In seinem Element: Filmvorführer Thomas Eilenstein Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Ein besonderes Kinoerlebnis verspricht das Haus der Geschichte an diesem Sonntag: „Die Konferenz der Tiere“ in einer Fassung aus den 60er Jahren als Beitrag zur aktuellen Ausstellung.

Stuttgart - Kennen Sie das noch? Ein ratternder Projektor, mysteriöse Zeichen auf der Leinwand und – wenn der Vorführer nicht aufpasste – ein wandernder Fussel im Bild. So war Kino früher, als die Filme noch nicht digital abgespielt wurden.

Ein Kinoerlebnis für kleine und große Besucher wie in den 60er Jahren verspricht das Haus der Geschichte an diesem Sonntag (4. März), wenn es im Rahmen seiner sehenswerten 60er-Jahre-Ausstellung um 15 Uhr den 1969 entstandenen Zeichentrick-Klassiker „Die Konferenz der Tiere“ zeigt.

Filmvorführer Thomas Eilenstein kennt sich mit der alten Technik aus. Er steht im Vorführraum ganz hinten im Vortragssaal im Untergeschoss des Museums und zeigt die beiden großen Projektoren, auf denen sich 35- und 16-Millimeter-Filme abspielen lassen. Die großen Rollen werden auf die wie Krakenarme abstehenden Halterungen aufgesetzt und der am Rand perforierte Film eingelegt. Aus 24 Standbildern pro Sekunde entsteht dann das Filmerlebnis – vereinfacht gesagt.

Technisch waren die 60er eine „dunkel Phase des Kinos“

Eine besondere Herausforderung ist es, wenn eine Rolle zu Ende geht und am Nachbarprojektor die neue Rolle so gestartet werden muss, dass der Zuschauer den Wechsel nicht bemerkt – dafür gibt es übrigens die mysteriösen Zeichen. „Ich habe mir das selbst erarbeitet“, sagt Eilenstein, der während des Studiums im Kommunalen Kino arbeitete und von damals die alten Projektoren kennt. Die Besucher am Sonntag können einen Blick in den Vorführraum werfen, und Eilenstein erklärt auch gerne, wie’s funktioniert. „Sehr ungewöhnlich und ganz toll“ findet Reiner Hoff, Vorstandssprecher des Landesverbands Kommunaler Kinos Baden-Württemberg, das Filmerlebnis, das die Besucher am Sonntag erwartet.

Allerdings stellte die Anfrage des Hauses der Geschichte ihn vor eine schwierige Aufgabe. Einen für Kinder geeigneten Film aus den 60er Jahren zu finden, den es bei Verleihen oder Archiven noch analog auf der 35-mm-Rolle gibt – „das war total schwierig“. Zum Schluss habe er eine Liste von etwa 20 Filmen gehabt. Herausgesucht wurde schließlich der Kinderfilm „Pippi Langstrumpf“, der vor zwei Wochen gezeigt wurde – wegen eines Fehlers des Verleihs aber nicht in analoger Fassung – und eben die „Konferenz der Tiere“ als erster abendfüllender deutscher Farb-Zeichentrickfilm nach dem Roman von Erich Kästner. „Die 60er Jahre waren eine dunkle Phase des Kinos“, sagt Hoff, durch das Aufkommen des Fernsehens habe es wenige qualitätsvolle Filmproduktionen gegeben. „Kaum ein gewerbliches Kino hat heute noch 35-mm-Projektoren“, weiß der Experte. Die Filme würden über hochverschlüsselte Festplatten abgespielt. „Da brummen der Server und der Beamer“, sagt er.

Die Vorführung hat „musealen Charakter“

Nur in Kommunalen Kinos gebe es neben der neuen Technik noch 35-mm-Projektoren. Ob es eine Renaissance der alten Technik gibt wie etwa bei der Schallplatte, bezweifelt Hoff jedoch. Gerade deshalb habe die Vorführung am Sonntag einen „hohen Reiz“ und „musealen Charakter“ – für ihn jedenfalls gehören die Geräusche aus dem Vorführraum, die Umblendzeichen und auch der Fussel („Daran kann ich mich ergötzen“) zu einem alten Film. „Das passt nicht, wenn man das digitalisiert ohne Alterserscheinungen sieht“, sagt er.

Und auch wenn der Projektor rattert, aktuell ist die Botschaft der „Konferenz der Tiere“ allemal: Eine Gruppe von Tieren beschließt, die Menschen zu zwingen, Lösungen für ihre selbst verursachten Probleme wie Kriege, Hungersnöte und Umweltzerstörung zu finden und weltweit Frieden zu schließen.

Die Veranstaltung beginnt am Sonntag, 4. März, 15 Uhr, im Haus der Geschichte, Konrad-Adenauer-Straße 16. Vor der „Konferenz der Tiere“ ist ein Kurzfilm mit dem Kleinen Maulwurf zu sehen. Der Eintritt kostet 3 Euro.