Gabriela Grünberg ist mit ihrem roten Auto in der ganzen Landeshauptstadt unterwegs, um ihren Kunden im Haushalt zu helfen. Oft arbeitet sie für Senioren. Foto: Cedric Rehman

Gabriela Grünberg hat eine Geschäftsnische entdeckt: Sie geht zum Beispiel für ihre Kunden einkaufen oder gießt die Blumen. Die Degerlocher „Einkaufsfee“ profitiert dabei vom demografischen Wandel.

Degerloch - Gute Feen gibt es im Märchen. Und gleichgültig, was auf der Visitenkarte der „Einkaufsfee“ Gabriela Grünberg steht, magische Kräfte besitzt die Hoffelderin keine. Im Grunde ist Degerlochs „Einkaufsfee“ eine Dienstleisterin. Der Kunde kann einen Termin bei ihr buchen wie beim Frisör. Grünberg kommt aber nach Hause. Dann gießt sie Blumen, bügelt die Wäsche oder putzt das Bad.

Doch ihre Dienstleistung besteht nicht nur aus Tätigkeiten, die in einigen Jahren vielleicht auch ein Haushaltsroboter erledigen könnte. Sie erzählt, dass sie mit einer Kundin immer ins Steakhouse, gehe. „Die Dame isst so gern Steak, hat aber niemanden, der mit ihr essen geht“, sagt sie. Andere Kunden begleitet sie auf den Wochenmarkt, um gemeinsam einzukaufen. Dabei geht es nicht nur darum, älteren Kunden beispielsweise die Taschen zu tragen. Der Weg zum Markt und die Gespräche, die Grünberg mit ihren Kunden führt sind auch Teil ihres Jobs. „Das kann man nicht lernen, das muss man können“, sagt sie.

Die Idee kam von einem Freund

Gabriela Grünberg hat festgestellt, dass sie es kann. Sie war vor einigen Jahren in einer Umbruchphase. Nach ihrer Scheidung musste sie sich überlegen, wie sie künftig ihren Lebensunterhalt verdienen will. Ein Freund habe sie auf die Idee gebracht, doch für andere einzukaufen und ihnen im Haushalt zur Hand zu gehen. „Das habe ich erst einmal nebenher ausprobiert und hauptberuflich an einer Tankstelle gearbeitet“, erzählt Gabriela Grünberg. Zunächst musste sie aber durch eine Saure-Gurken-Zeit. „Am Anfang hat sich niemand auf die Flyer gemeldet“, sagt sie. Dann hat sie ihre Werbung mit Schokotäfelchen versüßt. Kurz darauf haben sich die ersten Kunden gemeldet.

Zunächst beschränkte sich ihr Kundenstamm auf die Filder. Mittlerweile ist sie in ihrem roten Auto mit dem Einkaufsfeenlogo aber in ganz Stuttgart unterwegs. Manche ihrer Kunden hätten beruflich viel um die Ohren. „Zum Beispiel sind sie oft auf Geschäftsreisen und haben dann niemanden, der für sie Blumen gießt“, sagt sie.

Der demografische Wandel hilft dem Geschäft

Doch häufiger würden Senioren ihre Dienste buchen. Die Auswirkungen des demografischen Wandels zu einer Gesellschaft, in der mehr ältere Menschen leben, erlebt sie täglich. Er ist Voraussetzung für ihren geschäftlichen Erfolg. Inzwischen ist auch ihre Tochter als Einkaufsfee in Stuttgart unterwegs. Sie teilt sich mit ihrer Mutter die wachsende Kundschaft.

Viele ihrer Kunden wären auf Unterstützung angewiesen, weil die Kinder nicht in der Nähe wohnen würden, sagt sie. „Für viele ist es aber ein Bedürfnis, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden wohnen zu bleiben“, sagt sie. Es ist ein Service, den sich die Kunden leisten müssen. „Wer eine kleine Rente hat, wird wohl eher staatliche oder ehrenamtliche Angebote wahrnehmen“, sagt Grünberg. Diese müssten ihrer Meinung nach weiter ausgebaut werden. Dass ihr dann die Arbeit ausgehen könnte, fürchtet die Einkaufsfee nicht. „Der Bedarf ist viel zu groß“, sagt sie.