Ex-Bundespräsident Christian Wulff und seine Frau Bettina am 3.Oktober bei der Feier der Deutschen Einheit in Frankfurt. Foto: dpa

Der Ex-Bundespräsident Christian Wulff und seine Gattin Bettina sind statt vor den Scheidungsrichter vor den Altar getreten – Ist das der Auftakt zu einem politischen Comeback?

Hannover - Wer einmal ja sagt, kann es auch ein zweites Mal tun. Das dachten sich Ex-Bundespräsident Christian Wulff (56) und seine Nun-doch-nicht-Ex-Frau Bettina (41) – und heirateten am Samstag kirchlich.

Wie nahe Glück und Unglück doch beisammenliegen: 2013 hatte sich das Paar getrennt. Im Mai 2015 kamen sie wieder zusammen – die Scheidung, die bereits beim Familiengericht in Hannover eingereicht worden war, konnte noch gestoppt werden.

Die Kosten für die Scheidung haben sich die beiden also gespart. Wie viel davon in die Feierlichkeiten am Samstag floss, wissen wohl nur die Eheleute selbst – die Trauung fand heimlich, still und leise statt.

Die Wulffs haben ihre Erlebnisse in Büchern festgehalten

Was an sich die größte Überraschung an dieser Meldung ist. So etwas ist man von den Wulffs schließlich nicht gewohnt: Zumindest ihre Trennung vor rund zwei Jahren zelebrierten sie in aller Öffentlichkeit.

Schon in ihrem Buch „Jenseits des Protokolls“, das im September 2012 auf den Markt kam, hatte Bettina Wulff frei von der Leber weg über Eheprobleme mit dem ehemaligen Staatsoberhaupt geplaudert. Von Paartherapie war da die Rede. Dinge, die eigentlich niemanden etwas angehen, vermarktete die PR-Fachfrau gekonnt. In dem etwas wehleideigen Rückblick auf ihre Zeit im Schloss Bellevue, dem Wohn- und Amtssitz des Bundespräsidenten, berichtet sie von schlaflosen Nächten, von Zweifeln, Wut, und Hilflosigkeit. Sie habe plötzlich von allen Seiten unter Beschuss gestanden – auch gab es Gerüchte über ein recht bewegtes Vorleben der First Lady.

Recht bewegt war auch die Zeit vor dem Auszug der beiden aus Bellevue. Über die Gründe seines Rücktritts am 17. Februar 2012 berichtet Christian Wulff – wie sollte es anders sein – in einem Buch. Der Titel: „Ganz oben – ganz unten“.

„Wulffen“ belegt 2012 Platz vier bei der Wahl zum Jugendwort des Jahres

Dem Auszug aus der Präsidentenvilla war eine monatelange Affäre vorausgegangen. Mal ging es um einen günstigen Hauskredit, mal um kostenlose Urlaube bei befreundeten Unternehmern, mal auch um die Garderobe der bisher jüngsten First Lady. Wulff wurde wegen Bestechung und Bestechlichkeit angeklagt – das Verfahren gegen ihnjedoch im Februar vergangenen Jahreseingestellt.

Die Wulffs sorgen zumindest für Geschichten, die das Land prägen. 2012 erreichte das Wort „wulffen“ bei der Wahl zum Jugendwort den vierten Platz. Es kann unterschiedlich gebraucht werden – es bedeutet sowohl „Jemandem die Mailbox vollquatschen“, wobei es sich nicht zwingend um das Telefon eines Journalisten handeln muss, als auch „auf Kosten anderer Leben“.

Der Sieger war damals Yolo – die Kurzform für You only live once – man lebt nur einmal. Ein Motto, dass sich die Wulffs mit dem kirchlichen Bekenntnis zueinander anscheinend zu Herzen genommen haben. Kennengelernt haben sie sich die Wulffs 2006, damals war der CDU-Politiker noch Ministerpräsident von Niedersachsen. Im Februar 2008 war die Scheidung von seiner ersten Frau durch und Christian Wulff segelte gleich wieder zurück in den Hafen der Ehe – diesmal mit Bettina. Sie heirateten nur einen Monat später, am 19. März. Im Sommer 2008 wurde der gemeinsame Sohn geboren. Bettina Wulffs zweites Kind – aus ihrer ersten Ehe brachte sie einen Sohn mit. Auch Christian Wulff brachte bereits ein Kind mit in die Ehe – seine Tochter Annalena.

Die Ehre konnte er nicht retten – die Ehe scheinbar schon

Drei Jahre nach dem Rücktritt, zwei Jahre nach der Trennung folgte die Wiedervereinigung des Paares, die nun im Bekenntnis vor Gott gipfelte. Wulff versuchte so vieles um seine Ehre zu retten – und ist damit kläglich gescheitert. Mit der Rettung seiner Ehe hatte er nun mehr Erfolg. Manch einer munkelt, dass dies nun der endgültige Auftakt zu einem politischen Comeback des einstigen Staatsoberhauptes sein könnte.

„Gott hat für jeden von uns einen Plan“, sagte Christian Wulff beim Kirchentag in diesem Sommer in Stuttgart. Er selbst habe nach den Turbulenzen um seinen Rücktritt vom Amt des Staatsoberhauptes beim Pilgern auf dem Jakobsweg neue Kraft geschöpft. „Erst beim Wandern in der Natur stellt man fest, wie wenig es für ein glückliches Leben braucht.“ Seine Frau Bettina scheint zumindest dazuzugehören.