Zahlreiche Bürger nehmen die sanierte Spitalkirche in Augenschein. Foto: factum/Weise

Die Umgestaltung der kleinen Spitalkirche erregt seit vielen Jahren die Gemüter in Herrenberg – nun findet mit der Wiedereröffnung eine lange Planung ein versöhnliches Ende.

Herrenberg - Der Weg bis zu diesem Tag war lang, steinig und von einigen Enttäuschungen geprägt. Doch am Sonntag hat die evangelische Kirchengemeinde endlich ihre Spitalkirche im Herzen von Herrenberg wiedereröffnet. „Es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, dass das ein historischer Moment ist“, sagt der Dekan Eberhard Feucht über das erreichte Ziel.

Seit vielen Jahren hatte das marode gewordene Gotteshaus unterhalb des Marktplatzes die Gemüter in der Stadt bewegt – und zwar über die Kirchengemeinde hinaus. Schon allein wegen ihrer exponierten Lage mitten in der Altstadt hat die kleine Kirche ein besonderes Flair – und ihre Sanierung lag vielen Herrenbergern am Herzen. Deshalb war Dekan Feucht auch da von ausgegangen, dass die Herrenberger großes Interesse an der Wiedereröffnung der Kirche haben würden und hatte den Festgottesdienst vorsorglich in die größere Stiftskirche gelegt. Mit einer Prozession ging es anschließend zur Spitalkirche, wo die Bürger das Ergebnis der Bauarbeiten in Augenschein nehmen konnten. „Wir wollten hier kein Museum, sondern einen gelebten Ort schaffen“, betont Feucht.

Pläne für Jugendkirche über den Haufen geworfen

Rund 15 Monate lang hatte die Sanierung gedauert. Doch die Planungen haben schon vor mehr als zehn Jahren begonnen. Eine Jugendkirche samt einem Treff für Jugendliche schwebte der Gemeinde damals vor. Die ganze Stadt engagierte sich bei diesem Projekt und sammelte Spenden für den Umbau. Im Herbst 2013 stoppte der damals neue Dekan Feucht jedoch das Projekt, weil die Kosten aus dem Ruder liefen. Viele Spender reagierten empört, einige wollten ihr Geld zurückhaben.

Doch mit dem neuen Vier-Räume-Konzept konnte der Kirchengemeinderat schließlich die meisten Bürger überzeugen – und für weitere Spenden gewinnen. Die Kirche soll nun zu einem generationenübergreifenden Raum der Begegnung werden, in dem Gottesdienste ebenso stattfinden können wie Theateraufführungen oder Konzerte. Jugendliche werden hier ebenfalls ihren Platz finden – auch wenn sie nun über keine eigene Jugendkirche verfügen können. „Freitagabends haben wir beispielsweise einen Jugendabend geplant“, verspricht Feucht. Ihn mache es stolz und dankbar, dass man mit dem Umbau sowohl im zeitlichen als auch im finanziellen Rahmen geblieben ist: „Wir haben die Baukosten im Jahr 2016 auf eine Million Euro kalkuliert – und mussten nie nachbessern.“

Weitere Spenden für Spitalkirche sind nötig

Finanziert wurde der Umbau mit Eigenmitteln, Zuschüssen der Landeskirche, der Denkmalstiftung und der Stadt – aber eben auch mit Spenden der Bürgerinnen und Bürger. Dafür hatte sich die Kirchengemeinde einiges einfallen lassen. So kann man beispielsweise in einem Online-Shop für die Kirche Ausstattungselemente kaufen, seien es Kirchenstühle oder Toilettenpapierhalter. Noch fehlen rund 50 000 Euro. Doch Feucht ist zuversichtlich, dass auch diese Summe noch zusammenkommt: „Nun, da die Menschen ihre Spitalkirche wieder sehen und erleben können, werden sie auch weiter gerne dafür spenden.“