Die Arbeiter der Stadt schwingen die Farbwalzen. Foto: Stadt Herrenberg (2), factum/Simon Granville

Die Stadt hat an mehreren Stellen Hand angelegt, um das Radfahren sicherer und schöner zu machen. Damit will sie auch die Luftverschmutzung verringern.

Herrenberg - Dass Herrenberg an 44 Stellen Handlungsbedarf gesehen hat, um Radfahrern bessere Wege zu bieten, zeigt nicht nur, dass viel getan wurde, es zeigt auch, dass es viel zu tun gab. Die städtische Pressesprecherin Birgit Hamm berichtet auch von Kritik, die der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) mehrfach geäußert und die der Stadt vor Augen geführt habe, dass einiger Nachholbedarf in Sachen Radwege aufgelaufen sei.

Maßnahmen in der ganzen Innenstadt

Die 44 Baumaßnahmen verteilen sich auf die gesamte Innenstadt einschließlich der Stadtteile Kuppingen, Affstätt, Gültstein und Mönchberg. Die Radwege wurden besser beschildert und die Markierungen nachgezogen, außerdem bekamen die Wege Radfahrer-Piktogramme und wurden an den Kreuzungen rot angemalt, damit für jeden Verkehrsteilnehmer klar ist, wo die Radwege verlaufen. Außerdem entschärften die Bauarbeiter etliche Gefahrenstellen. Beispielsweise wurde vor Pollern die als Einfahrsperren für Autos dienen, noch zusätzlich Warnmarkierungen aufgemalt. Viele Radfahrer wissen aus schmerzlicher Erfahrung, dass diese Poller oft schwer zu erkennen sind.

An mehreren Stellen hat die Stadt ausdrücklich die Pflicht der Radfahrer aufgehoben, den Radweg zu benutzen. So können die Radler nun entscheiden, ob sie zügig mit dem Straßenverkehr ihre Ziele erreichen wollen, oder ob sie gemütlich auf dem Weg strampeln – dabei müsse allerdings klar sein, dass die Radfahrer wiederum auf die Fußgänger Rücksicht zu nehmen haben, sagt Michael Tröger, der städtische Verkehrsplaner.

Ein Angebot für Radfahrer

Bevor es an den 44 Baustellen zu Sache ging, hatte die Stadt einen integrierten Mobilitätsentwicklungsplan erarbeitet, der im Mai des vergangenen Jahres den Gemeinderat passierte. Der Plan stammt von dem Aalener Büro Brenner Bernard, mitgeholfen hatte die Herrenberger Ortsgruppe des ADFC. Werner Ueltzen, der Chef der ortsansässigen Radler, ist mit dem Erreichten rundum zufrieden. „Der Plan entspricht weitestgehend unseren Vorstellungen“, sagt er, „und es ist erfreulich, dass er jetzt umgesetzt wurde.“

Die Analyse des Herrenberger Radwegenetzes zeigte zunächst etliche Löcher: Insgesamt 181 Mängel stellten die Experten fest. 57-mal konnte die Verwaltung sofort helfen, 40 Maßnahmen wurden jetzt umgesetzt, wobei während der Arbeiten noch vier weitere Mängel entdeckt wurden. Ferner sollen noch 13, teils größere Umbauten folgen; die Stadt muss sich dafür indes noch mit anderen Trägern des Straßenraums absprechen, etwa dem Regierungspräsidium oder dem Landkreis.

Ein besonderes Augenmerk legt Herrenberg auf zwei Verkehrsachsen, nämlich die Hindenburgstraße und die Horber Straße. Für sie gibt es Geld aus den Fördertöpfen der sogenannten Modellstadt Herrenberg. Als eine von fünf Städten bundesweit erprobt Herrenberg, wie es gelingen kann, weniger Stickoxid in die zu Luft blasen. Ein Punkt im Konzept ist die Vermeidung des sogenannten Stopp-and Go-Verkehrs. Dazu wird es unter anderem in der Hindenburgstraße und der Horber Straße eine dynamische Tempobeschränkung zwischen 20 und 40 Stundenkilometer geben, die, verbunden mit einer intelligenten Verkehrssteuerung, das ständige Anfahren der Autos vor den Ampeln verhindern soll. Im Zuge des Umbaus dafür bekommen die beiden Straßen auch einen zusätzlichen Fahrradstreifen. Um den Platz dafür zu schaffen, fallen im Gegenzug die Parkplätze am Straßenrand weg.

Für sich genommen sind diese 44 Baustellen nur kleine Maßnahmen. „Aber insgesamt machen sie das Radfahren in Herrenberg attraktiver und erhöhen die Sicherheit“, sagt dazu der Verkehrsplaner Michael Tröger, „und sie zeigen den Radfahren, hier gibt es für sie ein Angebot.“