Am Wacker-Standort in Halle baut Exyte das neue Werk. Foto: Exyte

Das Stuttgarter Traditionsunternehmen Exyte errichtet ein neues Hightechwerk. Bauherr Wacker Chemie will in Halle Wirkstoffe gegen Corona herstellen.

Exyte, Entwickler und Hersteller von Hightechanlagen, errichtet für den Chemiehersteller Wacker in Halle/Saale ein mRNA-Kompetenzzentrum, teilt das Stuttgarter Traditionsunternehmen mit. Wacker Chemie mit Sitz in München will an diesem Standort unter anderem Wirkstoffe auf Basis von Messenger-Ribonukleinsäure (mRNA) herstellen. Seit es Corona-Impfstoffe gibt, ist das Kürzel einer breiten Öffentlichkeit ein Begriff. Jetzt war der symbolische Spatenstich für das neue Werk.

Für Exyte ist es ein Auftrag mit Renommee. Denn ein Teil der Kapazitäten soll im Bedarfsfall der Bundesregierung im Rahmen des Programms zur Pandemiebekämpfung zur Verfügung stehen. Zuständig dafür soll das Paul-Ehrlich-Institut sein. Damit will die Bundesregierung sicherstellen, dass bei künftigen Pandemien Impfstoffe innerhalb von drei bis sechs Monaten bereitstehen.

Neues Wachstumsfeld

Biopharma – unter anderem Biotechnologie, personalisierte Medizin, Spezial- und Feinchemie sowie Ernährung – gehört zu den erklärten Wachstumsfeldern des Stuttgarter Unternehmens, dessen Namen meist mit Halbleiterfabriken in Verbindung gebracht wird. „Die Nachfrage nach pharmazeutischen und biotechnologischen Produktionsanlagen für die Herstellung innovativer Medizinlösungen wird künftig noch weiter ansteigen“, sagt Exyte-Chef Wolfgang Büchele voraus. Laut Marktforschern soll der weltweite Markt für biopharmazeutische Produkte bis 2030 auf 950 Milliarden Dollar (900 Milliarden Euro) wachsen; was einem Plus von 180 Prozent gegenüber 2021 entsprechen würde.

Exyte setzte im vergangenen Jahr im Bereich Biopharma und Life Sciences 357 Millionen Euro um – weniger als 10 Prozent des Konzernumsatzes von 4,9 Milliarden Euro. Bis 2027 soll der Bereich 15 Prozent zum Gesamtumsatz von dann 10 Milliarden Euro beisteuern. Wacker stellt künftig in Halle Wirkstoffe her, die gegen Corona und die in der Krebsbehandlung wirken. Insgesamt hat das Werk eine Fläche von 7400 Quadratmetern, 1600 davon als Reinraum. Exyte übernimmt die Gesamtverantwortung – von der Architektur bis zur technischen Gebäudeausstattung – für das Projekt, das einen Umsatz im niedrigen dreistelligen Millionenbereich verspricht.

Bauzeit halbiert sich

Nach einer Bauzeit von rund 24 Monaten – etwa halb so lange wie bisher üblich – soll in den neuen Räumlichkeiten bereits produziert werden. „Diese Umsetzungsgeschwindigkeit setzt neue Maßstäbe in der Industrie“, sagt Büchele. Möglich werde diese enorme Zeitersparnis durch ein neuartiges Baukastensystem. Wie bei Fertighäusern üblich, wird auch Exyte – salopp formuliert – künftig die Reinräume fern der eigentlichen Baustelle vorfertigen und dann vor Ort zusammenstecken. Dies erlaube auch zügige Erweiterungen oder Modernisierungen von Gebäuden.