Der zwölfjährige Maxim Bosch (Mitte) ist beim Boule eher ein Schießer als ein Leger. Regelmäßig schießt er die Kugeln des Vaters Josef raus. Foto: Julia Barnerßoi

Maxim Bosch (12) und sein Papa frönen der französischen Kugelsportart auf einer Bahn im eigenen Garten.

Sillenbuch - Es gibt Leger und es gibt Schießer. Josef Bosch ist eher ein Leger, bringt seine Boule-Kugel mit einem gezielten Wurf nah ans Schweinchen, also an die Zielkugel. Sein zwölf Jahre alter Sohn Maxim ist dagegen eher Typ Schießer. Er haut alle Kugeln des Gegners zielsicher weg, wenn sie nah am Schweinchen liegen. Am liebsten spielen Papa und Sohn deshalb im Team – geübt wird im heimischen Garten in Heumaden.

Drei Mal zwölf Meter groß ist der Kiesplatz mit einer Begrenzung aus runden Holzbalken. „Mehr hat mir meine Frau nicht erlaubt“, sagt Josef Bosch und grinst. Die Mama musste ganz schön bekniet werden, erzählen er und Maxim. Das Argument, dass in diesem Teil des Gartens ohnehin nichts wachse, habe am Ende gezogen.

Zu den Naturboulefreunden nach Ruit

Vier Mal 15 Meter sind die Standardmaße eines Turnier-Boule-Platzes. Wenn die Bosch-Männer aus Heumaden unter ganz realistischen Bedingungen trainieren wollen, fahren sie nach Ruit. Bei den dortigen Naturboulefreunden sind die beiden seit zwei Jahren Mitglieder und spielen beide in der ersten Liga-Mannschaft und bei Meisterschaften. Dienstags und sonntags trainieren die Boulisten in Ruit.

Kriegen die beiden nicht genug, packen sie manchmal zusätzlich donnerstags ihre rund 700 Gramm schweren Kugeln ein und fahren zum Schlossplatz. Dort trainiert der Stuttgarter Verein. „Die Kulisse ist natürlich toll“, sagt Josef Bosch. Maxim bleibt aber lieber im heimischen Garten, dort kann man ohne Anfahrt gleich loslegen. Immerhin spielt er ja auch noch Fußball.

In Frankreich begann die Leidenschaft

Begonnen hat die Leidenschaft von Vater und Sohn für die Kugelsportart bei einem Urlaub in Frankreich. „Die spielen dort wirklich überall“, sagt Josef Bosch begeistert. Danach hat die beiden das Fieber gepackt und sie sind in die Ruiter Mannschaft eingetreten, die vergangene Saison in der Landesliga antrat und wohl den Aufstieg in die Oberliga geschafft hat.

Vergangenes Jahr führte der Familienurlaub die Familie Bosch dann in die Provence. Maxim und Papa Josef belegten beim elffachen Weltmeister Klaus Moor ein 14-tägiges Trainingsseminar. Mama Bosch und Maxims große Schwester war dies nicht ganz recht, aber sie fuhren mit. „Meine Tochter hält Boule für einen Altherrensport“, erzählt Josef Bosch. Ihn und Maxim beeindrucke dieses gängige Vorurteil dennoch kein bisschen.

„Boule ist hoch anspruchsvoll“

„Wenn man den Sport wettkampfmäßig betreibt, ist Boule hoch anspruchsvoll“, sagt Josef Bosch. Es erfordere viel taktisches Geschick, Konzentration und mentale Stärke, und gerade als Leger müsse man den Boden lesen können. Ihm gefalle es außerdem besonders gut, dass Jung und Alt zusammen spielen können. „Maxim ist mit zwölf der jüngste Spieler in unserem Verein, der Älteste ist 83“, sagt Bosch.

Trotz seines jungen Alters ist Maxim bereits sehr erfolgreich. Bei der Deutschen Meisterschaft holte er sich den dritten Platz in seiner Altersklasse. „Es macht halt Spaß“, sagt der 12-Jährige bescheiden und zuckt dabei mit den Schultern. „Maxim ist ein Naturtalent“, sagt Josef Bosch. „Ich muss hingegen sehr viel üben, während er etwas trainigsfaul ist“, erzählt Josef Bosch. Für zu Hause reicht es – denn die vom Papa gelegten Kugeln schießt Maxim auch so mit links weg vom Schweinchen.

Boule oder Pétanque

Sportart:
Die Begriffe Boule oder in Sportlerkreisen gängiger Pétanque werden umgangssprachlich für alle Kugelsportarten verwendet. Das eigentliche Sport-Boule ist aber das „Boule Lyonnaise“.

Regeln:
Gespielt wird auf einem vier mal 15 Meter großen Feld, entweder im Einzel, zu zweit oder in einer Dreiermannschaft. Die Zielkugel, das Schweinchen oder Sau (französisch Cochonnet) wird geworfen. Ziel jeder Mannschaft ist es, die eigenen Kugeln möglichst nah an die Zielkugel zu bringen. Dafür gibt es Punkte. Für den Wurf hat man eine Minute Zeit. Ein Spiel geht bis 13 Punkte.

Spieler und Vereine:
In Baden-Württemberg gibt es laut dem deutschen Pétanque Verband 139 Vereine mit 5510 erwachsenen Spielern, davon 384 Jugendliche. In ganz Deutschland sind es 636 Vereine mit knapp 17 000 Spielern, knapp 1000 davon Jugendliche. Zum Vergleich: In Frankreich gibt es 311 000 Lizenzspieler.