Ein ehmaliger Erzieher muss sich vor dem Amtsgericht Heilbronn verantworten. Foto: dpa

Es wird immer schlimmer: Der Ex-Leiter eines Kindergartens in Heilbronn muss wohl bald wegen sexuellen Missbrauchs und Verbreitung von Kinderpornos vor Gericht.

Heilbronn - Nach dem Bekanntwerden neuer Vorwürfe gegen den ehemaligen Leiter eines Heilbronner Kindergartens wird das Strafverfahren gegen ihn erweitert. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit werden alle Vorwürfe gegen den 31-Jährigen in einem gemeinsamen Prozess verhandelt, wie eine Sprecherin des Amtsgerichts in Heilbronn am Freitag der Deutschen Presse-Agentur sagte. Wann und vor welchem Gericht das sein wird, sei noch unklar. Der Mann sitzt inzwischen in Untersuchungshaft.

Ein für den 16. März geplanter Prozess, bei dem es um den Besitz und das Verbreiten von Kinderpornos gehen sollte, wurde am Freitag aufgehoben. Der Grund: Am Donnerstag war bekannt geworden, dass der Mann einen Achtjährigen sexuell missbraucht und dies mit einer Kamera aufgenommen haben soll. Es bestehe dringender Tatverdacht des schweren sexuellen Missbrauchs, hieß es. Nach dem Bekanntwerden der Kinderporno-Vorwürfe hatte ein Vater Anzeige erstattet. Deshalb war die Wohnung des Mannes noch einmal durchsucht worden.

Wann erfuhr der Kindergarten-Träger von den Vorwürfen?

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Heilbronn ist noch nicht klar, an welchem Gericht letztlich Anklage erhoben wird. Das hänge davon ab, was bei den laufenden Ermittlungen noch gefunden werde, sagte Behördenleiter Frank Rebmann. Entscheidend sei dann der erwartete Strafrahmen.

Unklar ist in dem ganzen Fall nach wie vor, wann die Evangelische Kirchengemeinde als Träger des betroffenen Kindergartens von den Vorwürfen gegen den Erzieher erfuhr. Warum vergingen zwischen dem Erwischen des Mannes mit tausenden Bildern und Videos mit Kinderpornos im Februar 2016 und der Hausdurchsuchung im Mai 2016 bis zur Information der Gesamtkirchengemeinde Heilbronn als Arbeitgeber und Träger des Kindergartens gut anderthalb Jahre? Die Kirche hat ein Krisenteam zur Aufarbeitung und Information der Eltern eingerichtet.

Nach Angaben der Landeskirche Württemberg ist nichts unnötig verschleppt worden. Nach ersten Hinweisen im vergangenen November sei sofort gehandelt worden, hieß es. Erst wurde dafür gesorgt, dass der Mann sich nicht mehr alleine mit Kindern in einem Raum aufhält. Als die Anklage am 8. Januar vorlag, sei der Verdächtige umgehend freigestellt worden. Ein Sprecher des Amtsgerichts Heilbronn bezeichnete die lange Zeit zwischen Entdecken und Anklage als „nicht unüblich“. Er begründete sie unter anderem mit langwieriger Überprüfung der Bilder und Videos.