Den Ansprüchen an ein modernes Jugendhaus genügt das Gebäude an der Böblinger Straße bei Weitem nicht. Foto: Heike Armbruster

Der Bezirksbeirat Süd hofft auf den Neubau des Jugendhauses und ist verärgert, dass das Projekt scheitern könnte, weil die Vorlage in der Verwaltung zu lange nicht bearbeitet worden ist. Das Gremium setzt nun auf die Stadträte.

S-Süd - Weitere zwei Jahre wollen die Bezirksbeiräte von Süd nicht auf den Neubau des Jugendhauses Heslach warten. Zumal nicht klar ist, ob die Gebrüder-Schmid-Stiftung sich weiterhin finanziell an dem Projekt beteiligen wird, wenn die Stadt nicht ihrerseits zeigt, dass ihr das Vorhaben am Herzen liegt. Zwar befürworten sowohl Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann als auch Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer den Neubau des Jugendhauses samt einer integrierten Stadtteilbibliothek. Weil es aber länger gebraucht hat, bis Finanzbürgermeister Michael Föll seine Stellungnahme verfasst hatte, konnte die Vorlage nicht mehr rechtzeitig vom Sozialreferat überarbeitet werden, um in den Bezirksbeirat und den Gemeinderat eingebracht zu werden.

„Meine Stellungnahme ging am 27. Juni raus“, sagt Föll selbst auf Nachfrage unserer Zeitung. Erhalten hatte er sie am 13. Mai. Er wollte, dass in der Vorlage sowohl klargestellt wird, dass die Entscheidung in den Haushaltsberatungen getroffen wird, als auch, dass aufgelistet wird, welchen Teil der Finanzierung die Stadt und welchen die Gebrüder-Schmid-Stiftung übernimmt. „Im Prinzip alles nichts Gravierendes. Warum die Vorlage nicht rechtzeitig in die Gremien gegangen ist, kann ich nicht sagen. Deswegen fällt das Projekt aber nicht durch den Rost“, betonte der Finanzbürgermeister. Der notwendige Antrag konnte dennoch nicht von der Verwaltung, namentlich der Jugendhilfe, in die anstehenden Haushaltsberatungen eingebracht werden. Einzig die Gemeinderatsfraktionen können das noch tun.

Verärgerung im Bezirksbeirat und bei der Stiftung

„Wir haben gewartet, gewartet und gewartet. Das ist ausgesprochen ärgerlich“, sagte Rupert Kellermann, der Bezirksvorsteher von Süd in der Sitzung am Dienstagabend. Dass Bezirksbeirat und Ausschüsse keinen Beschluss fassen konnten, sei eine bittere Nachricht. Das Jugendhaus Heslach sei nicht nur das zweitälteste Jugendhaus Stuttgarts, es sei auch die Einrichtung, die in dem ältesten Jugendhausgebäude untergebracht sei. Der Bau an der Böblinger Straße ist eine kleine, verwinkelte, ehemalige Brauereigaststätte mit einem Anbau. Die Gebrüder-Schmid-Stiftung, die das benachbarte Generationenhaus gebaut hat, hatte der Stadt angeboten, sich mit 60 000 Euro an den Planungskosten für den Neubau des Jugendhauses zu beteiligen. Bei der Stiftung, sagte Kellermann, sei man über das Agieren der Finanzverwaltung keineswegs amüsiert gewesen.

Roland Petri, CDU-Fraktionssprecher, nahm den Finanzbürgermeister in Schutz, machte aber wie seine Bezirksbeiratskollegen klar, dass er an dem Projekt festhält. „Wir sollten uns nicht wundern, dass der Finanzbürgermeister nicht gleich ein Vorhaben abzeichnet, das Kosten für die Stadt nach sich zieht. Wir haben aber genügend Argumente um den Neubau des Jugendhauses voranzubringen“, betonte er. Damit bezog er sich auch darauf, dass im Süden der Bedarf an Bildungsangeboten höher ist, weil gerade in den Tallagen viele Menschen mit geringem Einkommen leben.

Bezirksvorsteher Rupert Kellermann, ebenso wie einige Bezirksbeiräte, betonte, dass sein Unmut sich nicht auf die fachliche Kritik richte, sondern auf die Weise, mit der verhindert worden sei, dass der Antrag rechtzeitig beraten werden konnte. Mit einer interfraktionellen Resolution will der Bezirksbeirat nach der Sommerpause auf die Dringlichkeit des Anliegens aufmerksam machen. Die SPD-Fraktion im Gemeinderat hat das Gremium ziemlich sicher auf seiner Seite. Die Stadträte hatten am Dienstag den Antrag gestellt, die Vorlage zu dem Neubauprojekt umgehend in den Gemeinderat einzubringen. Die SPD-Stadträte fragen in dem Dokument sogar, ob „die dunkle Seite der Macht am Werk“ war, um eine Entscheidung zu verhindern.