Bei der „Herz für Kinder“-Gala im ehemaligen Flughafen Tempelhof in Berlin gaben sich die Prominenten die Klinke in die Hand. Die frisch von Rammstein-Sänger Till Lindemann getrennte Schauspielerin Sophia Thomalla fiel durch ihr gewagtes Outfit auf. Foto: Getty Images Europe

Flammende Reden, tiefe Ausschnitte, etliche Promis und etwas Kitsch - bei der „Ein Herz für Kinder“-Gala gab es viel Glamour. Der eigentliche Star des Abends kam aber in Nonnentracht auf die Bühne.

Berlin - Hier präsentierten sich Stars auf dem roten Teppich den Fotografen, direkt nebenan leben 3000 Flüchtlinge auf engem Raum und warten auf eine bessere Zukunft: Im ehemaligen Flughafen Tempelhof in Berlin sind sich am Samstagabend zwei gegensätzliche Welten ganz nahe gekommen. Der Axel-Springer-Verlag veranstaltete in einem der Hangars die Benefizgala „Ein Herz für Kinder“. Neben glatter Showroutine bot der Abend auch authentische Momente.

Moderator Johannes B. Kerner ließ gar nicht erst den Verdacht aufkommen, er sei sich über die pikante Ortswahl der Gala nicht im Klaren. 700 Flüchtlingskinder lebten in unmittelbarer Nähe, sagte er zu Beginn der Sendung, die live im ZDF übertragen wurde. „Wir müssen mithelfen, diesen Kindern eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen.“

Im Publikum und an den Spendentelefonen saß eine große Riege an Stars und Politikern - viele in Begleitung ihrer Kinder. Moderatorin Sylvie Meis und Schauspielerin Sophia Thomalla fielen vor allem durch ihre gewagten Outfits auf: Beide trugen extrem tief ausgeschnittene Kleider. Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig zeigte in enger roter Robe ihren Babybauch und betonte am Spendentelefon: „Ich finde es toll, dass gerade auch Leute mitmachen, die einen kleinen Geldbeutel haben.“

Fast 19 Millionen Euro kamen an Spenden zusammen

Besonders im Gedächtnis blieb der Auftritt von Sarah Connor. Die Sängerin hat bei sich zu Hause neun Flüchtlinge aufgenommen. „Ich habe mich immer gefragt: Tu ich eigentlich genug?“, berichtete sie. Im Holzfällerhemd sang sie auf der Gala-Bühne: „Krieg deinen Arsch endlich hoch. Zeit, aufzustehen.“

Ähnlich deutliche Worte fand Til Schweiger, der für sein Engagement für Flüchtlinge ausgezeichnet wurde. Den Kindern zu helfen, sei eine „gottverdammte Pflicht“, sagte er in seiner Dankesrede. An seine Kritiker gewandt sagte Schweiger: „Guckt in den Spiegel und fragt euch, was ihr tut, außer eure Häme zu vergießen.“

Wesentlich zahmer gab sich Helene Fischer, die eigene Versionen von Weihnachtsliedern sang. Peter Maffay und Mario Adorf legten einen Song der Tabaluga-Saga neu auf: „Ich wollte nie erwachsen sein“. Und Howard Carpendale gab eine etwas verschlafen wirkende Version von John Lennons „Imagine“ zum Besten.

Für Abwechslung im durchgeplanten Showablauf sorgte ganz zu Ende Karolina Mayer. Die 72-jährige Ordensschwester wurde für ihren jahrzehntelangen Einsatz für arme Menschen in Lateinamerika mit dem „Goldenen Herzen“ ausgezeichnet. Ihre Dankesrede stockte zwar manchmal, am Laudator, dem Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), lief sie beinahe vorbei. Aber so manch einem Gast im Publikum standen bei ihrem Auftritt die Tränen in den Augen.

Fast 19 Millionen Euro waren bis zum Ende der Show an Spenden für Kinder zusammengekommen - einiges davon wird wohl auch Flüchtlingskindern zu Gute kommen, möglicherweise auch nebenan im Hangar.