Paul Achleitner, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Deutschen Bank, spricht auf der Hauptversammlung des Kreditinstituts. Foto: dpa

Nach einem turbulenten Jahr kämpft die Deutsche Bank um bessere Zeiten. Altlasten und Skandale lähmen den Neuanfang. Der runderneuerte Vorstand zeigt sich dennoch zuversichtlich.

Frankfurt/Main - Die Deutsche Bank treibt den Abbau ihrer zahlreichen juristischen Altlasten mit Hochdruck voran. „Bei aller Vorsicht sehe ich uns - was unsere Rechtsstreitigkeiten angeht - allmählich auf der Zielgeraden“, sagte Vorstandschef John Cryan am Donnerstag bei der Hauptversammlung des Dax-Konzerns in Frankfurt. „Wir sind zuversichtlich, in diesem Jahr noch einige wichtige Verfahren abschließen zu können.“

In den vergangenen Jahren kosteten Rechtsstreitigkeiten Deutschlands größtes Geldhaus gut 12 Milliarden Euro - unter anderem wegen der Beteiligung an Zinsmanipulationen (Libor), umstrittenen Hypothekengeschäften und Verstößen gegen Handelssanktionen. Für noch drohende Strafen hat die Bank nach letzten Angaben weitere 5,4 Milliarden Euro zurückgelegt. „In diesem Jahr rechnen wir noch einmal mit weiteren Belastungen“, bekräftigte Cryan.

Aufsichtsratschef Paul Achleitner versicherte, die Bank werde bei der Aufarbeitung von Skandalen auch nach dem Rücktritt von Chefaufklärer Georg Thoma nicht nachlassen: „Wir alle im Aufsichtsrat sind uns einig, dass die Altlasten und andere mögliche Verfehlungen auch künftig konsequent aufgearbeitet und daraus Lehren gezogen werden.“

Turbulenzen im Aufsichtsrat

Thoma hatte Ende April nach öffentlicher Kritik seinen Rücktritt erklärt. „Leider gab es am Ende im Aufsichtsrat unterschiedliche Vorstellungen. Dabei ging es weniger um den Inhalt, als vielmehr um die Form der Prüfungshandlungen“, erklärte Achleitner. „Das Vertrauensverhältnis war derart belastet, dass der Rücktritt von Herrn Thoma schließlich im Interesse des Unternehmens war.“

Dem Juristen Thoma, den Achleitner erst 2013 für den Aufsichtsrat gewonnen hatte, waren „Übereifer“ und „juristische Selbstverwirklichung“ vorgeworfen worden. Mit seinen Alleingängen habe er alle übrigen 19 Aufsichtsräte gegen sich aufgebracht.

Die Turbulenzen im Aufsichtsrat kurz vor dem Aktionärstreffen hatten auch die Kritik an Achleitner befeuert. Dem seit Juni 2012 amtierenden Chefkontrolleur wird vorgeworfen, für eine schleppende Aufarbeitung der Altlasten mitverantwortlich zu sein. Zudem habe er zu lange am Investmentbanker Anshu Jain als Co-Chef festgehalten.

Jain war nach einer Schlappe beim Aktionärstreffen vor einem Jahr zum 1. Juli 2015 von Cryan abgelöst worden. Der Brite übernimmt mit Ablauf der diesjährigen Hauptversammlung die alleinige Führung. Co-Chef Jürgen Fitschen verlässt den Vorstand, der 67-Jährige wird die Bank aber weiterhin im Geschäft mit Unternehmen in Deutschland und Asien unterstützen.

Rekordverlust im vergangenen Jahr

Nach dem Rekordverlust von 6,8 Milliarden Euro im vergangenen Jahr und dem radikalen Umbau der Führungsebene arbeitet die Bank hart an einer Trendwende. „Wir sind noch nicht dort, wo wir sein wollen“, räumte Achleitner ein. „Unser Image in der Öffentlichkeit muss noch deutlich besser werden.“

Der Chefkontrolleur betonte jedoch: „Nach allen Turbulenzen des vergangenen Jahres sind wir hier im Aufsichtsrat nun zuversichtlich, dass die Deutsche Bank in die richtige Spur gekommen ist.“ Der neue Vorstand komme auf dem Sanierungskurs gut voran. Er persönlich sehe für einen Rückzug keinen Anlass: „Ich stehe zu meiner Pflicht und Verantwortung.“

Deutschlands größtes Geldhaus streicht unter anderem im eigenen Haus unter dem Strich 9000 Arbeitsplätze, 4000 davon in Deutschland. Bis Ende 2017 will die Deutsche Bank ihr Filialnetz im Heimatmarkt um knapp ein Drittel auf 500 Standorte schrumpfen, aus etlichen Auslandsmärkten zieht sich der deutsche Branchenprimus ganz zurück.