoch wird man der Rekordtemperatur zumindest nahekommen, möglicherweise sogar eine neue Höchstmarke messen. Und das im Juni, der bisher eher nass und kühl war – zum Glück für die Landwirte, die vor einem Jahr einen staubtrockenen Sommer beklagten und aus dem Gießen gar nicht mehr herauskamen.

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Wasser von oben wird in den kommenden Tagen allerdings auch fehlen. Und es wird also extrem heiß werden. Und sich auch so anfühlen, weil der Ostwind, der am Montag noch für ein klein wenig Erfrischung sorgte, deutlich schwächer werden wird. Für alle, die es gerne etwas kühler hätten, wirkt zudem jetzt noch eine alte Wetterregel wie eine Drohung. Angeblich entscheidet sich am Siebenschläfertag wie das Wetter für die kommenden sieben Wochen wird. Der Siebenschläfertag ist in diesem Jahr der 27. Juni, also der Tag, für den aktuell etwa 36 Grad vorhergesagt werden. Moderne Wettertheorien engen den Siebenschläfer aber nicht auf einen Tag ein, sondern auf die Zeitschiene von jetzt bis Ende der ersten Juliwoche. Aber auch für den Zeitraum sieht es eher trocken und sommerlich heiß aus. Da bleibt für alle Regenfans nur die Hoffnung, dass Wetterprognosen über fünf Tage hinaus ungefähr so zuverlässig sind , wie die Vorhersage der Lottozahlen. Wobei die Siebenschläferregel lauf DWD eine Trefferquote von immerhin 60 Prozent hat.

Aktuell ist kein Regen mehr in Sicht

Bleibt die Frage nach dem Regen. Den gab es im Juni zum Glück für alle Gärtner und Landwirte bisher durchaus ordentlich. Aktuell sind knapp 70 Prozent einer durchschnittlichen Junimenge gefallen. So richtig trocken kann es also schon gar nicht mehr werden, viel wird aber auch nicht mehr dazukommen, vielleicht auch gar nichts. Im Moment ist jedenfalls weit und breit kein Regen in Sicht. Selbst die Gefahr von Hitzegewittern ist für die Region Stuttgart aktuell sehr klein. „Bis zum kommenden Montag ist da nichts zu sehen“, sagt Andreas Pfaffenzeller. Wer es also gerne nass hätte, muss derzeit weit reisen. Zu empfehlen wäre Hammerfest nördlich des Polarkreises. Da ist aktuell viel Regen in Sicht.

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Wer hier bleibt, sollte für sich und seine Wohnung die Hauptregeln für Hitze beachten: Viel trinken, allerdings keinen Alkohol, und die Wohnung morgens früh durchlüften und dann Rollläden oder Jalousien zuziehen, dann hält man es schon aus.