Das „Haus Foto: Christoph Kutzer

Mit einem Aufstellungsbeschluss beginnt im Stuttgarter Westen die Planungsphase für ein neues „Haus im Süden“. Es muss zahlreichen Vorgaben gerecht werden.

S-West - Das „Haus im Süden“ am oberen Ende der Rotebühlstraße hat schon bessere Tage gesehen. Der Putz der Hauptgebäude wirkt schmuddelig, das Gelände wenig einladend, der einstöckige Erweiterungsbau ist architektonisch so wenig eingebunden, dass er fast wie ein Provisorium anmutet. Dabei sollen hier Menschen lernen, sich wohler zu fühlen. Eine Sanierung des 1960 als Wohnheim in Betrieb genommenen Gebäudes, dass von der Caritas für die Therapie von Suchtkranken genutzt wird, ist nicht mehr sinnvoll. Bereits 2018 hatte der Verband eine Machbarkeitsstudie für einen Neubau erstellen lassen. Die geht allerdings vom bisherigen Planungsrecht aus, das eine Nutzung als Reha-Einrichtung nicht erlauben würde.

Wichtige Stäffele

Am Dienstag stellte Claudia Fuhrich vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung die Ausgangslage für einen neuen Bebauungsplan im Bezirksbeirat West vor. Hoffnungen auf eine schnelle Umsetzung dämpfte sie indes von vornherein: Der anstehende Aufstellungsbeschluss sei der Startschuss für ein Verfahren, dass bis zu zwei Jahre dauern könne. Dann allerdings dürfte am Standort Rotebühlstraße 191 ein neues „Haus im Süden“ stehen, dass die Belange aller betroffenen Parteien sowie die baulichen und ökologischen Gegebenheiten berücksichtigt. So soll der Neubau so ausgerichtet sein, dass er die bestehende Kaltluftschneise begünstigt, Baumbestand und Fußwege, sowie die Grünanlage Reinsburgstraße sollen erhalten bleiben. Andreas Huber von der FDP verweist in diesem Zusammenhang auf die Bedeutung der Stäffele vom Hasenberg hinab. Sie würden als Verbindung in Richtung Rotebühl- und Schwabstraße genutzt, die man unbedingt erhalten müsse.

Ein Anliegen, das gleich von mehreren Bezirksbeiräten thematisiert wird, sind Anwohnerstellplätze in der geplanten Tiefgarage. Auch eine Ladestation für E-Fahrzeuge wird gewünscht. „Wir können das der Caritas vorschlagen“, so Fuhrich. Im Bebauungsplan könne die Schaffung der Parkplätze für Anlieger nicht eingefordert werden, es sei aber möglich, einen städtebaulichen Vertrag mit der Caritas abzuschließen, um diesen Punkt festzuhalten. Die Nachfrage von Paul Russmann (SÖS/Linke-Plus), wie es um Photovoltaik auf dem Gebäudedach stehe, kann Fuhrig positiv beantworten: Man werde eine Dachbegrünung fordern, die auch die Installation einer Solaranlage erlaube.

Dass die Neuordnung des Planungsgebiets nicht nur eine Verbesserung für das „Haus im Süden“, sondern für das gesamte umgebende Wohngebiet bedeutet, darin ist sich das Gremium einig. Bei Sebastian Scheible (CDU) löst die Menge an Vorgaben und Forderungen, die mit der Beplanung verbunden sind, allerdings eine gewisse Skepsis aus. „Wir sollten aufpassen, dass die Caritas diese wichtige Einrichtung am jetzigen Standort erhält“, gibt er zu bedenken. Er fürchtet, zu viele Auflagen könnten den Gedanken an einen anderen Bauplatz wecken. Am Ende stimmt der Bezirksbeirat der Vorlage für den Aufstellungsbeschluss zur Bebauung mit großer Mehrheit zu.

Woher kommt der Name?

Nur Julia Ebling (Grüne) treibt noch eine Frage um: Warum heißt die Einrichtung im Westen eigentlich „Haus im Süden“? Die Caritas, erklärt Fuhrig, habe eine eigene Einteilung der Stadtbezirke, die sich nicht mit der offiziellen Aufteilung decke. Ihr entspringe die irritierende Namensgebung.