„Das werden nicht allzu viele Textilunternehmen in 2015 vorweisen ­können“: Olymp-Chef Mark Bezner ist mit seinem Umsatzwachstum von fünf Prozent zufrieden Foto: factum/Granville

Das warme Wetter und der Währungsverfall auf dem russischen Markt machen Olymp zu schaffen. Mark Bezner, Chef des Hemdenherstellers, sagt, wie er in diesem Jahr wachsen will und warum er den BVB ausstattet.

Stuttgart - Herr Bezner, wann machen Sie endlich Business-Klamotten für Frauen und nicht nur Herrenmode?
Da muss ich die Frauen wohl noch einige Jahre vertrösten. Derzeit gibt es keinerlei Pläne, das Geschäftsfeld Damenmode zu bedienen.
Dabei ist der Herrenhemdenmarkt gesättigt.
Die Erfolge der zurückliegenden Jahre haben gezeigt, dass wir auch auf dem Herrenmarkt durch Verdrängung von Wettbewerbern noch Kunden dazugewinnen können. Durch Intensivierung der Zusammenarbeit mit unseren bestehenden Handelskunden, den Ausbau des Online-Geschäfts, durch mehr eigene Läden und auch durch neue Produkte. Wir bringen dieses Jahr zum Beispiel ein noch enger geschnittenes Hemd auf den Markt. Die Zielgruppe sind athletische Männer mit einem sportlichen Körperbau in V-Form: also breite Schultern, gute Brustmuskulatur und schmale Taille.
Ist das überhaupt eine nennenswerte Zielgruppe? So sieht doch kaum ein Mann aus.
Klar, schauen Sie mich doch an. Aber im Ernst: Bei uns wächst gerade kein Produkt so dynamisch wie die weitere schlanke Linie, die wir bereits seit 2008 im Programm haben: Olymp Level Five . Männer wollen figurbetonte Hemden. Dieser Grundtendenz tragen wir mit dem neuen Produkt Rechnung. Die Hemden Olymp No. Six passen übrigens auch gut auch zu unserem neuen Kooperationspartner Borussia Dortmund.
Warum statten Sie eigentlich den BVB aus? Das ist doch so, als ob Winfried Kretschmann mit einem Audi rumfahren würde.
Also mein Herz schlägt natürlich für Stuttgart und für den VfB. Aber der BVB passt mit seiner Bodenständigkeit und seiner Leistungsfähigkeit extrem gut zu uns.
Wie war es denn 2015 um die Leistungsfähigkeit von Olymp bestellt?
Uns ist es trotz schwieriger Absatzmärkte wie Russland gelungen, ein tolles Wachstum hinzulegen. Das werden nicht allzu viele Textilunternehmen in 2015 vorweisen können.
Das heißt: Sie haben Ihr Wachstumsziel von sieben Prozent erreicht?
Unser Wachstumsziel haben wir nicht ganz erreicht. Die herausfordernde Absatzlage im zweiten Halbjahr hat auch bei uns Spuren hinterlassen. Das heißt: Unser Umsatz ist 2015 um 5,1 Prozent auf 237 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.
Wie hat sich der Umsatz entwickelt, den Sie mit eigenen Läden generieren?
Wir sind mit unseren eigenen Läden um nahezu zehn Prozent gewachsen. Im Moment haben wir 59 Läden in Deutschland und drei in Österreich. 2015 sind sieben Läden dazugekommen. Dieses Jahr wollen wir fünf weitere Standorte aufmachen. Immerhin tragen die eigenen Läden 15 bis 20 Prozent zum Gesamtumsatz bei. Dabei streben wir eine Koexistenz mit den weiteren Vertriebswegen an.
2014 haben Sie noch ein Wachstum von elf Prozent hingelegt. Haben Sie jemals zuvor schon mal Ihr Wachstumsziel nicht erreicht?
Wenn ich sehe, wie viele Marktteilnehmer gerade zu kämpfen haben, schäme ich mich nicht für dieses Ergebnis. Russland ist uns im vergangenen Jahr geradezu um die Ohren geflogen. Dort ist unser Umsatz um ein Drittel eingebrochen. Beim Strickwarenhersteller Maerz Muenchen, der seit 2010 zur Olymp-Bezner-Gruppe gehört, ist das Russlandgeschäft in den vergangenen drei Jahren um die Hälfte zurückgegangen. Und auch der deutsche Handel hat sich im dritten Quartal extrem schwergetan.
Warum?
Der August ging absatzseitig komplett in die Hose, um es bildlich zu formulieren. Es war viel zu warm, weswegen schon die Herbstkollektion nicht gut angenommen worden ist. Das konnten wir später nicht mehr aufholen.
Dass es auch jetzt im Winter so warm ist, dürfte vor allem dem Strickwarenhersteller Maerz geschadet haben.
Ja – der Umsatz bei Maerz ist von 27,7 Millionen auf 26,3 Millionen gesunken.
Auch hier hatten Sie sich ein solides einstelliges Wachstum gewünscht.
Das habe ich mir nicht nur gewünscht, das war fest eingeplant. Aber auch bei Olymp haben die Strickwaren wegen der warmen Wintermonate schlecht abgeschnitten. Auch das ist ein Grund dafür, warum wir unser Wachstumsziel nicht erreicht haben.
Leiden Sie unter der Volatilität in China?
Als Absatzmarkt ist China für uns weggebrochen. Das liegt aber nicht an den Turbulenzen an den Börsen, sondern daran, dass wir die Zusammenarbeit mit unseren chinesischen Vertriebspartnern gekündigt haben. In China müssen wir also einen kompletten Neustart ins Auge fassen.
Haben Sie dadurch Geld verloren?
Wir haben vor allem drei Jahre verloren, in denen wir den Markt erschließen wollten. Wir haben dort in wenigen Jahren über 30 Verkaufspunkte eröffnet. Davon sind jetzt nur noch ein paar wenige übrig, wo wir die Restbestände verkaufen können. Aber da wir in China nur Lizenz- und Vertriebskooperationen hatten, ist es für uns leicht durch andere Märkte zu kompensieren.
Sie reden immer nur von gesättigten oder zusammenbrechenden Märkten, die kompensiert werden müssen. Wo können Sie 2016 überhaupt wachsen?
In Großbritannien, Irland, den Niederlanden, Norwegen, Frankreich und Österreich verzeichnen wir steigende Umsätze. Wir rechnen auch für 2016 mit einem Umsatzwachstum von mindestens fünf Prozent. Und auch in Deutschland gewinnen wir noch Marktanteile dazu. Inzwischen kommt beinahe jedes vierte Hemd, das hierzulande im Premiumsegment über die Ladentheke geht, aus Bietigheim-Bissingen.
Inwiefern ist grüne Mode für Sie ein Thema?
Wir suchen durchaus nach Möglichkeiten, wie wir etwa Produkte mit einem Biobaumwollanteil produzieren können. Ohnehin ist das Thema Nachhaltigkeit bei der Herstellung unserer Produkte von großer Bedeutung. Deswegen sind wir im Sommer dem vom Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Dr. Gerd Müller, initiierten Bündnis für nachhaltige Textilien beigetreten.
Nachdem alle Standards so stark aufgeweicht wurden, dass es nun ein zahnloser Tiger ist.
Das würde ich nicht sagen. Aber anfangs gab es einfach zu viele Regelungen, die realitätsfremd und nicht wirtschaftlich waren. Wie zum Beispiel das Verbot, bestimmte chemische Produkte zu verwenden. Die ursprüngliche Version würde ich bis heute nicht unterschreiben. So aber haben wir die Chance, uns proaktiv am Textilbündnis zu beteiligen und dieses konstruktiv mitzugestalten