Graffitiwand ist besonders beliebt. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Eine Woche lang lädt das neue Streetwork-Projekt von Mobiler Jugendarbeit und Stadtbibliothek zum Hip-Hop-Workshop am Mailänder Platz ein.

Stuttgart - Drei Mädchen sitzen gemeinsam auf dem großen Stück PVC-Boden hinter der Stadtbibliothek und lauschen den Anweisungen des Trainers Daniel Teixeira. Bevor es mit dem Breakdance losgehen kann, müssen erst mal Arme und Beine gedehnt werden. Weil am Montag in der Stadtbibliothek wenig los war beim Breakdance-Workshop, ist man am Dienstag spontan nach draußen umgezogen. Nebenan werden Beatbox und Freestyle trainiert, die Stimmen der Jungs aus der Flüchtlingsunterkunft an der Tunzhofer Straße, die sich um das Mikrofon reißen, werden im Vocoder verzerrt. Die Jungs lachen und freuen sich über die komischen Töne, die sie da produzieren.

Sprühdosen sind hoch im Kurs

In der vorletzten Sommerferienwoche hat das Streetworkprojekt im Europaviertel aus Mobiler Jugendarbeit (MJA) und Stadtbibliothek den einwöchigen Workshop „EdYo!cation“ ins Leben gerufen, der den Kindern und Jugendlichen verschiedene Ausdrucksformen aus dem Hip-Hop vermitteln soll. Neben Breakdance und Beatbox dürfen sich die Kids und Teenager im Texten, Beatmaking, DJing, Rappen, Webradio und Graffiti probieren. Am Dienstag sind es vor allem die Jüngeren, die die Workshopleiter auf Trab halten.

Besonders gut kommt die Graffitiwand an, die zwischen Milaneo und Stadtbibliothek aufgebaut wurde und von zwei Seiten besprüht werden darf. Rund 30 Leute hätten am Vortag die Sprühdosen in der Hand gehabt, sechs Jugendliche darunter seien richtig konzentriert am Werk gewesen, erzählt Simon Fregin von der MJA. Schön sei es dabei auch zu sehen, wie sich die Teilnehmer austauschen.

Seit dem Start der Zusammenarbeit der MJA und der Stadtbibliothek im März ist der Hip-Hop-Workshop das erste größere Veranstaltungsformat der Streetworker im Europaviertel. Eine vorherige Anmeldung ist nicht nötig, die Jugendlichen können spontan vorbeikommen und mitmachen. Die ersten zwei Monate seien die Streetworker hauptsächlich damit beschäftigt gewesen, sich und ihr Projekt im Europaviertel vorzustellen. In den Jugendhäusern, dem Familienzentrum, der Flüchtlingsunterkunft, der Moschee und bei weiteren Arbeitskreisen und Gremien. „Die haben alle großes Interesse daran, dass hier was passiert“, sagt Lea Woog von der Mobilen Jugendarbeit.

Spontane Arbeit mit Jugendlichen

Während der WM hatten die Streetworker ein Public Viewing auf der Wiese hinter der Stadtbibliothek organisiert. Dort hätten Geschäftsleute aus den umliegenden Büros gemeinsam mit den Jugendlichen und den Sicherheitsleuten der Stadtbibliothek Fußball geschaut. „Das war immer sehr nett“, berichtet Woog. Es sei ein positives Umfeld gewesen, in dem sich die verschiedenen Leute kennenlernen konnten.

Die Arbeit mit Jugendlichen müsse spontaner funktionieren als mit anderen Zielgruppen, sagt Peter Marus, Koordinator der Jungen Bibliothek. Die zwei Jahre des Projekts seien dazu da, Neues auszuprobieren, Daten zu erheben und Konzepte zu entwickeln. Den Jugendlichen wollen sie vermitteln, dass die Bibliothek nicht nur zum Bücher-Ausleihen da ist, sondern dass sie den öffentlichen Raum auch gestalten dürfen.

Vor der Bibliothek klappt das am Dienstag schon gut. Nikola, 13 Jahre alt, führt bereits am zweiten Tag akrobatische Breakdance-Schritte vor. Nur das Posen müsse sie noch üben, sagt Daniel Teixeira und lacht.