Es sind nicht immer Luxus-Sportwagen, die hinter dem Rathaus abgeschleppt werden. Bei ihnen ist die Zahl der Schaulustigen aber am größten. Foto: Jürgen Brand

An der Nadlerstraße hinter dem Rathaus blockieren immer öfter Falschparker im Halteverbot Baulaster. Jetzt wird dort regelmäßig abgeschleppt. Der Leiter der Stuttgarter Verkehrsbehörde klagt, dass viele Autofahrer im ganzen Stadtgebiet Halteverbotsschilder einfach ignorieren.

S-Ost - Bauarbeiter stehen wartend und immer öfter fröstelnd vor der Kostbar, Polizeibeamte telefonieren und fotografieren auf der anderen Straßenseite gleich vor dem Popup-Store der Stuttgarter Künstler und Designer an der Ecke Nadlerstraße/Steinstraße. Schwer beladene Lastzüge, oft mehrere hintereinander, stehen am Rand der Steinstraße und kommen nicht weiter. Diese Szenerie wiederholt sich immer öfter, Tag für Tag, Woche für Woche.

Die Einkaufstour kann schnell 200 Euro teurer werden

Der Grund dafür sind die Autos, die – immer wieder andere – ständig an der Nadlerstraße vor dem Popup-Store geparkt werden. Dort gilt, deutlich sichtbar, Halteverbot. Allerdings scheint das viele Autofahrer schlicht nicht zu interessieren. Manchmal sind es zwei, manchmal vier Personenwagen aller Art – vom Luxussportwagen bis zum vergleichsweise günstigen Kompaktfahrzeug –, die dort abgestellt werden. Die Besitzer oder Fahrer fanden schon bisher regelmäßig bei ihrer Rückkehr zu ihrem Auto ein Knöllchen vor, das viele bei ihrer Einkaufskalkulation aber offenbar schon eingerechnet haben, auch wenn das Knöllchen von Stunde zu Stunde teurer wurde. Inzwischen finden die Fahrer bei ihrer Rückkehr aber immer öfter rein gar nichts mehr vor. Ihr Fahrzeug ist weg, abgeschleppt. Und das macht die Einkaufstour mit vermeintlich günstig abgestelltem Auto schlagartig um mindestens 200 Euro teurer.

Der Grund für die inzwischen fast täglichen Abschleppaktionen genau an dieser Stelle ist die Baustelle auf dem Areal der ehemaligen Rathausgarage. Baumaterial und Maschinen dafür werden über die Steinstraße angeliefert. Nicht selten müssen die Lastzüge erst von der Steinstraße nach links in die Nadlerstraße einbiegen, um dann rückwärts zur Baustelle zurückzustoßen, damit abgeladen werden kann. Wenn dort aber Autos im Halteverbot stehen, kommen die Laster nicht um die Ecke. Alles weitere läuft inzwischen ganz routiniert nach dem immer gleichen Schema ab: Die Polizeibeamten machen Fotos, warten eine Zeit lang, wenn die Fahrzeughalter nicht erscheinen, erbitten sie bei der Verkehrsbehörde der Stadt eine Abschleppanordnung, die auch zügig erteilt wird. Und dann kommt der Abschleppwagen.

Kaum ist eins abgeschleppt, steht schon das nächste Auto da

Der Leiter der Verkehrsbehörde, Joachim Elser, bestätigt die Beobachtungen. „Das ist in letzter Zeit immer häufiger vorgekommen“, sagt er. „Das Halteverbot wird nicht nur an der Stelle, sondern überall in der Stadt oft einfach ignoriert. Hier gibt es einfach zu viele Verkehrsteilnehmer, die nicht gewillt sind, sich an die Regeln zu halten.“ Elser vergleicht die Kontrollgänge seiner Mitarbeiter ein bisschen mit dem berühmten Kampf gegen Windmühlen. „Das Problem hier in der Innenstadt ist die hohe Fluktuation, der häufige Wechsel.“ Kaum seien die Falschparker aus der Halteverbotszone entfernt und Abschleppwagen und Polizei außer Sichtweite, stelle schon der nächste Fahrer sein Auto im Halteverbot ab. Elser: „Das ist oft reine Bequemlichkeit, weil es gerade in dem Bereich der Innenstadt genügend Parkhäuser in unmittelbarer Nähe gibt.“ Eine Lösung des Problems an der Nadlerstraße sieht er nicht. „Wir können da niemanden dauerhaft hinstellen, wir können nur kontrollieren. Und das tun wir.“