Kaninchen benötigen jetzt dringend eine kühle Umgebung Foto: dpa

Vor allem Kaninchen sind derzeit vom Hitzetod bedroht. Tierärzte geben Tipps, was Vierbeiner in diesen Tagen an Schutz benötigen

Stuttgart - Die gute Nachricht vorweg: Viele Haustierbesitzer wissen, was ihren Vierbeinern in diesen heißen Tagen gut tut und was nicht, etwa die Hunde- und Katzenbesitzer. Zumindest keine der hier befragten Tierpraxen konnte feststellen, dass derzeit die Zahl von Hitzeopfern auffällig zunimmt.

„Das beobachten wir meist im Mai, wenn die erste Hitzewelle des Jahres kommt“, so Christina Seiler von der Praxis Schroth, „das sind dann meist ältere Tiere, die auch schon länger krank sind. Denen macht die erste größere Umstellung des Jahres zu schaffen. Aber wie jetzt haben sich Tier und Besitzer schon meist an diese Temperaturen und ihre Folgen gewöhnt“.

Kaninchen würden jetzt in den Erdbau gehen

Problematischer ist es bei Kaninchen. „Die würden sich jetzt eigentlich in ihren Erdbau verkriechen“, so der Tierarzt Fritz Groß, „ein Häuschen zum Unterschlupfen ist da kein Ersatz. Da gibt es nicht die nötige Kühlungstemperatur.“ Vor allem dann nicht, wenn die Sonne auf das Häuschen scheint und wenn dieses noch auf dem Balkon an eine Hausmauer angelehnt ist, die jetzt ebenfalls sehr viel Wärme abgeben. Da bedauert nicht nur Groß viel Tierleid, Zahlen dazu will aber niemand nennen.

Ziemlich unkompliziert ist es dagegen mit Katzen. Streit erwähnt zunächst das Naheliegende: „Mit denen geht man ja nicht Gassi. Also bleiben die eben faul zu Hause, was sie ja auch bei kühleren Temperaturen am liebsten machen. Katzen sind eh mehr nachtaktiv.“ Eines gilt aber dennoch ganz dringlich: Keine Tier im Auto lassen, auch nicht bei geöffnetem Fenster, auch nicht nur für eine Minute, um auf die Schnelle etwas erledigen zu wollen.

Dies geschieht bei einer Überhitzung des Vierbeiners

Die fatalen Folgen eines „kurz mal Einkaufen Gehen“ beschreibt Susanne Streit von der Tierklinik Stuttgart aus eigener Erfahrung mit drastischen Worten: „Ab einer gewissen erhöhten Körpertemperatur steigt der Flüssigkeitsverlust enorm in kurzer Zeit. Zugleich sinkt der Blutdruck, die Folge sind wie beim Menschen Organschäden im Innern. Wir stellen dann Schocksymptome, Schäden an Nerven und Muskeln, Leber, Nieren und Magen-Darm-Trakt fest.“ Streit bleibt dann die Diagnose: „Das führt häufig zum Tod des Patienten, entweder zeitnah oder sie sterben einige Tage später an den Spätfolgen. Das müssen wir leider immer wieder feststellen. Eigentlich sollten alle wissen, dass Autos in der Hitze schnell zu einer tödlichen Falle werden, aber das funktioniert leider immer noch nicht so gut.“

Was tun mit Tieren bei dieser Hitze? Marion Würm, Leiterin des Tierheims Stuttgart, gibt Tipps

In die Tierklinik kommen die Patienten meist dann, wenn sie stark hecheln oder wenn sie bereits kollabiert sind: „Dann werden sie in Seitenlage hereingetragen“, so Streit: „Das ist oft verbunden mit Erbrechen, blutigem Kot, Durchfall, starkem Speicheln und meist mit einem sehr angespannten Zustand des Patienten. Sie sind nur mit sich selbst beschäftigt, haben dazu häufig Krampfanfälle.“ Nasenbluten und blaues Anlaufen sowie weit gestellte Pupillen, also ein panischer Blick, sind weitere extreme Alarmsignale.

Das oberste Gebot ist Kühlen: „Das muss schnell gehen, aber nicht mit Eis. Gut sind Bereiche mit guten Austauschmöglichkeiten, also die Achseln oder Oberschenkel. Das machen wir unter ständiger Kontrolle der Körpertemperatur, die nicht unter 39,5 Grad sinken sollte. Das sollte in den ersten 30 bis 60 Minuten geschehen. Dazu kann man noch massieren an den Pfoten, das fördert die Durchblutung“, so Streit zu den ersten Maßnahmen in der Klinik.