So sahen die Karusselltage in Magdeburg aus. Foto: Heiko Schimanzik

Nach der Absage des Cannstatter Volksfests aufgrund der Corona-Pandemie arbeiten die Schausteller an Ideen, wie kleine Feste unter strengen Hygieneauflagen möglich sein könnten.

Stuttgart - Am Freitag will sich Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) vom Gemeinderat das Okay für die Absage des 175. Cannstatter Volksfestes holen. Die Traditionsveranstaltung wurde bekanntlich wie alle Großveranstaltungen wegen der Corona-Pandemie gestrichen. „Der Gesundheitsschutz lässt nichts anderes zu“, sagt Oberbürgermeister Fritz Kuhn. Bis Herbst sei nicht damit zu rechnen, dass ein Impfstoff oder ein wirksames Medikament entwickelt sei.

Den Freien Wählern im Rathaus wurde von den Schaustellern Ralph Benda, Christian von Berg, Stefan Kinzler und Nico Lustnauer ein Hygienekonzept für ein Herbstfest zugesandt, das per offenem Brief auch an OB Kuhn ging. Die Schausteller „gehen ganz besonders und sehr gewissenhaft auf zahlreiche Fragen zur Hygiene ein“, sagen die Freien Wähler und wollen wissen, ob für die Stadtverwaltung die Durchführung eines solchen Herbstfestes auf dem Wasen grundsätzlich denkbar sei. Wenn nicht, wie müsste eine solche Veranstaltung ausgestaltet sein, fragen die Freien Wähler, die die missliche Lage der Schausteller umtreibt, die auf längere Sicht an der Ausübung ihres Berufes gehindert sind.

Mundschutzpflicht und eingeschränkter Ausschank

Wenn Freizeitparks, Tierparks und Zoos unter Auflagen wieder öffnen dürfen, müsste dies auch für die Volksfeste möglich sein, sind die vier Schausteller überzeugt. Ihr Herbstfest könnte von 25. September bis 11. Oktober stattfinden, gestaltet von 160 Schaustellerbetrieben, ohne Festzelte – auf einer komplett eingezäunten, unbebauten Straßenfläche von etwa 20 000 Quadratmetern und 5000 Quadratmetern Fläche für Sitzmöglichkeiten. Über zwei Eingänge – vom Parkplatz Wasen und der König-Karls-Brücke – könne der Festplatz betreten und wieder verlassen, durch spezielle Ein- und Ausgangssystem eine limitierte Besucherzahl gewährleistet werden. An den Kassen und Verkaufsgeschäften solle Abstandsmarkierungen die Wartezonen verdeutlichen. Auf dem gesamten Gelände bestünde Mundschutzpflicht, Wein- und Bierausschank werde stark eingeschränkt. An den Fahrgeschäften ist vorgesehen, Lenkräder, Sicherheitsbügel, Verriegelungen und Haltestangen regelmäßig zu reinigen.

Für alle Fälle vorbereitet sein

Auch der Schaustellerverband Südwest (SVS) und der Landesverband der Schausteller und Marktkaufleute haben sich Gedanken über alternative Veranstaltungen gemacht und gemeinsam Konzepte erarbeitet. „Wir haben uns mit dem Wasenbürgermeister Fuhrmann und der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart abgestimmt“, sagt SVS-Vorsitzende Mark Roschmann. Er weiß auch, dass es „natürlich paradox ist, das Volksfest abzusagen und ein anderes Konzept zu befürworten“. Das werde auch nicht erwartet. Ihnen geht es darum, vorbereitet zu sein, falls die Rahmenbedingungen es zulassen. „Wir haben daher auch noch kein Hygienekonzept aufgelistet.“ Da gebe es ständig Änderungen. Die Verbände können sich unter anderem einen „mobilen Freizeitpark“ vorstellen, der installiert werden könnte, sobald es auch Freizeitparks ermöglicht wird, wieder zu öffnen. „Das ist ein großer Vorteil und würde uns Perspektiven geben.“ Dies sei kein „Volksfest light“ und würde der Traditionsveranstaltung auch nicht schaden. Die Fläche der „Stuttgarter Karusselltage“ wäre halb so groß wie das Volksfest und komplett geschlossen. Ein Zugangsbereich steuert das Besucheraufkommen. Bei 5000 Menschen auf dem Platz wird zugemacht. Am Zugang sind Wartebereiche vorgesehen. An den Kassen gibt es verschiedene Armbänder. Zum einen für alle Fahrgeschäfte, dann nur für Kinderfahrgeschäfte oder nur für den Zugang. An den Fahrgeschäften werden keine Tickets verkauft. Auch Alkohol wird nicht ausgeschenkt.