Die Lokale in der Heildelberger Innenstadt müssen auch künftig nicht früher schließen. Foto: dpa

Der Gemeinderat in Heidelberg schwenkt überraschend um – die Sperrzeiten bleiben im wesentlichen unverändert. Trotz der erheblichen Lärmbelastung für die Anwohner in der Innenstadt.

Heidelberg - Der Heidelberger Gemeinderat hat es überraschend abgelehnt, die Sperrzeitenregelung für Gaststätten in dem von der Verwaltung vorgesehenen Umfang zu ändern, um den nächtlichen Lärm in der Altstadt zum Schutz der Bewohner einzudämmen. Gutachter hatten dort im vergangenen Sommer nachts und in den frühen Morgenstunden Lärmwerte von bis 89 Dezibel gemessen. Nachdem die zulässigen Richtwerte an einigen Brennpunkten in der östlichen Altstadt durch laute Kneipengänger unter der Woche und an Wochenenden teilweise um 30 bis 43 Dezibel überschritten worden waren, hatte die Stadtverwaltung im Herbst vorgeschlagen, die gesetzlichen Sperrzeiten zu verlängern und von bisher 3 Uhr unter der Woche auf 1 Uhr und an den Wochenenden von 5 Uhr auf 3 Uhr zu verlegen.

Gemeinderat schwenkt in letzter Minute um

Der für Ordnungsbürgermeister Wolfgang Erichson (Grüne) hatte festgestellt, die nächtlichen Lärmwerte durch Kneipengänger bewegten sich teilweise „im Bereich der Gesundheitsgefährdung“, auch der Oberbürgermeister Eckart Würzner hatte wiederholt erklärt, die Messungen ließen aus rechtlicher Sicht nur den Schluss zu, dass die Lokale früher schließen müssten. Dem hatte Anfang Dezember auch der Hauptausschuss des Rats zugestimmt. Nach Protesten von Wirten und einer Unterschriftensammlung sowie einer Demonstration des Studierendenrats der Universität ist das Gesamtgremium allerdings in letzter Minute wieder umgeschwenkt und hat bei seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich einem Vorschlag der FDP zugestimmt. Demnach sollen die Lokale von 1. Januar an an sechs Tagen der Woche nur eine Stunde früher zumachen als bisher. Außerdem soll es zusätzlich einen „Langen Donnerstag“ geben, an dem die Kneipen, wie an Wochenenden, bis 4 Uhr offen bleiben dürfen. Außerdem forderte die Ratsmehrheit die Verwaltung auf, drei Diskotheken in der Altstadt mit Ausnahmeregelungen längere Öffnungszeiten zu gestatten.