Auch mit einem Flyer macht Familie Marino auf ihr Schicksal aufmerksam. Foto: privat

Koffer packen fürs Krankenhaus: Vom kostspieligen Kampf der Familie Marino gegen den Krebs ihres Sohnes.

Fellbach - Und im Frühjahr geht es nach Barcelona: Wer das hört, denkt wahrscheinlich an einen geplanten Urlaub, an wärmende Sonnenstrahlen nach der kalten Jahreszeit, an Kultur, Meer und südliche Lebensfreude. Lebensfreude strebt auch die Familie Marino an, aber im grundsätzlichen Sinn, nicht nur für einen Ferientrip. Der zweijährige Sohn Michele hat eine so seltene wie schwere Krebserkrankung, und über die Weihnachtsfeiertage haben sich seine Eltern dazu entschieden, die Chance einer Immuntherapie in Spanien zu nutzen.

Auch Metastasen wurden entdeckt

Den Fellbachern ist das Schicksal des kleinen Jungen bekannt. Sein Vater, Daniele Marino, ist bei der Stadt Fellbach im Kommunalen Ordnungsdienst angestellt, aber seit der Diagnose seines Sohnes rundum damit beschäftigt, sich um dessen Behandlung zu kümmern, ohne dass das Familienleben – dazu zählt neben seiner Frau Mariarosa auch Töchterchen Mariella – zu sehr leidet.

Ein sogenanntes Neuroblastom im Stadium 4 lautet haben hiesige Ärzte bei Michele festgestellt, ein bösartiger Tumor. Auch Metastasen wurden entdeckt. Unsere Zeitung berichtete darüber, weil die Marinos Geld sammeln: Bei einem Rückfall, der bei diesem Krankheitsbild wahrscheinlich ist, wollten sie auf eine Antikörpertherapie in Barcelona setzen. In einem Krankenhaus dort wird die sonst nur in den USA zugelassene Immuntherapie zwar weitaus günstiger angeboten, ist aber auch mit stolzen 250 000 Euro kalkuliert. Ein Betrag, an dem sich die deutsche Krankenkasse nicht beteiligt.

Gäbe es nach den insgesamt sechs Chemoblöcken kein Okay, würde zunächst die Behandlung in Deutschland fortgesetzt

Über diverse Spendenaktionen, unter anderem gab es ein Benefizkonzert in Fellbach, kamen rund 140 000 Euro zusammen. „Um Michele bessere Überlebenschancen zu ermöglichen“, wie sein Vater mitteilt, wollen die Marinos nun früher die Behandlung in Spanien beginnen, nicht erst bei einem Rückfall. Die Heilungschancen in Deutschland, so hat es Daniele Marino erfahren, lägen bei 30 Prozent – die Therapie in Barcelona lasse die Chance auf bis zu 68 Prozent steigen. „Michele wird die letzten zwei Chemoblöcke noch hier absolvieren“, berichtet er. Erst wenn bei dem Zweijährigen danach durch Untersuchungen eine vollständige Remission belegt sei, er also krebsfrei sei, könnten die Koffer für Barcelona gepackt werden. „Momentan sieht es aber gut aus, da die Chemotherapie gut anspricht.“ Gäbe es nach den insgesamt sechs Chemoblöcken kein Okay, würde zunächst die Behandlung in Deutschland fortgesetzt. „Schätzungsweise werden wir in den Monaten März oder April in Barcelona die Antikörpertherapie beginnen“, sagt sein Vater, „Michele gilt in Barcelona bereits als offiziell angenommen.“ Im Frühjahr wird er dann auch den dortigen Professor der Kinderkrebsstation persönlich kennenlernen.

Der Förderkreis für krebskranke Kinder steht hinter der Familie

Gespräche mit ihm gab es in den zurückliegenden Wochen auch per Videokonferenz. Eine Zweitmeinung haben sich die Marinos vor ihrer wichtigen Entscheidung ebenso eingeholt wie sie den Dialog mit den zurzeit behandelnden Ärzten gesucht haben. Der Förderkreis für krebskranke Kinder steht hinter der Familie und kann als Verein Spendenbescheinigungen ab einer Höhe von 200 Euro ausstellen. Die Spenden gehen auf das Vereinskonto und werden durch den Verwendungszweck „Für Michele“ zugeordnet, dem „kleinen Löwen“, wie ihn alle wegen seines kämpferischen Wesens nennen. „Ich könnte es mir nicht verzeihen, nicht alles versucht zu haben“, sagt Daniele Marino.