Die Wäsche duftet, kommt frisch und flauschig aus der Waschmaschine – und ist dennoch womöglich mit Keimen belastet. Die Bakterien können über die frische Wäsche auf den Menschen übertragen werden, wie Experten des Bonner Uniklinikums herausgefunden haben. Foto: dpa/Marcel Kusch

Über Waschmaschinen können auch Antibiotika-resistente Keime auf den Menschen übertragen werden. Das haben Experten in Bonn erstmals nachgewiesen. Für sensible Personengruppen sehen sie ein gewisses Risiko – aber keinen Grund zur Beunruhigung der Bevölkerung.

Bonn/Dortmund - Resistente Bakterien können einer Untersuchung zufolge über die saubere Wäsche aus der Waschmaschine auf den Menschen übertragen werden. „Wir haben erstmals nachgewiesen, dass es durch eine Waschmaschine auch zur Übertragung von Antibiotika-resistenten Keimen auf den Menschen kommen kann“, schildert Martin Exner, Direktor des Hygiene-Instituts IHPH am Bonner Uniklinikum. Gegen solche Keime wirken Antibiotika nicht mehr oder nur noch eingeschränkt.

Konkret belegt haben die Forscher die Übertragung der Keime in einem Kinderkrankenhaus, in dem eine handelsübliche Waschmaschine benutzt wurde. Die Erkenntnis gelte auch für den häuslichen Bereich und könne dort für bestimmte Personengruppen Konsequenzen haben. Ihre Untersuchung stellten die Wissenschaftler im Fachmagazin „Applied and Environmental Microbiology“ vor.

Keine Gefahr für gesunde Menschen

Für gesunde Menschen, die eine normale Waschmaschine verwenden, habe das Ergebnis keine Folgen, sagt Studienleiterin Ricarda Schmithausen. Denn: „Für einen normal gesunden Menschen mit einem intakten Immunsystem besteht keine Gefahr durch resistente Erreger, selbst wenn er einen solchen Keim in seinen Schleimhäuten in sich tragen sollte.“

Ein potenzielles Risiko sehen die Forscher für empfindliche Personengruppen – abwehrgeschwächte Menschen, Schwerkranke, die chronische Wunden haben oder mit Dauerkathetern leben, Personen mit eiternden Verletzungen oder Infektionen sowie neugeborene Säuglinge.

Überall im Haushalt wimmeln krank machende Keime

Das bestätigt auch Markus Egert, Professor für Mikrobiologie und Hygiene an der Hochschule Furtwangen. An der Fakultät Medical and Life Sciences in Furtwangen beschäftigen sich Egert und sein Team unter anderem mit der Mikrobiologie im bebauten Umfeld des Menschen – also in der Wohnung. Dabei fokussieren sie sich zum Beispiel auf die Waschmaschine, Handys, Brillen oder Spülschwämmen.

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Küchenschwämme: Brutstätte für Bakterien

„Man weiß schon lange, dass Küchenspülschwämme stark mit Bakterien belastet sind“, erläutert Egert. „Wir haben molekularbiologisch untersucht, wie viele und welche Bakterien dort vorkommen. Dabei haben wir viel mehr Arten gefunden, als man immer gedacht hat.“ Insgesamt fanden die Forscher bis zu 54 Milliarden Bakterien pro Kubikzentimeter.

Egert: „Das ist etwa so viel wie in menschlichen Stuhlproben. Man schafft es nie, alle abzutöten. Von den Milliarden Bakterien bleiben immer ein paar Hunderttausend am Leben. Sie sind angepasst und dadurch härter im Nehmen. Wenn ich das ein paar Mal wiederhole, züchte ich mir unter Umständen eine Mikroflora heran, die für den Menschen gefährlich ist.“

Gefahr von Salmonellen und Campylobacter in der Küche

Laut Egert seien nicht zu viele Keime das Problem, sondern diejenigen, die Krankheiten auslösen können. „In der Küche geht es meist um Magen-Darm-Infektionen. Wobei wir bei unserer Schwammanalyse auch Bakterien gefunden haben, die Blutvergiftungen oder Lungenentzündungen auslösen können. Grundsätzlich besteht in der Küche natürlich auch die Gefahr, dass sich Salmonellen oder Campylobacter ansiedeln. Das sind typische Durchfall-Erreger. Deshalb ist es so wichtig, mit dem Geflügelmesser nicht das Brot zu schneiden.“

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Bakterien sind wichtig für die Gesundheit

Nach übereinstimmender Aussage der Forscher brauchen Menschen Bakterien, um gesund zu leben. Andererseits gebe es aber auch Bakterien, die krank machen. Man sollte es daher von den Lebensumständen abhängig machen.

„Ein gesunder Single, der nur ein paar Mal pro Woche in seiner Wohnung ist, muss nicht jeden Abend das Handy mit einem chemischen Hygienereiniger putzen, betont Mikrobiologe Egert. „Wenn ich meine bettlägerige, geschwächte Mutter zu Hause pflege, muss ich stärker auf Hygiene achten. Nur hysterisch sollte man nicht werden. Ich muss mir nicht jedes Mal die Hände waschen, wenn ich jemandem die Hand geschüttelt habe.“