Mit einer modernen Heizung lässt sich Energie einsparen. Die KfW hat ein entsprechendes Programm für zinsverbilligte Kredite. Foto: dpa

Was eine Bank alles von einem Hausbesitzer wissen will, weil er ein Darlehen für den Einbau einer Heizung möchte. Manchmal gibt es ungeahnte Stolpersteine auf dem Weg zu einem Förderkredit.

Stuttgart - Der Ärger über den missglückten Versuch, einen Förderkredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zu erhalten, ist noch nicht verraucht. Hans Müller (Name geändert) fühlt sich ungebührlich behandelt. Als der 66-Jährige bei seiner Hausbank, der Sparda-Bank Baden-Württemberg, vorstellig wird, um einen Kredit der staatlichen Förderbank für energieeffizientes Sanieren zu beantragen, rechnet er nicht mit Schwierigkeiten. Der Rentner möchte in seinem Mehrfamilienhaus eine neue Heizung einbauen lassen. Kosten: 17 000 Euro. Eine einfache Sache, denkt er sich. Die Bank kennt seine Rente und seine Mieteinnahmen, das Haus in guter Lage hat seinen Wert. Was sollte da schiefgehen?

Im Verlauf des Gesprächs legt der Bankberater dann eine lange Liste an persönlichen und objektbezogenen Unterlagen auf den Tisch, die Müller für den Förderkredit beibringen sollte. Spätestens beim Punkt „letzter vorliegender Einkommensteuerbescheid mit allen Seiten vom Finanzamt“ ging das Müller entschieden zu weit: „Die wollen ja alles von mir wissen.“ Wegen eines Förderkredits von 17 000 Euro.

Am nächsten Tag, sagt Müller, meldet sich die Bank bei ihm und erklärt am Telefon, dass sie fast auf alle Unterlagen verzichten könne, wenn er die Heizung statt mit einem Förderkredit mit einem Sparda-Modernisierungsdarlehen finanzieren würde. Kleiner Unterschied: Beim Förderkredit liegt der jährliche Zins bei 0,75 Prozent, beim Sparda-Kredit bei 3,0 Prozent. Als klar wird, dass die Bank beim Förderkredit nicht mit sich handeln lässt und auf den umfangreichen Unterlagen besteht – vom Einkommensteuerbescheid über alle Mieteinnahmen und Kreditverträge bis hin zum Lageplan mit Flurstücksnummern – entscheidet Müller, auf den Kredit zu verzichten. Für die Heizung geht er an „unseren Notgroschen“, bezahlt die Sanierung aus „unserer Rücklage für alle Fälle“.

Die Förderbank übernimmt nicht die Haftung

Was der Rentner nicht verstehen kann: Die meisten Unterlagen, die er bringen soll, fordert nicht die KfW, sondern seine Hausbank an. „Die Regierung möchte, dass Hausbesitzer etwas für den Klimaschutz tun, und legt Förderprogramme auf – und dann werden einem Steine in den Weg gelegt“, schimpft Müller.

Den Verdacht, die Sparda-Bank wolle keinen Förderkredit vermitteln, weist die genossenschaftliche Bank weit von sich. „Wir sind seit Jahren einer der größten Förderkreditvermittler für Privatkunden in Baden-Württemberg“, sagt ein Sparda-Bank-Sprecher. „Es gehört zu unserem Förderauftrag, unsere Mitglieder mit Krediten zu versorgen“, betont Ralf Gebhardt, Bereichsleiter für das Kreditgeschäft. „Wir prüfen grundsätzlich, ob bei der Finanzierung ein Förderkredit mitaufgenommen werden kann.“ Die Misstöne im Beratungsgespräch bedauert die Bank. Ihr Vorgehen begründet sie mit gesetzlichen Vorgaben. Genauer mit der Wohnimmobilienkreditrichtlinie (WIKR). Weil der Kunde seine Heizung mit einem Förderdarlehen finanzieren wollte, besteht die Sparda-Bank darauf, dass der Kredit grundpfandrechtlich abgesichert wird. Denn die Förderbank stellt zwar die Mittel für die Finanzierung, übernimmt aber nicht die Haftung. „Die Haftung trägt die vermittelnde Bank“, betont der Sprecher der Sparda-Bank.

Kein Anspruch auf einen Förderkredit

Wenn ein Darlehen mit einer Grundschuld zugunsten der Bank abgesichert wird, ist es im Sinne der WIK-Richtlinie ein sogenanntes Immobiliar-Verbraucherdarlehen. „Hier müssen wir sehr intensiv die sogenannte Kreditwürdigkeitsprüfung vornehmen“, sagt Ralf Gebhardt, um sicherzustellen, dass der Kunde das Darlehen auch vollständig zurückzahlen kann. Dazu fordere die Sparda-Bank all die persönlichen Unterlagen an.

Verzichtet der Kunde auf das Förderdarlehen, kann ihm die Bank ein einfaches Verbraucherdarlehen anbieten, das nicht grundpfandrechtlich abgesichert ist. Hier prüft die Sparda-Bank die Kreditwürdigkeit anhand von gewissen Kennzahlen sowie über das Kontoverhalten des Kunden. Weil auf die Grundschuld verzichtet wird, ist das Darlehen aber teurer als ein Förderkredit.

Was viele Verbraucher nicht wissen: Banken sind nicht verpflichtet, Förderkredite anzubieten, und es gibt keinen rechtlichen Anspruch der Kunden auf einen Förderkredit. Die KfW rät Kunden, mit mehreren Banken zu verhandeln, um die für sie besten Konditionen zu erzielen oder einen einfacheren Weg zum KfW-Kredit zu finden.

Kreditinstitute rechnen mit spitzerem Bleistift

Schwierigkeiten, wie sie Hans Müller erlebt hat, tauchen immer wieder auf. Von einer Tendenz mag noch niemand in der Branche sprechen. Im Zuge von Niedrigzinsen und steigendem Kostendruck durch die gesetzliche Auflagen und die Digitalisierung müssten Kreditinstitute mit spitzerem Bleistift rechnen, heißt es gleichwohl. Förderkredite unter 20 000 Euro rechneten sich kaum, obwohl Banken für die Bearbeitung eine „auskömmliche Marge“ von der Förderbank erhalten, wie die KfW betont.

Hans-Peter Burghof, Finanzmarktexperte an der Universität Hohenheim, sieht die Entwicklung kritisch. Bei einem Kredit von 17 000 Euro verdiene eine Bank nicht viel, sagt er und ergänzt: „Die Wohnimmobilienkreditrichtlinie macht den Kreditvergabeprozess bürokratischer und teurer.“ Geschäfte, die sich für Verbraucher eignen, würden schwieriger. Die Richtlinie sei ein „typischer Fall von misslungener, fehlgeleiteter Regulierung“. Niels Nauhauser erkennt Schwachstellen in der Förderpolitik. „Die Vergabe staatlicher Leistungen durch private Anbieter bringt Probleme mit sich, welche die Politik im Blick haben muss“, sagt der Finanzexperte der Verbraucherzentrale in Baden-Württemberg. „Wenn private Anbieter es aus Gründen der Gewinnmaximierung vorziehen, statt bedarfsgerechter günstiger staatlicher Förderkredite teurere eigene Kredite zu verkaufen, wirft dies kein gutes Licht auf die derzeitige Marktorganisation.“