Neupflanzungen sollen helfen, die Innenstadtquartiere vor Überhitzung zu schützen. Foto: Horst Rudel

In diesem Winter müssen in Esslingen deutlich mehr Ahorne, Linden, Birken, Eschen und Baumhasel gefällt werden als in früheren Jahren. Vor allem die extrem warmen Sommer und der Wassermangel machen dem Stadtgrün zu schaffen.

Esslingen - Der Tod kam mit Verzögerung: Schon im vergangenen Winter hatte das Esslinger Grünflächenamt prognostiziert, dass die Spätfolgen des extrem heißen Sommers 2018 sich im Baumbestand der Stadt in diesem Jahr bemerkbar machen würden.

Genau so ist es gekommen. Müssen die städtischen Gärtner im Jahr normalerweise rund 70 Bäume fällen, weil sie nicht mehr standsicher waren, so werden in diesem Jahr 180 Bäume entfernt. Erschwerend kommt dabei hinzu, dass es auch in diesem Sommer mitten in der Phase der Triebbildung im Juni extreme Hitzetage gegeben hat, die für die Bäume eine große Belastung waren. Vor allem 20 bis 30 Jahre alte Bäume, insbesondere Ahorne, Linden, Birken, Eschen und Baumhasel, haben die Belastung nicht überstanden.

Die älteren Bäume sind nicht betroffen

Gebhard Räcke vom Grünflächenamt mutmaßt, dass die Wurzelsysteme bei diesen Bäumen noch nicht voll ausgebildet und noch nicht so tief gewachsen sind, dass sich die Bäume auf diesem Weg die benötigte Feuchtigkeit holen können. Denn Bäume, die mehr als 50 Jahre alt sind, waren weniger betroffen. Aber auch grundsätzliche Mängel der Standorte kämen als Ursache für das spontane Versagen – so der Fachausdruck – infrage.

Generell lasse sich sagen, dass Wassermangel der Hauptgrund für das Baumsterben im Stadtgebiet ist. Diese Gefahr versucht das Grünflächenamt zu bannen, indem mehr gegossen wird. Bis vor wenigen Jahren waren von April bis Oktober zwei Fahrzeuge ständig im Einsatz, die täglich 25 000 Liter Wasser verteilten, um die rund 600 ein- bis dreijährigen Bäume zu versorgen. Das reicht nun bei weitem nicht mehr aus. „Wir haben zusätzlich zu den existierenden Gießfahrzeugen Fahrzeuge mit An- und Aufbauten ausgestattet und damit das Gießvolumen in den kritischen Phasen, etwa in diesem Juni, verdoppelt“, erzählt der Gärtnermeister Florian Pietsch. Damit sei es möglich gewesen, auch rund 500 vier- bis sechsjährige Bäume sowie 200 Hitzepatienten mit Wasser zu versorgen.

Gießsäcke helfen jungen Bäumen

In diesem Jahr hat das Grünflächenamt zusätzlich Gießsäcke gekauft. Pietsch: „Wir testen diese bei unseren Neupflanzungen, aber auch als Instrument bei beginnenden Trockenschäden.“ Rund 100 Bäume sind in den Genuss solcher Gießsäcke gekommen, die jeweils 55 Liter Wasser fassen und die Flüssigkeit über acht Stunden verteilt an den Boden abgeben. „Die Säcke sind schnell gefüllt, und das Wasser gelangt vollständig in die Wurzelballen. Das ist besonders im ersten Standjahr wichtig“, erläutert Pietsch.

Bei Neupflanzungen legt das Grünflächenamt Wert darauf, dass auch weiterhin heimische Bäume das Stadtbild prägen. Allerdings greife man etwa bei Ahornen und Hainbuchen auf Züchtungen zurück, die das Stadtklima besser verkrafteten.

Bäume gegen die Hitze in der Innenstadt

Zusätzlich zum Baumersatz treibt das Amt auch das Projekt „Stadtklimabäume“ voran. Gezielte Neupflanzungen sollen die Innenstadtbewohner vor überhitzten Quartieren im Sommer bewahren. So sind vor kurzem fünf neue Baumquartiere mit Ahornen in der Bismarckstraße entstanden. In der Martinstraße stehen nun sechs Ulmen und in der Liststraße drei amerikanische Eschen. Diese Züchtung ist resistent gegen das mittlerweile weit verbreitete Triebsterben.